Kultur mit Kind, Nachgefragt

„Der Sohn schneidet mit seinen 2,5 Jahren sehr gerne Tomaten“

Breifreie Ernährung klingt gar nicht so kompliziert, wenn man sich an ein paar Dinge hält. Aber wie schafft man es auch in einem Kaffeehaus oder bei Freunden – ohne Hausverbot – das Kind gewähren zu lassen? Das – und wie sie es geschafft hat, dass ihr zweieinhalb-Jahre-alter Sohn mit Messer und Gabel umgehen kann, hat mir Kleinkindpädagogin Susanne Mierau vom wunderbaren Blog Geborgen Wachsen verraten. 

Früher war die Rede von Beikost, heute sprechen viele von Baby Led Weaning. Erklär doch bitte mal, was es auf sich hat mit der breifreien Ernährung?

Meine beiden Kinder sind beide breifrei aufgewachsen. Beide waren sehr unterschiedlich in dem, was sie wann gegessen haben, was ihre Lieblingsspeisen waren und sind. Aber sie haben beide mit großer Freude das Essen begonnen und als sinnliche Erfahrung wahrgenommen ohne Druck, ohne Tricks. Anfangs als Spiel, das immer mehr richtige Nahrungsaufnahme wurde.

Auch schon mit Besteck möglich

Babys brauchen Zeit, um in Ruhe ein Nahrungsmittel zu erkunden: Wie fühlt es sich an, wie hart oder weich st es? Wie berühre ich es? Wie kann ich es am besten in den Mund stecken? Wie fühlt es sich im Mund an, wie zerdrücke ich es? An jedem Nahrungsmittel gibt es viel zu entdecken. Dass Nahrung so lange im Mund des Babys hin und her gewendet wird, hat ebenfalls Vorteile: Im Speichel sind bereits Verdauungsenzyme enthalten, die schon mit der Verwertung des Essens beginnen.

Gill Rapley, Hebamme, Stillberaterin und Mutter von drei Kindern, hat den Begriff des “Baby-Led Weaning” geprägt. Wie sei selbst jedoch schreibt, hat sie nur dem einen Namen gegeben, was viele Eltern ganz natürlich mit ihren Kindern schon seit Generationen praktizieren: Das Kind ohne extra gekochten Brei an feste Nahrung heran führen. Auch Herbert Renz-Polster führt in seinem Buch “Kinder verstehen” aus, dass Kinder evolutionär betrachtet schon immer das aßen, was auf dem mütterlichen Speiseplan stand – und zwar entweder mundgerecht zerlegt oder vorgekaut. Dies hatte auch den Vorteil, dass das Kind den Geschmack der Speisen bereits über die Muttermilch vermittelt bekommen hat. Auch Skelettfunde sollen die These der gröberen Beikost untermauern: Erst ab dem 17. Jahrhundert sind Kieferfehlstellungen zu beobachten durch die zunehmend weichere Babykost.
Baby-Led Weaning geht davon aus, dass Babys sich mit dem, was sie brauchen, in gewissem Sinne selbst versorgen können. Vorausgesetzt wird, dass das Angebot, das sie von ihren Eltern erhalten, gesund und ausgewogen ist. Wird ihnen eine Auswahl an gesunden Nahrungsmitteln täglich angeboten, wählen sie selbst, was sie gerade benötigen. Vielleicht gibt es Phasen, in denen sie immer wieder ganz bestimmte Nahrungsmittel bevorzugen weil sie es gerade für die Entwicklung benötigen. Über einen längeren Zeitraum zeigt sich jedoch, dass bei einer breiten Auswahlmöglichkeit über die Zeit eine gute und vollwertige Ernährung erfolgt.

Dabei können sie nicht nur selbst das Essen auswählen, sondern die Fähigkeiten des Kindes sind auch den körperlichen Möglichkeiten angepasst: Natürlich können sich die allerkleinsten mit 6 Monaten noch an Erbsen und Rosinen verschlucken. Doch da sie in diesem Alter noch nicht fähig sind, solche Lebensmittel mit dem Pinzettengriff aufzunehmen, geraten sie auch nicht in die Gefahr. Haben sie den Pinzettengriff dann erlernt, können sie auch kleinste Nahrungsmittel erkunden. Baby-Led Weaning geht demnach von einem Zusammenspiel der Fähigkeiten des  Babys aus: Nur was es auch wirklich kann, soll es machen.

Und nicht nur jede Mahlzeit braucht ihre Zeit, sondern auch insgesamt verläuft die Entwicklung der Aufnahme der Nahrungsmittelmenge vielleicht langsamer als bei der Breikosteinführung. Auch dies ist jedoch ganz im Sinne des Kindes: Schließlich ist im ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel die (Mutter-)Milch. Rapley betont, dass die Menge der Milch zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat ungefähr gleich bleibt und das feste Essen nur langsam dazu kommt und zunimmt. Erst ab dem 9. Monat nimmt langsam die Milchmenge ab und die Menge an festen Lebensmitteln zu. Dabei gibt es auch bei der Beikosteinführung wie in der gesamten kindlichen Entwicklung immer wieder stärkere Entwicklungsphasen, die sich mit kleinen Pausen abwechseln – auch beim Essen gibt es also Entwicklungsschübe.

Ich kenne einige, die in den eigenen Wänden breifreie Ernährung praktizieren und in Restaurants dann doch auf das HIPP Gläschen ausweichen. Wie können Eltern das auch in Lokalen, oder bei semi-toleranten Bekannten, durchziehen – ohne gleich ein Hausverbot zu riskieren?

Ich finde es eigentlich gerade unterwegs sehr praktisch und habe meine Kinder auch in Restaurants und Cafés immer gut versorgt gewusst. So viele Sachen können einfach vom Teller mitgenascht werden und da das Essen auch oft schön arrangiert ist und die Eltern entspannt sind, können die Kinder gut auch mitessen. Wer sich zu große Sorgen macht, ob das Kind die angebotenen Speisen auch mag, kann natürlich in einem kleinen Döschen etwas mitnehmen wie Obst-oder Gemüsesticks oder etwas Brot. Bei meinen Kindern allerdings war es immer so, dass sie natürlich auch das Essen wollten, was auf meinem Teller lag – schließlich waren sie daran gewöhnt.

Was mich nachhaltig beeindruckt hat: Dein zweieinhalb-Jahre-alter Sohn isst mit Messer und Gabel. Wie habt Ihr das hingekriegt?

Es ist oft ein Vorurteil, dass Kinder, die breifrei mit dem Essen beginnen und deswegen mit den Händen essen, niemals mit Besteck essen können. Doch genau so, wie wir Eltern immer in allen Dingen ein Vorbild sind, sind wir es auch beim Essen und Kinder wollen ganz selbstverständlich auch irgendwann mit Besteck essen und fordern es ganz einfach ein. Zudem ist die Feinmotorik durch das Ausprobieren und Essen mit den Händen gut entwickelt, so dass es auch motorisch oft sehr schnell klappt, dass Kinder mit Besteck essen können.

Dein Mann twittert unter leitmedium über die Wichtigkeit von Kaffee und in Eurer Küche steht eine Kaffeemaschine für die man Kurse braucht: Wie handhabt Ihr das mit den Kaffeehäusern?

Wir kochen gerne gemeinsam zu Hause und gemeinsam bedeutet, dass auch die Kinder nach ihren Fähigkeiten daran beteiligt sind und mit Kindermessern auch Gemüse mitschneiden können. Der Sohn schneidet mit seinen 2,5 Jahren sehr gerne Tomaten für Salat oder Sossen zurecht. Aber mindestens ebenso gerne gehen wir auch mal ins Café zu einem schönen Frühstück oder in ein Restaurant essen. Es gibt sogar Lieblingsrestaurants, die die Kinder schon benennen, wenn sie gerne ausgehen möchten.

Während unsere Tochter von ihrem Temperament eher ruhig ist, ist der Sohn etwas stürmischer. Dennoch gehen wir gern zusammen aus und finden es meistens auch nicht schwierig. Wenn das Essen mal etwas länger braucht, kommt es auch vor, dass einer von uns Erwachsenen mit dem Sohn draußen noch eine kleine Runde dreht. Ansonsten unterhalten wir uns, spielen vielleicht ein kleines improvisiertes Spiel oder die Kinder können malen. Viele Restaurants, die wir besuchen, haben Malsachen für Kinder oder Brettspiele oder Bücher, um die Zeit zu überbrücken.

Der Lärmpegel von manchem Kindercafé, der strafende Blick auf das spaghettiessende Kleinkind und natürlich auch die vielen guten Dinge: Auswärts kann man vieles erleben. Welche Lokale in Berlin empfiehlst Du mit Kindern?

Ich bin generell keine Freundin von Kindercafés: ich finde den Lärmpegel oft zu hoch, die Kinder werden mit süßen Dingen gefüttert (die sich dann oft auf die Laune auswirken, weil die Kinder den Zucker nicht angemessen abbauen können), das Spielzeug ist oft kaputt oder es gibt nur billigen Plastikkram, wobei der Raum für Bewegung zu gering ist und das kulinarische Angebot beschränkt sich meist auf Sandwiches und Waffeln. Nichts, was ich als besonders ansprechend empfinde für mich und meine Familie.

Wir gehen daher lieber in „richtige“ Restaurants und Cafés, die oft irgendwelche Sachen für Kinder haben wie Papier und Stifte oder Bücher. Mein allerliebstes Frühstückslokal ist das A.Horn in Kreuzberg. Hier gibt es wunderbares Frühstück, die heiße Schokolade muss man probieren und für Kinder gibt es Malsachen.

Im Maru in Friedrichshain gibt es japanisch-koreanische Küche, die die Kinder und wir sehr lieben, da hier viele verschiedene kleine Sachen bestellt werden können und jeder etwas findet, das er mag. Für die Kinder gibt es Kinderstäbchen zum Essen – was für beide Spiel und Essen verbindet.
Italienisch essen gehen wir gern in der Osteria Nr. 1 in Kreuzberg, weil es dort einfach sehr schönes Essen gibt und die Kinder die Papiertischdecken mit Bleistift bemalen können. Sonntags ist dort das Essen für Kinder kostenlos.

Wenn es mal Fastfood sein darf, gehen wir ins The Bird, wo es auch Kinderburger gibt oder eben Pommes – aber natürlich nicht allzu oft.

Danke, liebe Susanne.

Hier schreibt Susanne über respektvollen Beikost-Start.

Kultur mit Kind, Meinung

Ehrlicher Blog aus Irland

Lena und Alfie

Sehr lustig und unterhaltsam beschreibt Lena auf dem etwas langen Titel Guinness, Porridge, Hundekuchen ihren Alltag als vierköpfige deutsche Familie in Irland. Wie sie dazu kam nach Irland auszuwandern, und das alles mit der Freundschaft zu ihrem Mann und seiner damaligen Freundin begann: Das habe ich besonders gerne gelesen.

Aber auch ihren Text darüber wie sie den Traum von der kleinen Farm in Irland aufgeben mussten, und was sie daraus gelernt hat.

Die ganze Familie

Unterhaltsam fand ich ihren Exkurs, wie es so ist, in Irland anderen Leuten den Namen ihres Sohnes – Alfred – zu erklären. Und wie sie auf die Frage „Is he a good boy“ reagiert. Oder wie ihr, ihre Große beim Abnabeln hilft, auch da lohnt sich das Lesen.

Eigentlich lesen sich die Texte immer gut, das liegt an ihrem Humor und ihrer Ehrlichkeit, die bei allen ihrem Schreiben mitschwingen.

Heute widme ich Lena, die freundlicherweise diese Bilder zur Verfügung gestellt hat,  meinen #followfriday und schicke liebe Grüße nach Irland.

Kultur mit Kind, Schöne Dinge

Bücherlieblinge

Nur zwei Bücher sind bei mir, der Rest ist unterwegs.

Am 23.04. ist Welttag des Buches und eine ganze Menge Blogger verlosen unter der Aktion „Blogger schenken Lesefreude“ jede Menge Bücher. Da ich mich im Dezember von nahezu dreißig Büchern getrennt habe, mache ich bei dieser Aktion nicht mit.

Dafür erzähle ich von meinen fünf liebsten Bücher der letzten fünf Jahre in fünf Sätzen. Und das ist auch sehr wertvoll:

1.) „Die Hellen Tage“ von Zsuzsa Bánk: Zauberhafter Roman über Freundschaft zwischen unterschiedlichen Generationen herausragender Charaktere inklusive alternativer Lebensformen.
2.) „Woher wir kommen“ von Barbara Frischmuth: Drei Generationen von Frauen über drei Formen von Liebe und der alles entscheidenden Frage, was wäre wenn.
3.) „Suna“ von Pia Ziefle: Bewegendes Buch über eine Mutter, die mit der Schlaflosigkeit ihrer Tochter zu ihrer eigenen Identität findet.
4.) „Ab jetzt ist Ruhe“ von Marion Brasch: Eindrucksvoller Einblick in das Leben einer Familie aus einem Land, das es heute nicht mehr gibt.
5.) „Völlig fertig und irre glücklich“ von Okka Rohd: Formschön verpacktes Tagebuch über der Weg zum neuen Selbst und der Rolle als Mutter.

Allen fünf gemeinsam ist, dass sie sprachlich bezaubern und von sehr viel Liebe, ohne Pathos, handeln. Dass nur Frauen unter den Autoren sind, ist übrigens reiner Zufall. Alle fünf Bücher werde ich sicher in nächster Zeit noch mal lesen. Wenn Ihr eines noch nicht kennt, holt es unbedingt nach.

Und was sind Eure Lieblings der letzten Jahre. Verratet es mir!

Kultur mit Kind, Nachgefragt

„Ich denke generell, dass man fast alles mit Kindern machen kann, aber eben immer in Kindergeschwindigkeit“.

Wie damit umgehen, wenn die Vierjährige plötzlich alleine zur Kita will? Wie lassen sich Familie und Run Pack Berlin vereinbaren? Wo in Berlin können Kinder in ein Becken mit echten Krebsen greifen? Und vor allem, was sich Mütter mehr trauen sollten: All diese Dinge hat mir Kathi, die Freundin einer Freundin, verraten. 

Stell Dich doch bitte kurz vor:

Kathi mit Eddie

Ich bin Kathi, 34 Jahre alt und wohne mit meinen Kindern Mia (8) und Helena (4) und deren Papa Flo und unserem Hund Eddie zusammen in Berlin Weißensee. Ich arbeite freiberuflich, zum großen Teil als Bekleidungstechnikerin. Seit Kurzem bin ich auch Trainerin zum Beispiel für Mütter und Schwangere bei Mom in Balance. Zum Glück lassen sich die beiden Tätigkeiten ganz gut miteinander kombinieren.

Halb Berlin scheint zu laufen, Du schon ein bisschen länger. Wie bist Du zu Run Pack gekommen? 

Ich habe bis ich ca. 16 war Leichtathletik gemacht und den Sport danach für viele Jahre an den Nagel gehängt. Vor ca. vier Jahren habe ich wieder mit dem Laufen angefangen, als Flo (arbeitet in einer Werbeagentur) für einen Kunden eine Lauf-App für‘s Handy bewerben sollte. Er hat mich nach meiner Meinung gefragt und mir ein paar Laufschuhe hingestellt. Mit einem Trainingsplan dieser App haben wir uns gemeinsam für einen 10km-Lauf angemeldet. Ich hab danach einfach nicht mehr aufgehört zu laufen. Irgendwie hab ich mein Limit noch nicht erreicht.

Kathi und ihr Mann Flo

Gemeinsam mit meinem Mann Flo und einigen anderen haben wir uns öfter zum gemeinsamen Laufen verabredet. Zuerst haben wir uns sonntags bei jemandem zu Hause getroffen und haben nach dem Lauf Kuchen gegessen. Als dann immer jemand eine/n Freund/in mitbrachte und die wiederum jemanden, ist das Run Pack quasi von selbst entstanden. Zuerst war es nur eine Facebook-Gruppe, um die Treffen mit vielen Läufern besser zu koordinieren. Dann haben wir uns einen Namen gegeben und wegen der vielen Leute musste bald auch eine Location als Treffpunkt her. Einer unserer Läufer hat irgendwann unser Logo gemacht. Aber diese Entstehung  hat bestimmt ein Jahr oder so gedauert; also bis wir es selbst als „Crew“ bezeichnet haben. Mittlerweile sind wir ca. 90 Leute und so soll es auch bleiben. Es ist uns wichtig, dass es kein anonymer „Lauftreff“ wird, sondern jeder jeden kennt. Deswegen nehmen wir zur Zeit auch keine neuen Mitglieder auf.

Mia und Helena

Von den Leuten mit denen wir laufen haben nur wenige Kinder. Natürlich ist es nicht immer leicht, Familienleben und Training unter einen Hut zu bringen. Für den festen Run Pack Dienstags-Lauf um 20 Uhr (10km)  haben wir einen Babysitter. Ein 16-jähriger Nachbar, den die Kinder mögen und der sie in‘s Bett bringt und sie alleine lässt, wenn sie schlafen. Einmal ist es schon vorgekommen, dass Mia mich während des Laufs angerufen hat und mir heulend mitgeteilt hat, dass sie Kopfschmerzen hat. Da bin ich dann einfach schnell nach Hause gelaufen und habe den ganzen Weg mit ihr telefoniert.

Die Kindern stehen bei Rennen, die in Berlin stattfinden oft am Straßenrand. Wenn wir beide laufen, dann zusammen mit den anderen aus der Crew, die dann zum großen „Cheer Pack“ werden und ordentlich Party machen. Da sind sie natürlich stolz, wenn wir vorbeirennen. Außerdem gibt es bei den meisten Läufen auch vorher „Bambinirennen“ wo beide sehr gerne mitmachen und stolz ihre Medaille nach Hause tragen.

Vor ein paar Jahren haben wir uns auf einem Festival drüber unterhalten, dass Du mit Deiner großen Tochter auf einer Party in der Bar 25 warst. Das hat mir nachhaltig imponiert. Wie oft macht ihr sowas heute noch? 

Auf das Piratenfest der Bar 25 bzw. im Kater gehen wir jedes Jahr. Das ist echt ein Highlight, weil das einfach so anders ist, als alle anderen Kinderaktivitäten in Berlin. (Da gibt es Mutproben, wo man einen Ring aus einem Becken mit echten Krebsen greifen muss und echtes Feuer ohne Sicherheitsabsperrung). Außerdem gehen wir mit den Kiddies auch zum Beispiel aufs MyFest am 1. Mai oder zum Karneval der Kulturen. Aber generell machen wir nicht viele sogenannte „Aktivitäten“ mit den Kindern. Wir sind letztes Jahr von Prenzlauer Berg direkt an den Weißensee gezogen (also für mich Stadtkind eigentlich schon auf‘s Land) und ich habe letztens festgestellt, dass ich mich noch nicht mal erinnern kann, wann ich das letzte Mal auf einem Spielplatz war. Mia, die Achtjährige, genießt es, einfach mit ihren Freundinnen draußen abzuhängen. Die klettern auf Bäume und sitzen da stundenlang und quatschen. Helena, die Vierjährige, hat im gleichen Haus einige sehr gute Freunde, mit denen sie oft stundenlang im Garten beschäftigt ist. Machmal sitzen Flo und ich nachmittags um 16:30 Uhr plötzlich alleine zu Hause. Ich glaube, wir sind gerade alle so zufrieden mit dem, was um uns herum ist, dass es uns nicht oft woanders hinzieht.

Was sollten sich Mütter öfter trauen? 

Ich glaube, dass alle Eltern sich trauen sollten, ihren Kindern viel zuzutrauen und sich selbst damit auch wieder Freiräume schaffen können. Mia wollte mit 4 Jahren alleine in die Kita gehen. Natürlich bin ich die ersten beiden Male hinterher geschlichen und hab aufgepasst. Aber als das Kind dann tatsächlich morgens alleine loszog, waren wir alle zusammen ziemlich stolz und ich konnte mit dem Baby zu Hause bleiben. Wenn die Kinder dann so selbstständig sind, gewinnt man viel Zeit für sich selbst. Das ist dann schön für alle.

Was sind Eure besten Familienausflüge? 

Ich denke generell, dass man fast alles mit Kindern machen kann, aber eben immer in Kindergeschwindigkeit. Ein Festival mit Kindern kann Spaß machen, wenn man nicht erwartet, voll auf seine Kosten zu kommen, sondern sich Zeit für die Kindern nimmt und partymäßig keine Erwartungen hat. Wir fahren für sowas aber zum Beispiel lieber ein Wochenende an die Ostsee.

Wofür brauchst Du heute definitiv noch einen Babysitter, und was klappt mit Kindern auch überraschend gut?

Ich arbeite freiberuflich von zu Hause aus. Das ging früher überhaupt nicht, als Helena (heute vier Jahre) noch kleiner war. Damals hatte ich einen Büroplatz in der Nähe gemietet.
Mittlerweile passiert es, dass ich mich morgens um acht Uhr an den Tisch setze und den Laptop aufklappe und Helena sich daneben setzt und malt oder Bücher anschaut. Sie bleibt mucksmäuschenstill, weil sie weiß, dass ich sie in die Kita bringe, sobald ich sie bemerke. Einmal ist mir erst um kurz nach zehn aufgefallen, dass der Morgenkreis schon vorbei ist und sie durfte den ganzen Tag zu Hause bleiben. Diese Morgenstunden mit Helena sind oft sehr schön und überraschend produktiv.

Meine Lieblingsfrage: Wie entspannst Du? 

Berliner HM 2015. Mia und Flo laufen ein Stück mit Kathi.

Wie du dir wahrscheinlich denken kannst, entspanne ich beim Sport, hauptsächlich beim Laufen. Sonntags laufe ich oft lange Strecken mit meinem Mann oder mit Leuten, die gerade das gleiche sportliche Ziel haben wie ich (diesen Sonntag zum Beispiel 30km in Vorbereitung auf den Kopenhagen-Marathon am 24.Mai). Nach so einem langen Lauf ist man zwar sehr müde und hungrig, aber auch wunderbar entspannt. Ansonsten bin ich momentan irgendwie dauerrelaxed (natürlich nicht immer!). Die Kinder sind auf einmal größer geworden und brauchen viel weniger Aufmerksamkeit und meine Aufträge als Freelancer sind so frei und gut, dass ich wirklich entspannt sein kann.

Offen bleibt: Wie alt ist eigentlich Eddie?
Danke Kathi. 

(Bilder wurden freundlicherweise von Kathi zur Verfügung gestellt.)

Ihr habt auch ein Kind, interessiert Euch für Kultur und möchtet darüber reden? Schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com.
Meine Interviewpartner über Kultur und Kind waren bereits:

Nicole vom Kinderbekleidungs-Label Emma und Käthe: „Mein Mann und ich sind ziemliche Spießer“
Alu und Konstantin vom Familienblog Grosseköpfe: „Wir partizipieren anders, aber nicht weniger“.
Andrea vom Runzelfüsschen-Blog: „Liebeserklärung an das Lesen“.
Susanna vom Babyplausch-Blog: „Interview mit einer Berliner Bloggerin“.
Erotik-Autorin Andrea Blumbach: „Der Vorteil von Schubladen“.
Alltag, Kultur mit Kind

Klamotten, Kuchen und Kultur / Unser Wochenende in Bildern (18.+19.4.)

Der Samstagmorgen beginnt mit drei Grad und Sonne am Rasen. 
Ich suche Babyklamotten zusammen für eine Freundin, die bald ihr erstes Kind kriegt. 
Und mache Haushaltskrams. 
Anschließend schreibe ich einen Text über ein Buch, das mir nicht sehr gut gefallen hat. 
Zwei meiner drei Männer sind in der Zeit einkaufen.
Ich entscheide mich für eine grüne Strumphose. 
Neuerdings sitze ich im Auto alleine hinten. 
Wir fahren ins Stück vom Glück. Dort gibt es Kuchen. Er sieht dieses Mal ein bisschen besser aus als es schmeckt. 
Das frühe Vogerl testet erstmalig Apfelschorle. 
Bei DM finden wir Etiketten mit wirklich hässlichen Worten. 
Aber auch einige andere Dinge laufen uns rein. 
Abends wird der Baby-Bett-Himmel abgeholt. Eines dieser Dinge, die wir unbedingt besitzen wollten, und nie gebraucht haben. Habt Ihr auch so etwas?
Samstagabend läuft ein Ulrich-Seidl-Film. Ich finde die Bilder beeindruckend und die Stimmung ein wenig bedrückend. Aber 24 Stunden später stelle ich fest: Ich mag ihn. 
Sonntagmorgen ist der Berliner Himmer sehr blau. 
Vor dem Frühstück ist Lesen angesagt. 
Beim Backwerk werden die Tolerantesten zu Patrioten. So sind wir uns auch uneinig, wo die besten Brötchen wohnen. 
Wir wollen heute zu einem Spielplatz und finden Nostalgisches. 
Der erste Spielplatz-Besuch kommt gut an. 
Im Anschluss wird im Garten abgehangen. 
Auch die Wäsche macht mit. 
Nach dem Rechten schauen, kann auch nicht schaden. 
Das Mittagessen schmeckt viel besser als es aussieht. 
Ein bisschen Computerzeit wird versüßt. 
Im Anschluss geht es farbenfroh zu einer Me&I Party.
Gastgeberin miniberlin von Familie Berlin probiert alles an. 
Zuhause freut sich jemand sehr über unser Wiederkommen. 
Mittags habe ich mir die Haare gefärbt. Ich bin noch unschlüssig, ob es bleibt. 
Einer der beiden, die den Nachmittag im Garten verbracht haben, war sehr fleißig. Unsere Beerenhecke ist fast fertig. 
Der Sonntag endet mit Grillgut. Fast. 
Natürlich gibt es auch noch den Tatort.

Und wie war Euer Wochenende so?

Mehr Wochenende in Bildern gibt es wie immer bei Susanne von Geborgen Wachsen.

Kultur mit Kind, Schöne Dinge

Guter Regionalkrimi gesucht

Ich lese gerne. Und am liebsten drei Bücher gleichzeitig, die ich dann an den unterschiedlichen Orten verteile. Ein Sachbuch, etwas Literarisches und einen Krimi. Immer wenn ich ein bisschen Zeit finde, kann ich dann lesen. Und immer wenn ich mit dem einen Buch stocke, kann ich mit dem anderen ein wenig weiter machen. Mit den Krimis stocke ich aber aktuell öfter als mir lieb ist. Mit absoluter Regelmässigkeit greife ich momentan daneben.

Die Entscheidung für „Ostfriesenwut“, zum Beispiel: Recht regional, recht wenig mehr. Dennoch möchte ich das Phänomen Regionalkrimis weiter erkunden. Vielleicht steckt noch irgendwo ein „Tannöd“? Oder ein Buch, das mich fasziniert und mir nebenbei ein bisschen Lokales mit gibt?

Wollt Ihr mir von Euren positiven Leseerfahrungen berichten. Könnt Ihr mir etwas empfehlen? Und wenn ja, warum und was? Ich bin gespannt.