Kultur mit Kind, Meinung

Mein unsportliches Ich und der Wettbewerb / Über die Bundesjugendspiele

Vor einigen Tagen hat Christine von Mama arbeitet eine Petition ins Leben gerufen zur Abschaffung der Bundesjugendspiele. Los ging es mit einem Tweet, dass ihr Kind unglücklich war über eine zu geringe Punkteanzahl bei eben dieser.
Sie tat mir ein bisschen leid, weil es eben immer traurig ist, wenn das eigene Kind traurig ist und man nichts dagegen machen kann. Als Mutter. Weiterverfolgt habe ich es nicht. Vorerst. Bis dann eben überall Stimmen dafür und dagegen auftauchten, und dann plötzlich diese Petition gegen die Bundesjugendspiele.

Zum Glück gibt es weiche Bälle

Ich gestehe: Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, worum es da eigentlich geht. Die Bundesjugendspiele.  Ich bin Österreicherin. In meiner Schule hatten wir ein paar bunte Tage, in den letzten Schulwochen. Ich kann mich noch erinnern, dass an einem Tag die Eltern mit in die Schule durften und meine Mutter wunderschöne Bäume malte. An eine große Leinwand in meiner Schule. An Sport erinnere ich mich nicht. Wahrscheinlich weil ich mich nie für diese Gruppen angemeldet habe. Ich erinnere mich daran, dass ich unsportlich war. Schon damals. Und das die Beliebtheitsskala beim Völkerball neu sortiert wurde. Dass man, wenn man nicht so flink war, häufig als Vorletzte gewählt wurde. Ich war klein. Ich war langsam. Ich war unsportlich. Ich wurde schnell abgeschossen. Und ich wurde, natürlich, spät gewählt.
 Und wenn ich mal nicht getroffen wurde, habe ich immer gehofft, dass es bald passiert. Denn: Ich hatte Angst vor Bällen. Die Vorstellung, dass es bei uns so etwas wie „Bundesjugenspiele“ gegeben hätte, macht mir heute noch Angst. Dinge machen, die man nicht kann und dafür ein paar Pünktchen kassieren und ein kleines Siegerurkündchen dazu. Um Gottes Willen. Einen Zettel der bescheinigt, dass man es nicht geschafft hat. Wahrscheinlich hätte ich fleißig geschwänzt. Ich bin in der glücklichen Lage, dass mich meine Eltern dabei unterstützt hätten.
Bewegt habe ich mich trotzdem: Im Turnverein, beim Reiten, später sogar bei dem einen oder anderen Ballspiel. Ich war nicht schnell. Ich war nicht mutig. Aber das musste ich auch gar nicht.
Die Vorstellung, dass Jahr für Jahr Kinder durch so etwas getrieben werden, finde ich gruselig. Und somit werde ich gleich zum zweiten Mal in meinem Leben eine Petition unterschreiben. Nicht weil Kinder sich nicht bewegen sollen. Sondern weil Kinder Freude daran haben sollen.  Und ich gegen die Botschaft: „Das Leben ist hart“ bin. Beim Sport und anderswo.

Wie seht Ihr das?

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