Kultur mit Kind, Schöne Dinge

Das ist kein Wohlfühlbuch

Beengend

Neulich saß ich in einem meiner Lieblingskaffeehäuser, hatte das Kind im Tascherl vor dem Bauch, und trank einen Espresso. Als ich so durch die Gegend schaute, wurde mir ganz wunderlich. Die Frau mir gegenüber sah höchst verdächtig nach Judith Hermann aus.
Wie wunderbar und aufregend, dachte ich. Und nahm mir vor, gleich zuhause angekommen, mit ihrem neuen Buch anzufangen.

Die ersten Seiten von „Aller Liebe Anfang“ sind zauberhübsch. Endlich wieder neue Zeilen lesen von der Frau, die in so schöner Sprache schreibt. So klar. So eindeutig. Abend für Abend lese ich weiter. Und merke: Es ist schwer. Es wird schwerer. Dieses Buch ist nicht gut zu mir. In die Geschichte find ich schwer rein. Will schwer drinnen bleiben. Hermann schreibt von Stella und Jason. Von einem Einfamilienhaus, in dem keiner bleiben will. Von dem Kind des Hauses. Von Ava. Und von einem Mann, der jeden Tag vor der Tür steht. Und von den Gefühlen drumherum.

Abend für Abend probiere ich tiefer in die Geschichte einzutauchen. Bewundere ihre Sprache und finde das Ganze doch ziemlich unerträglich. Beklemmend. Erdrückend. Schleppend. Und fühle mich ein bisschen unfähig, weil ich nicht vorankomme. Mit dem Lesen. Immerhin ist sie doch wirklich großartig, diese Autorin. Und ich hab sie gesehen. Auch wenn ich mich nicht getraut habe, zu fragen, ob sie es wirklich ist, und die letzte Gewissheit nicht hatte.

Nun frage ich mich schon seit ein paar Tagen, ob ich ihn zu Ende lesen soll, ihren ersten Roman? Ob ich etwas verpasse? Oder einfach wegpacken, weiterschenken und besser noch mal ihre lieb gewordenen Kurzgeschichten hervorkramen. Was meint ihr?
Es ist: Wirklich kein leichtes Unterfangen. 
Es dauert: Sehr, sehr lange. 
Es kostet: Viel Kraft.
Es hat mich fasziniert: Ihr Umgang mit Sprache. Und ihre Bilder.
Empfehlung: Für hartgesottene Fans mit viel Zeit.
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