Kultur mit Kind, Nachgefragt

Liebeserklärung an das Lesen

Den Blick auf die positiven Dinge lenkt die Journalistin Andrea mit ihrem Blog „Runzelfüßchen„. Diese Liebe zu Tochter und Leben lässt sich auch wunderbar auf das Lesen übertragen, wie das Interview zeigt.

Kannst Du bitte Dich, Dein Kind und Deinen Blog kurz vorstellen.
Ich bin Andrea, arbeite als freie Journalistin und blogge auf „Runzelfüßchen“ über das Leben mit Baby und die schönen Momente dabei. Meine Tochter, das Runzelfüßchen, ist jetzt ein Jahr alt. Und ich finde, trotz all dem Stress und der anstregenden Zeit, die mit diesem neuen Leben als Familie einhergehen, jeden, wirklich jeden Tag passieren doch auch tolle Sachen. An denen halte ich fest und schreibe sie in meinem Blog auf. Wie sich schon erkennen lässt, bin ich sehr lebensbejahend und lebensfroh, ich lache gern und viel und schreibe unheimlich gern. Seit meine Tochter auf der Welt ist hat sich mein Leben total verändert, darüber muss ich doch einfach berichten.

Was bedeutet Lesen für Dich?
Lesen ist elementar für mich. Seit ich lesen kann, habe ich IMMER, immer ein Buch dabei. Ohne aus dem Haus zu gehen würde mir nicht einfallen, regelrecht nackt würde ich mich fühlen. Meine Liebe zu Büchern hat auch während meines Studiums der Neueren deutschen Literatur nicht gelitten, vermutlich aber auch deshalb, weil ich mich auf den Bereich Kinder- und Jugendliteratur konzentriert habe. Beste Voraussetzungen also, meinem Runzelfüßchen zukünftig jede Menge Bücher aufzuquatschen, die ich mag und die sie UNBEDINGT lesen sollte. Ich bereite mich schon jetzt darauf vor, dass das wohl nach hinten losgehen wird.

Wie hat sich Deine Art zu lesen seit der Geburt Deines Kindes verändert? 
Klar, seit das Runzelfüßchen auf der Welt ist, habe ich nicht mehr soviel Zeit mal einfach dann zu lesen, wann ich es will. Aber, ich lese immer noch sehr viel. Meist nutze ich die Zeit nachdem ich das Runzelfüßchen ins Bett gebracht habe. Wenn sie schläft, dann bleibe ich einfach bei ihr und lese, lese, lese.

Welche Bücher sollte jede Mutter lesen, und warum?
Hach, so ein richtiger Freund von sollte/müsste bin ich ja nicht. Aber ich gebe gern eine Empfehlung ab: Ich habe gerade „Eine späte Familie“ von Zeruya Shalev zuende gelesen. Und ich kann kaum beschreiben wie sehr mich dieses Buch berührt hat. Es geht um Familiengeflechte und Verlustangst und ich, als frische Mama musste das ein oder andere Mal schlucken. Klar, die Beziehung zu meiner Tochter kann sich ganz anders gestalten, aber was wenn nicht. Wie werde ich mich fühlen, wenn meine Tochter 15 ist und in der Pubertät steckt. Oder wenn ich Oma bin… Ohne diesen Elternbezug kann ich immer nur José Saramago empfehlen, er ist schlicht mein Lieblingsautor.

Welche Bücher möchtest Du Deinem Kind mitgeben? Und welche Lieblingsbücher hat das Runzelfüßchen vielleicht schon?
Ich habe kein ausgesprochenes Lieblingskinderbuch. Aber ich wünsche mir, dass meine Tochter starke Mädchen bevorzugen wird. „Lady Punk“ von Dagmar Chidolue, „Pippi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren oder „Gretchen Sackmeier“ von Christine Nöstlinger, das ist alles weit weg. Aber dennoch, solange meine Tochter nicht nur Prinzessinnenbücher lesen möchte bin ich froh.
Momentan ist das Runzelfüßchen natürlich noch viel zu klein um echte Lieblingsbücher zu haben. Was mir aber auffällt: Sie bekommt jetzt, mit einem Jahr, schon wahnsinnig gern vorgelesen. Sie krabbelt zu ihren Büchern und angelt sich eines heraus, dann zurück auf meinen Schoß. Sie will Bücher angucken und meine Stimme hören, das macht mich schon jetzt sehr glücklich.

Welches Buch möchtest Du selbst gerne schreiben?
Lustigerweise werde ich immer wieder gefragt, ob ich denn nicht mal ein Kinderbuch schreiben möchte, weil ich das eben studiert habe. Aber eigentlich habe ich da keine Ambitionen. Vielleicht ändert sich das aber auch, wenn meine Tochter größer wird. Eine moderne „Pippi Langstrumpf“, das wäre doch irgendwie ganz reizvoll, oder?

Und was ist das beste Buch, dass Du die letzten beiden Jahre gelesen hast?
Was für eine unglaublich schwierige Frage. Ich lese eben enorm viel, da ist auch viel Gutes dabei. Neben oben genanntem Buch „Späte Familie“ hat mich auch „Lieber Osama“ von Chris Cleave sehr beeindruckt. Die Bücher von Saramago sind alle toll, „Die Stadt der Blinden“ aber auch „Die Stadt der Sehenden“ lässt einen lange nicht los. „Chuzpe“ von Lilly Brett mochte ich gern, „Der Junge im gestreiften Pyjama“ von John Boyne hat mich berührt. Für die leichteren Momente lese ich gern Helge Timmerberg und bei Krimis verlasse ich mich auf die Skandinavier. Jo Nesbo oder Arnaldur Indridason lese ich gern auf Englisch, um mal etwas Abwechslung hineinzubringen. Wie gesagt, es gibt so viele tolle Bücher!

Was möchtest Du unbedingt noch loswerden?
Lest! Für euch selbst, für eure Kinder. Egal wie trubelig der Alltag ist, es tut gut sich solch eine Auszeit zu nehmen. Wenn die Kids noch ganz klein sind, dann geht auch einfach laut vorlesen. So hören sie eure Stimme und ihr kommt mit eurem Buch weiter. Mir ist lesen unglaublich wichtig, das möchte ich gern an meine Tochter weitergeben. Und, neben dem Lesen genauso wichtig: Nehmt den Alltag mit Humor. Denn ja, es ist ganz oft ganz doof, aber ganz oft auch ganz toll! Es kommt nur auf die Sichtweise an.

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