Kultur mit Kind

Bücher suchen Leser / Teil 1

Viele Bücher sind in meinem Schrank. Zwischen 24. November und 24. Dezember möchte ich mich täglich von einem trennen. Den Anfang macht „Glücksfall“ von Marian Keyes.

Darum geht es: Eine junge, ambitionierte Frau ist so pleite, dass sie wieder bei ihren Eltern einziehen muss. Als Ermittlerin im Musiker-Milieu erlebt sie Überraschendes. Wie schon in anderen Keyes-Romanen dreht sich alles um eine der 5 Walsh-Schwestern. Chick-Lit zum Verschenken.

Darum will es ausziehen: Bisher mochte ich Marian Keyes-Romane ganz gerne. In dieses Buch kam ich allerdings einfach nicht rein, darum soll es woanders sein Zuhause finden. Es ist nahezu ungelesen, ist also auch noch als Weihnachtsgeschenk verpackbar. 
Das musst Du tun: Schreib doch einfach ins Kommentarfeld, warum es zu Dir soll. Finden sich mehrere, wird am 25.11. früh gelost. Findet sich keiner, zieht es in die U2. 
#gelegenheitmachtleser #verlängerteradventkalender #bücherflohmarkt
Kultur mit Kind, Nachgefragt

„Mit einem Kind bleiben fast alle Hobbies“

Instagram ist voller toller Menschen. Manche sind auch Mütter. Melissa ist eine davon. Im Interview erzählt sie, warum ihre Tochter so gut über Wurstsorten Bescheid weiß, und was sie sich für die Medienerziehung ihrer Kinder vorgenommen hat. 

Magst Du Dich bitte kurz vorstellen. Hallo, mein Name ist Melissa, ich bin 26 Jahre alt und habe zwei bezaubernde Kinder (Maya zweieinhalb Jahre alt) und Aaron (acht Monate alt). Ich bin eine gelernte Bäckerei-Fachverkäuferin und lebe mit den Kids und meinem Mann in der wundervollen Hauptstadt Berlin. 

Melissa mit ihren Kindern

Welche Hobbys hattest Du vor Deiner Schwangerschaft, welche sind mit einem Kind geblieben, welche sogar mit beiden?Ich habe vor der Schwangerschaft viel Gitarre gespielt und gesungen, fotografiert oder einfach mal Filme geschaut. Mit einem Kind blieben fast alle Hobbys, auch wenn Maya etwas Angst vor der Gitarre hatte. Allerdings hat sich seid dem zweiten Kind viel mehr verändert. Fotografieren (hauptsächlich meine Kids) ist geblieben, und auch die Filmzeit, der wir allerdings nur nachgehen, wenn die Kinder am Abend schlafen.
Auf Instagram entsteht der Eindruck, dass Du immer noch viel Zeit für Filme hast: Für welche Filme schaufelst Du Dir wann Zeit frei?
Eigentlich habe ich keine Zeit für Filme, nur wenn die Kinder im Bett sind und wir einen kleinen Feierabend genießen können. Am liebsten sehen mein Mann und ich Actionfilme oder spannende Serien, die einen auch etwas herausfordern wie Lost oder Sherlock Holmes (britische Verfilmung). Wir suchen uns die Filme aus, wie unser Tag war, war der Tag begleitet mit viel Geheule, dann muss eine Komödie her. Oder war der Tag eintönig und langweilig, dann schauen wir etwas Spannendes oder etwas zum Mitdenken. Dokumentationsfilme sind bei mir immer gern gesehen. Vom Zeitraum wann wir Filme sehen hat sich nichts bei uns geändert, seit wir Kinder haben, da ich früher bis Abends gearbeitet habe.

Du schaust gerne Filme, machst schöne Bilder. Was hast Du Dir für die Medienerziehung Deiner Kinder vorgenommen? 
Ich bin damals in Amerika aufgewachsen und habe eine andere Medienerziehung gehabt, als ich mir für meine Kinder wünsche. Der Fernseher bleibt bei uns tagsüber komplett aus. Allerdings darf Maya am Abend den Sandmann schauen. Manchmal, wenn Maya krank ist, wird dann auch mal das Kikaninchen angemacht. Sie beschäftigt sich viel mehr und viel lieber mit ihren Büchern und darauf lege ich auch Wert. Abends geht sie nie ohne eine Gute-Nacht-Geschichte ins Bett. Wenn sie alleine liest, kuschelt sie sich in ihre Lieblingsecke auf dem Sofa und blättert am liebsten durch ihr Wale- und Delfine-Buch. Oder die zweitliebste Lektüre ist derzeit Papas Fleischerei Lehrbuch. Ich sag Euch, sie kennt sich schon besser mit den verschiedenen Wurstsorten aus als ich.

Welche Deiner schönsten Kindheitserinnerungen möchtest Du Deinen Kindern vermitteln? Weihnachten! Wir möchten unseren Kindern vermitteln, worum es Weihnachten wirklich geht. Klar beschenken wir uns auch, aber ich finde es einfach schade, dass der kulturelle Hintergrund von Weihnachten immer mehr von Santa Claus abgelöst wird und es nur um den reinen Konsum geht. Dies gilt natürlich auch für viele andere Feiertage, aber da wir in der Vorweihnachtszeit sind, wollte ich dieses Beispiel nehmen.

Als ich Dich bei Instagram kennenlernte, warst Du vor allem mit Bildern Deiner Kinder präsent. Nun gibt es mit itsmell_ auch einen Account, der sich davon ein bisschen distanziert, und auch mehr über Dich als Frau, die nicht nur Mutter ist, zeigen soll. Wie gut funktioniert das für Dich? 
Leider muss ich zugeben, dass es bisher nicht funktioniert! Ein Glück hört Ihr mein schmunzelndes – fast verzweifeltes – Lachen nicht. Ich hatte mir mit diesem Account vorgenommen mehr für mich zu tun. Etwas mehr auf mich zu achten und mir Gutes zu tun. Mich wieder meinem Sport zu widmen, meinen Hobbys –  aber leider sieht die Realität bei uns ganz anders aus. Die Kinder wollen am Liebsten 200 Prozent Mama haben und so dreht sich itsmell_ wieder um meine Kids.
Was machen Deine Kinder, während Du diese Fragen beantwortest?
Meine Kinder liegen beide im Bett und ich kann Euch nicht sagen, wie froh ich bin eine kleine Atempause zu haben. 
Alltag, Kultur mit Kind, Schöne Dinge

Der Vater beim Konzert

Der Vater vom Vogerl ging vor dem Vogerl gerne weg. Meistens spürte er das dann auch bis Mitte der Woche. Dieses Jahr, war er auf noch keinem Konzert. Als er hörte, dass die Einstürzenden Neubauten im Tempodrom spielen, kaufte er sich Karten.

Dienstag 12.11.14 war es so weit: Er fuhr mit der Bahn hin und Dank der nun nicht mehr streikenden Lokführer war er auch schon 32 min später da.

Das Publikum war viel älter als er, und hatte auch schon viel mehr getrunken an dem Abend. Zwei schnelle Biere später ging es auch schon rein. Jacke wegbringen, Klo, Bier-Stand – Mist, die spielen schon. Keine Vorband, und pünktlich wie die Schweizer.  Er und seine Begleitung saßen oben, unten war der Platz für die stehenden Fans. Alles richtig gemacht, dachte er.
Blixa war barfuß und hatte sich, zur Überraschung, vom Umfang verdoppelt.
Das Konzert hat der Vater dann in die Schublade „Gut, sie gesehen zu haben“ gesteckt. Der Heimweg zog sich wie eine Zeitlupe, 32 Minuten können sehr lang sein.

Vielleicht geht der Vater beim nächsten Privat-Abend mal in seine Werkstatt und baut was Tolles zum rumfahren.

Gastpost aus väterlicher Sicht.

Alltag, Kultur mit Kind

Gestern so

Fast jeden Morgen landen wir irgendwann im Stehcafé.
Ein Spiegel-Selfie
Schrukenbeardie war in großer Sorge, dass er daheim bleiben muss. 
Kalt war es.
Und die Bahn brauchte eine Weile.
Im Prenzlauer Berg erkundeten wir neues Gebiet.
Das geeignete Kaffeehaus zu finden war nicht leicht. Das war es nicht.
Wir brauchten Platz für zwei Kinderwagen.
Kehrten aber nicht in dem Laden mit den tollen Pullis ein. 
Abends gab es Eiersalat.
Und für das Teilzeit-Baby-Led-Weaning-Baby auch Brot. 
Und ich hab mir gestern tatsächlich Wolle gekauft. 

Kultur mit Kind, Schöne Dinge

Ein Buch über die Liebe

Noch ein paar Seiten sind offen

Mütter, die Bücher schreiben, wie es ist Mutter zu sein, gibt es immer mehr. Manche sind unterhaltsam. Manche sind langweilig. Wenige sind wirklich außergewöhnlich.

„Völlig fertig und irre glücklich“ ist so eines. Eines dieser wirklich außergewöhnlichen Bücher. Es ist außergewöhnlich schön.

Okka Rohd ist Journalistin. Kann also schreiben. Das an sich ist zwar löblich, doch auch noch nicht wirklich außergewöhnlich. Okka Rohd aber kann die Liebe konservieren und diese formschön verpacken. Über die ersten Jahre mit ihrer Tochter schreibt sie, darüber wie müde sie manchmal ist, und darüber wie viel sich verändert hat. Und wie sie lernt sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Schon alleine deshalb ist es ein ideales Geschenk für werdende Mütter, weil es Gefühle transportiert, die ich während meiner Schwangerschaft gerne so gelesen hätte. Aber das Büchlein funktioniert auch außerhalb der Baby-Ecke.

Okka Rohd erzählt auch von der Liebe zu Geschwistern. Der perfekten großen Schwester, und wofür deren Kühlschrank steht, und wie es sich anfühlt im Elternhaus wieder Kind zu sein. Sie erzählt von der Patentante, die die Patentochter liebt, aber darüber den Wesenskern von deren Mutter nicht verlieren möchte. Sie erzählt von der Liebe zu sich selbst, die sie langsam ganz neu entdeckt, noch vor dem Idealgewicht. Und von der Liebe zum Leben, und von der Neugierde darauf.

Es gibt viele Mütterbücher. Dieses sollte von vielen Leuten gelesen und weiterempfohlen werden.

Es ist: Schön.
Es kostet: Weniger als es gibt.
Es dauert: Ein paar Tage. Genau kann ich es noch nicht sagen, ich zögere das Ende hinaus.
Es hat mich fasziniert: Vor allem das wechselnde Verhältnis der Autorin zu ihrem Körper.
Empfehlung: Für alle, die Menschen mögen oder zumindest darüber nachdenken.

Link zum Verlag.
Link zum Blog der Autorin

Kultur mit Kind, Meinung

Das fleischlose Glühwürmchen

Isst nicht jeder hier 

Soeben erzählt eine Frau auf Radio Eins, dass sie strahlt, seitdem sie kein Fleisch mehr isst. Sie erzählt noch allerhand andere Dinge, dass sie Teetrinkerin ist, und wie das so ist, ohne Eier und ohne Honig. Interessiert mich das? Nein.

Allerdings scheint sie damit einen Trend nachzueifern. Laut meiner Wahrnehmung gab es noch nie so viele Veganer, Vegetarier und vor allem Menschen, die darüber reden wollen in Berlin. Und im Rest der Republik.

Warum mir das auffällt? Weil ich seit 22 Jahren kein Fleisch esse, und das aus Überzeugung. Und weil ich trotzdem niemanden missionieren will. Weil es mich eigentlich nicht interessiert, warum jemand jetzt kein Ei mehr isst. Wenn es nicht medizinisch ist, oder für den Kontext relevant.

Häufig werde ich gefragt, ob denn nun mein Kind Fleisch ist. Ja, ein bisschen. Und nein, ich koche es nicht. Und nein, daraus muss man jetzt nicht so einen großen Kult machen. Und nein, ich will das nicht mit Dir besprechen, Du frisch geschlüpfter Veganer. Und ja auch der Hund kriegt Fleisch. Warum der Alltag im  Vegetarier-Veganer-Leben für viele so eine große Sache ist, verstehe ich nicht. Heute ist das ja alles recht einfach, die Industrie hat sich danach gerichtet und auch die Gastronomie sieht ihr Potenzial.

1995 war das alles noch ein bisschen anders. Da war das noch nicht so hip und die Köche mussten ein bisschen erfinderischer sein. Darüber wollen sie allerdings dann nicht reden, die neuen Veganer in meinem Bekanntenkreis. Damals gab es für sie noch Würstchen. Und das ist doch jetzt auch nicht das Thema. Die Sendung mit dem Glühwürmchen von Radio Eins habe ich dann übrigens  ausgemacht. Manchmal kann man sich ja so leicht helfen.