Kultur mit Kind, Meinung

Offline-Bekannte und Online-Freunde

Immer wieder lese ich „in diesem Internet“, dass Menschen sich ja gerne online unterhalten, aber ihnen die „echten Freunde“ wichtiger sind. Manchmal lese ich auch durchaus Ulkiges: 20-Jährige, die schreiben, dass sie keinen Bedarf an neuen Leuten haben, weil ihr Leben schon so voll sei und sie deshalb nur bloß niemand Neuen in ihren Reihen haben wollen. 

Ich – Mit Kopfschmuck von einer Online-Freundin. 

Ich liebe es: das Leute kennenlernen in „diesem Internet“ und manch‘ Internetfreundin wurde mir zu schon zu einer sehr realen Freundin. Mein Plädoyer dafür: Selten hat man im Alltag die Möglichkeit sich Leuten so behutsam zu nähern, wie in diesem Internet, ein Vergleich.

Unterwegs

In meiner Stammdrogerie gibt es eine tolle Verkäuferin: Sie ist witzig, pragmatisch und scheint mit sich im Einklang. Manchmal unterhalten wir uns, oder sie lächelt meinem Sohn zu. Viel häufiger höre ich zu, wie sie andere Kunden berät oder einen kleinen Schwank aus ihrem Leben erzählt. Dann gibt es diese Mutter, die ich morgens immer grüße, wenn sie mit dem Lastenrad an mir vorbeizieht, und die Freundin meiner Freundin auf deren letzter Geburtstagsfeier, die fand ich auch echt toll.

Würde ich diese Leute öfter treffen: als Kollegen, Nachbarn oder andere Artverwandte könnten wir vielleicht Freunde werden. Vielleicht auch nicht. Vielleicht hätten wir auch in strittigen Themen ganz andere Ansichten. Real berühren wir uns zu wenig, um das jemals herauszufinden.

Freundschaften

Manchmal werden aus Online-Freundschaften reale. 

„Guten Tag, wollen Sie mit mir einen Kaffee trinken gehen? Wollen wir ein bisschen gemeinsam bei den Lippenstiften abhängen?“ Spontan Freundschaften zu schließen wird mit dem zunehmenden Alter nicht leichter, aber ich finde deshalb nicht unwichtiger.

Doch zum Glück gibt es „dieses Internet“: Sieht man davon ab, dass natürlich, wie überall, ein paar Spinner unterwegs sind, gibt es hier vor allem auch eines: kommunikationsfreudige Menschen. Menschen, die sich mit ihren Themen klar positionieren, die auf der Suche nach Austausch sind und mit denen man tagtäglich in Kontakt treten kann.

Meine Freundin K, die ich vor Jahren in einem Online-Forum kenngelernt habe und erstmals an der Weltzeituhr traf. M, die ich seit über 10 Jahren online kenne, die so zauberhaft schreibt, und die ich hoffentlich nächstes Jahr endlich in echt kennenlerne. B, S und K, die auf ihren Blogs so kluge Tipps schreiben, dass ich sie auch öfter mal privat dazu was frage. A und A mit denen ich gemeinsam schwanger war, und die vielen Menschen, die ich dadurch schon getroffen habe. Nicht zu vergessen: D, die ich wirklich richtig gerne mag, auch wenn ich sie immer noch nicht kenne. Und R und R, die tatsächlich genauso witzig sind wie sie schreiben.

Viele Menschen bleiben online, manche spielen auch offline eine Rolle.

Treffen von vielen Online-Bekanntschaften: Bloggertreffen. 

Natürlich bleibt da vieles an der Oberfläche, aber vieles kommt so überhaupt erst raus. Ich habe schon so tolle Menschen kennengelernt, die ich niemals missen möchte. Und natürlich verlagert sich das. Bei mir zumindest und das ist doch auch gut so. Manchmal findet man eine neue Freundin, obwohl man gar nicht wusste, dass man eine sucht.

Wie handhabt Ihr das: Online und offline – geht das bei Euch ineinander über, oder trennt Ihr da strikt?

Solltet Ihr übrigens  den ultimativen Tipp für mich haben, wie ich meiner Lieblingsverkäuferin näher komme, nehme ich den auch gerne entgegen.

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