Familienrollen, Kultur mit Kind

„Es ist alles gut und ich freue mich über jeden neuen Erdenmenschen“. / Kinderwunsch und das Leben mit der Kinderlosigkeit in den Familienrollen

Wie fühlt es sich an, wenn alle im Freundeskreis Kinder kriegen, man selbst aber nicht? Welche Fragen da auftauchen und was sie sich von ihrem Umfeld wünscht, hat mir Eni verraten: 38, 12 Jahre verheiratet und kinderlos. 

Auf Deinem Blog schreibst Du Berührendes über Deinen Alltag. Du schreibst von Deinem Leben als Frau, die im Job engagiert ist, verliebt in den Mann und in das Leben. Du schreibst auch darüber, dass Eure Familie nur aus zweien besteht. Du bist kinderlos. Warum?

Foto: Eni Nexyt

Das Leben zu zweit ist großartig! Aber ein Leben zu zweit kann man noch steigern, indem man aus Zweien vielleicht Drei macht. So dachten wir. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, erst spät Kinder in die Welt zu setzen, da war ich etwa 35. Nun, drei Jahre später, wissen wir, dass es nicht sein soll. Einiges haben wir probiert, aber das Schicksal wollen wir nicht weiter herausfordern. Manche Dinge sollen einfach so sein, wie sie sind. Und da wir es nicht besser wissen: Das Leben zu zweit wird auch weiterhin wundervoll sein 😉 Und wer weiß – unverhofft kommt ja bekanntlich oft.

Wir haben uns erst einmal gesehen, aber damals ist mir aufgefallen, dass Du sehr liebevoll zu kleinen Kindern bist. Wie lebst Du diese Kinderliebe, die ja zweifelsfrei vorhanden ist, in Deinem Alltag aus?

Bis auf zwei, haben all meine Mädels mittlerweile Kinder – das ist toll und ich bin sehr glücklich darüber, dass Mutter Natur es so gut mit meinen Liebsten meint! Nicht ganz uneigennützig behaupte ich, dass das meine kleine Spielwiese ist. Ich bin stolze Patentante einer großartigen kleinen Maus, bin eng mit familieberlin befreundet und miniberlin ist eine echte Kumpeline geworden . Außerdem habe ich Nichten und Neffen. Also: Ich bin sehr gut versorgt.

Frauen ab 30, die keine Kinder haben, werden ja meist relativ häufig darauf angesprochen, wie es denn nun aussieht mit der Familienplanung. Wie gehen Du und Dein Partner damit um?

Unsere Freunde fragen das nicht, weil wir mit ihnen ganz offen über das Thema sprechen. Sie wissen, dass es schwierig ist. Es ist keine Schande, keine Kinder zu haben – egal aus welchem Grund. Und dass es nicht klappt, ist keine Schwäche. Mutter Natur hat es bis jetzt einfach nicht für uns vorgesehen. Problematischer ist da schon die Familie. Sie fragt andauernd: Wann ist es denn endlich soweit? Ihr seid ja mittlerweile schon viel zu alt! Und so weiter und so fort. Das nervt schon manchmal. Ehrlich gesagt wissen sie nicht so genau, wie es um „unsere Situation“ steht. Das ist irgendwie zu emotional. Für meine Eltern wird das unvorstellbar sein, denn ich komme aus einer sehr fruchtbaren Familie 😉 Und wenn mich ferne Bekannte oder Fremde  fragen sage ich meist: Ich habe ja noch Zeit.

Du hast schon mehrmals darüber geschrieben, dass die meisten Deiner Freundinnen nun Kinder haben. Vor welche Herausforderungen stellen Euch diese unterschiedlichen Lebensmodelle?

Foto: Eni Nexyt

Da sprichst Du ein wichtiges Thema an. Wir haben einen großartigen und liebevollen Freundeskreis: Ich treffe meine Mädels sehr regelmäßig, mein Mann ist mal hier und mal dort unterwegs. Dass fast alle  Kinder haben, teilweise sogar schon das zweite, ist zauberhaft! Und natürlich ändern sich die Freundschaften. Alles andere wäre gelogen. Nicht unbedingt zum Negativen, es ist nur anders. Die Mädelsabende finden nun nicht mehr wöchentlich statt, das Planen wird zu einem „Lass mal den Termin anpeilen und dann schauen wir.“ Bis hin zu spontanen Absagen. Das ist nicht schlimm, darauf stellen wir uns ein. Was ich sehr bewundernswert finde: die Mädelsabende laufen so ab wie früher: Keine „über-Baby-Gespräche“, sondern die Mädels tauchen in ihr „früheres Leben“ ein und es ist, als wäre nichts gewesen. Trotzdem merke ich eine Veränderung, und zwar in mir: Obwohl sich alles ganz schön und richtig anfühlt, sind es nicht die Mädels, deren Situation sich geändert hat, sondern meine. Ich bin nun „die andere“. Die, die keine Kinder hat und die Verständnis für all das haben muss und glücklicherweise hat. Dennoch ertappe ich mich dabei, dass ich mich manchmal nach Freunden ohne Kind sehne. Der alten Zeiten wegen? Vielleicht. Bei meinem Mann ist das irgendwie anders. Ich glaube, Männer nehmen die Veränderung von Freundschaften mit Kindern anders wahr.

„Du hast ja keine Kinder, das verstehst Du nicht“. – Es gibt sicher eine Menge Dinge die Eltern ihren kinderlosen Mitmenschen sagen. Manches kränkt Dich vielleicht. Welchen Umgang würdest Du Dir wünschen?

Darüber denke ich oft nach. Natürlich verstehe ich viele Sachen aus Sicht der Eltern nicht, woher auch. Wir haben ja keine Kinder. Andersrum hätte ich mehrere Wünsche: Schaut mich nicht so mitleidig an – für mich geht die Welt nicht unter, nur weil ich keine Kinder habe. Das Leben ist auch so lebenswert und wunderschön. Und fragt nicht ständig, wie ich mich fühle, wenn im Freundeskreis wieder ein wundervolles Baby geboren wird. Es ist alles gut und ich freue mich über jeden neuen Erdenmenschen. Schließlich kann ja keiner was dafür, dass es bei dem einen klappt und bei dem anderen nicht. Ich bin trotzdem „eine von euch“ und möchte als solche auch gesehen werden.

Welche Pläne hast Du für die Zukunft? 

Zukunftspläne zu schmieden gehört nicht zu meinen Stärken. Ich lebe gern im Jetzt. Obwohl – nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. Wir lieben das Reisen, die Welt will entdeckt werden. Unsere Reisen gehen wir etwas perspektivischer an, aber auch nur mit Blick aufs nächste Jahr. Es ist doch viel spannender, NICHT zu wissen, was kommt. Und was den Job betrifft – ich habe keine langfristigen Karrierepläne. Weiß aber, was ich nicht machen möchte und in welchem Metier ich mich wohlfühle. Erst wenn die Zeit fühlbar reif für was Neues ist, plane ich meine nächste berufliche Veränderung. Aber wer weiß, vielleicht ist Mutter Natur ja doch noch gnädig 😉

Hier geht es zum Blog thirty-ehrlich. Bilder wurden freundlicherweise von Eni zur Verfügung gestellt. 

Jeden Freitag wird hier nun ein Interview zum Thema „Außergewöhnliche Familienmodelle“ unter dem Schlagwort #familienrollen. Ihr kennt auch jemanden auf den das zutrifft, habt selbst eine Geschichte oder eine Idee, was Ihr unbedingt mal gerne lesen möchtet? Dann schreibt mir unter fruehesvogerl@gmail.com. 

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