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Langzeitstillen: 10 Antworten einer Mini-Parade

In meiner Schwangerschaft war das Stillen weit weg.

Das Stillen gehört zu den Dingen, die ich mir vor einer Schwangerschaft eher nicht vorstellen konnte. Natürlich kam alles anders.

Und ich stillte gerne. Mit knapp elf Monaten lag das Ende unserer Stillzeit genau im Durchschnitt: Im Durchschnitt unserer Mädelsrunde im Prenzlauer Berg.

Das frühe Vogerl hatte selbst beschlossen, dass nun Schluss ist. Von Stilltheorien: Wie lange werde ich stillen? Wann stille ich ab? Und wie gehe ich mit diesem und jenem um, halte ich deshalb wenig. Denn bei mir war es doch letztlich so, dass es ganz anders kam, als gedacht.

Faszinierend finde ich Frauen, die lange stillen: Was motiviert sie und welchen Vorurteilen sind sie ausgesetzt? War es geplant, oder hatten sie sich – so wie ich – das eigentlich anders vorgestellt?

„Die WHO empfiehlt bis zum vollendeten 6. Lebensmonat ausschließlich zu stillen und dann unter Einführung von Beikost weiterzustillen bis zum 2. Geburtstag und darüber hinaus, wenn Mutter und Kind es wünschen“. (Mehr hier.) Um die genaue Definition der Norm ging es mir aber bei den Fragen an die stillenden Mütter nicht.

Bei meiner Miniparade wollte ich Frauen ansprechen, die sich selbst als lange stillend empfanden. Sehr tolle Antworten habe ich von zehn Frauen dazu erhalten. Ich gehe auf alle fünf Punkte ein, kann allerdings nicht jede Frau jeweils zitieren. Im Anhang findet Ihr alle Fragebogen versammelt.

Die Länge:

Das älteste Stillkind der Befragen hat Lena: Sie hat ihr erstes Kind 4,5 Jahre, davon eineinhalb Jahre Tandem mit Kind 2, gestillt.  Die längste Gesamtdauer des Stillens kam von Esther, ohne Blog, als Mutter von vier Kindern hat sie ungefähr zehn Jahre ihres Lebens gestillt.

Emmas Töchter.

Besonders spannend fand ich die Antworten einer Zwillingsmutter: So erzählte mir Emma, dass sich ihre beiden Töchter selbstständig abgestillt haben, allerdings zu einem anderen Zeitpunkt: einmal mit 16 Monaten und einmal kurz vor dem 2. Geburtstag. Mo Zart hat mit zehn Monaten die kürzeste Dauer, aber eine unglaublich berührende Geschichte dazu. (Später mehr.)

Die Frühlingskindermama (Stillzeiten: einmal 20 Monate, einmal 28 Monate) sagt, dass die Länge des Stillens nötig war, weil ihre Kinder weder Flasche noch Schnuller als Übergangsobjekte akzeptierten.

Das Umfeld: 

Die Reaktionen aus dem Umfeld waren gemischt. So berichtet Lena davon, dass längeres Stillen vor einigen Jahren noch nicht so gängig war wie heute, und das lange Stillen der sichtbare Teil dafür war, was sie in ihrer Erziehung anders machten als das Umfeld. Geholfen hat ihr der „Online-Clan“. (Ein Begriff den Susanne Mierau mit ihrem Artikel geprägt hat).

Auch Emma sagt, dass ihr „die Filterblase im Internet“ geholfen hat, als negative Kommentare kamen. Ähnlich sind die Erfahrungen von Renate, sie spricht über den guten Zuspruch bei Twitter. Kritik von ihrem Arzt hat sie allerdings hart getroffen. Esther wiederum konnte bei Kritik gut kontern Schließlich ist sie selbst Ärztin und konnte bei Zweiflern mit Fachwissen gut kontern. Milly zum Beispiel berichtet, dass es ihr Mann gehasst hat, mit dem sie aber keine gute Beziehung hatte.

Das Abstillen: 

Viele Mütter haben den Zeitpunkt des Abstillens den Kindern überlassen können. 

Mo Zart

Jenny hat sich vor allem durch die Erwartungen anderer unter Druck gesetzt gefühlt. Renate hat während der zweiten Schwangerschaft gemeinsam mit einer Stillberaterin ihrer Tochter das Einschlafnuckeln durch das Einschlafkuscheln ersetzen können.

Julia konnte irgendwann nicht mehr – Tandem stillen: War der erste Tage grausam, ist es nach drei Wochen nun ok. Sarah fand es bei der ersten Tochter einfach, hat aber das Gefühl, dass es bei der zweiten Tochter schwieriger wird, weil weder Mutter noch Kind wirklich aufhören wollen.

Mo Zarts Tochter vertrug keine Lactose, und sie fand keinen Arzt der ihr bei „Stillen ist Bedingung und ich will trotzdem eine Therapie für mein Kind“ helfen konnte. Abzustillen kam ihr vor, als „dürfte ich einen geliebten Menschen nicht mehr umarmen“.

Besonderheiten des Stillens:Eine Sammlung: Der Stillblick des Kindes (Lena), die Entspannung, die Behaglichkeit und den Genuss beim Kind wahrzunehmen (Esther),  eine Auszeit ohne ein schlechtes Gewissen (Emma), das Exklusive (Jenny), die Nähe und die Ruhe (Renate), dass die Kinder immer und überall gut eingeschlafen sind (Sarah), Körperkontakt zum unkuscheligen Kind (Frühlingskindermama), „Das Gefühl als flösse flüssige Liebe von mir zu meinem Kind“ (Mo Zart), das Wissen das sie genügend Vitamine bekommen hat (Milly).

Julia fand Tandemstillen ziemlich anstrengend. Es wollten immer beide Kinder gleichzeitig, wenn es aber friedlich war, fand sie die Kuschelzeit am Schönsten.

Und das wurde vermisst:

Symbolbild von Milly

Die Normalität (des Langzeitsstillens) außerhalb der „Mami-Kreise“ (Lena),  Bestärkung und Zuspruch (Frühlingskindermama), die Brüste als erogene Zone (Esther), Unabhängigkeit (Emma), Schlaf (Jenny und Julia), die Möglichkeit weg zu können (Sarah), manches an Essen (Mo Zart) und nichts (Milly und Renate).

Ich danke den zehn Mädels sehr für Ihre ausführlichen Antworten.

Hier geht es zu den Fragebogen:
Renate, Esther, Julia, Lena, Mo Zart, Frühlingskindermama, Emma, Sarah, Jenni, Milly.

Und wie lange habt Ihr gestillt, so lange wie ursprünglich gedacht?

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