Kultur mit Kind, Meinung, Nachgefragt

Oh wie schön ist Panama… nein, die Malediven… nein, Tasmanien… ach was, die ganze Welt! (v. Gastautorin Tollabea übers Reisen)

Als ich auf der Suche nach einer Gastautorin für einen „anderen Blickwinkel“ für den Geburtstagsmonat August war, wollte ich jemanden haben, der gerne in feine Länder reist. Ich wollte einen Text haben, der mich, Nahreisende, für ferne Ziele begeistert, und habe dabei an die wunderbare Béa gedacht. Und Sie hat zugesagt und diesen inspirierenden Text geschrieben.

 

Oh wie schön ist Panama… nein, die Malediven… nein, Tasmanien… ach was, die ganze Welt!

 

Mutter und Kind auf Mallorca: Als sie festgestellt hatten, wie falsch sie gepackt hattten.

Ich reise gern, am liebsten weit weg, am liebsten ins Unbekannte. Ich mag neue Leute, neue Sitten, neues Essen. Ich mag gern unterwegs sein. Ich habe das gern auch mit ganz kleinem Baby getan, mit Trotzkind, mit Grundschulkind und Pubertier. Es hat immer zwar Pain-Moments gegeben, aber wir haben es gemeistert. Geblieben sind schöne Erinnerungen, ein großes Reichtum an Abenteuern und Erinnerungen. Meine Tochter und ich, wir sind ein Reiseteam – auch nach der Reise.

Ich weiß, dass es Menschen gibt, die das anders fühlen, und das ist OK. Ich hätte allerdings einige Argumente, die vielleicht bedenkenswert sind. Einfach so, als „food for thoughts“:

 

Carina, die Tochter von Béa, in Südafrika

1. Keine Angst vor langen Flügen:
Ja, 12 oder 14 Stunden auf einem kleinen Sitz eingezwängt zu sein ist nicht bequem. Aber auch nicht ein Weltuntergang. Eltern sind im Familienbett deutlich schlechter dran: Da kommt niemand vorbei und serviert Getränke.
Nein, im Ernst: Mit einem guten Buch ist alles zu bewältigen. Trick: Einfach nicht zu viel an die Dauer denken und keine Stunden zählen. Einfach einsteigen, lesen, essen, schlafen… und sich auf die Ankunft freuen. Augen weg von der Anzeigentafel: „xxx hours and xxx minutes to destination“. Bringt nix.
Da ich beruflich viel geflogen bin weiß ich: Man kann auch von Zürich nach Berlin auch über zehn Stunden brauchen, mit einem handfesten Schneesturm in den Alpen. In der Zeit wäre ich längst schon auf einer Hotelterrasse in Bangkok, ein kühles Getränk schlürfend. Ja, es lohnt sich auch einen Tag zu fliegen, um eine Woche in einem spannenden Land zu verbringen.

 

In Kerala.

2. Keine Angst vor Jetlag:

Auch eine Sache, die man „mindmastern“ kann. Ich versuche auszublenden, wie spät es zu Hause ist. Ich steige aus, ich bin da, es ist wie spät es ist, und basta. Und wenn ich anrufen muss und jemand sein Handy nicht ausschaltet: Pech gehabt. Wenn ich müde bin und nicht unbedingt arbeiten muss, mache ich halt ein Nickerchen. Auch für den inneren Schlafrhythmus gilt: Beachtung bringt Verstärkung. Je weniger ihr euch um den Jetlag schert, desto weniger schert sich der Jetlag um euch.

3. Keine Angst vor Kindern auf Reisen:

Natürlich ist jede Familie anders, aber mein Kind war auf Reisen viel unkomplizierter als zu Hause. Sie sind bereiter, Strecken zu Fuß zu gehen, in Restaurants auch mal unbekannte Speisen zu probieren (der Hunger treibt’s rein) und Abends müder und schlafwilliger. Die neuen Eindrücke haben sie bereichert – mit jeder Reise, die wir gemacht haben, kam auch ein Entwicklungsschub. Ein Guter! Was ich am coolsten finde, ist wenn wir neue Leute kennenlernen. Kinder können sich so schnell verständigen: Durch Spielen, mit Händen und Füßen! Und das bringt auch Erwachsene zusammen.

Sansibar.

Also, nix wie los, Leute!
Mit jeder Reise wird der Erfahrungsschatz größer und der eigene Horizont:
„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“ sagte Alexander von Humboldt – und er irrt nicht. Zu seiner Zeit brauchte man Wochen, um dahin zu kommen, wofür uns schon ein 12stündiger Flug wie eine Zumutung erscheint.
Gebt euch einen Ruck: Die Welt ist groß, weit, wunderschön – und wert, erkundet zu werden.

PS: Als Nachtrag für größere Kinder: Als meine Tochter 14 war, habe ich sie in In Franschhoek für einen Tag in die Weinschule gebracht. Sie hat Geschmacksrichtungen und Aromen gelernt. Sie hat später nie Probleme mit Alkoholkonsum gehabt – von Billigfusel hält sie sich fern.

Vielen lieben Dank, Béa. Also ich finde ihre Argumente sehr überzeugend. Wie geht es Euch mit dem Reisen? Nah oder fern? Oder bleibt Ihr am liebsten daheim?

Previous Post Next Post

You Might Also Like