Kultur mit Kind, Nachgefragt

„Mein Tagesrhythmus liegt komplett drei Stunden früher.“

Wie ist das eigentlich, wenn Musiker Väter werden? Und was passiert mit der eigenen Identität, wenn sich plötzlich der Tagesrhythmus ändert? Und wie oft singt so ein Musiker denn für das eigene Kind? Diese und andere Dinge hat mir Peer, Sänger und Namensgeber der Band PEER, verraten, kurz bevor es auf Tour geht. 

Erzähl doch mal kurz, wie lange Du schon Musiker bist, und wie lange Vater? 

Peer mit Kind

In Bands spiele ich seit 20 Jahren, mein Sohn ist jetzt sieben Monate alt, sozusagen der neueste Release, ha! Davor erschien zuletzt im Mai 2014 das zweite Album der Gruppe PEER, namens „Galaktika“. Die Platte wurde per Crowdfunding finanziert, die Band entstand 2008 als Fortsetzung meines Solo-Projekts, mit dem ich auch schon zwei Alben rausgebracht hatte. Und dann gibt es auch noch le mobilé, meine alte Band seit 2000, mit der wir die vergangenen Jahre je ein Lied pro Jahr gemacht haben, da kommt dann 2016 oder 2017 ein neues Album. Mit meiner Musik habe ich aber nie eine kritische Masse erreicht, eher eine kritische Indie-Minderheit. Mein Geld verdiene ich bei einem Online-Verlag als Redakteur, die Musik war immer Leidenschaft. Und mit 38 ist mir auch ziemlich bewusst, dass es da keinen „großen Durchbruch“ geben wird. Aber dafür haben wir das ja auch nie gemacht.

Was hat sich verändert seit dem Dein Sohn auf der Welt ist? Im Leben und in der Musik ganz speziell?

Naja, ich bin nach Hamburg gezogen, habe quasi die Bands in Berlin zurückgelassen, habe mit dem Rauchen aufgehört, wohne nach WG-Jahren zum ersten Mal als Kleinfamilie zusammen, mein Tagesrhythmus liegt komplett drei Stunden früher, ich habe diesen neuen Mitbewohner, für den ich sorgen will – aber sonst hat sich nicht viel geändert. In der Musik ganz speziell: Meine Lieder gehen nicht mehr „Wir werden alle, alle sterben“/“Wir müssen diese Stadt zerstören“, sondern „Wo ist die Katze hin?“.

Wie hat sich das Rockstar-Leben verändert?

„Rockstar-Leben“ klingt irgendwie gut, aber es war ja eher ein Slacker-Leben mit Musik. Für die Bands heißt es erstmal: Vom Modell der wöchentlichen Proben muss Abschied genommen werden, ich bin eher alle zwei Wochen oder einmal im Monat in Berlin. Und dann gibt es eher Tour-Wochenenden als eine ausgedehnte Tour, und leider konnten wir zuletzt auch nicht alle Konzerte spielen, zu denen wir eingeladen wurden. Als der kleine Rocker zweieinhalb Monate war, waren wir drei Tage auf Tour, das war auch für mich merkwürdig und neu. Zwischen schlechtem Gewissen, Freiheit und Vermissen. Das will also organisiert sein.

Wie hast Du Dich verändert? 

Ich finde, man wird nochmal auf die Frage gestoßen, was einen selbst eigentlich ausmacht. Für viele Gewohnheiten und Leidenschaften, aus denen man die eigene Identität zusammengebaut hat, ist die Zeit nicht mehr da. Wobei ehrlich gesagt die Zahl der besuchten Konzerte, die neu gekauften Platten, anspruchsvollen Bücher oder Filme, Party-Nächte schon vorher mit dem Alter abgenommen haben, und nicht erst durchs Kind. Oder die Zahl der Songs, die ich schreibe. Da bin ich selbst einigermaßen gespannt, was aus der neuen Situation entsteht. Denn wenn das bisherige Konzept beim Liederschreiben war, sich auf eine Ebene der Unzufriedenheit oder Sehnsucht zu begeben, und Verhältnisse und Gefühle zu hinterfragen, findet das bei mir gerade wenig Wiederhall und Platz. Die vergangenen sieben Monate habe ich nur sehr sporadisch Textnotizen gemacht und weiß noch nicht, ob die Richtung vielleicht abstrakter oder erzählerischer wird – oder ob es doch einen Weg gibt, auch die neue Situation eher biografisch zu thematisieren – wie die „Galaktika“ auch das Thema enthält, eine Familie zu gründen. Oder dann doch das berüchtigte Kinderlieder-Album? Aber da stecke ich in der Szene noch nicht so weit drin.

Welche Rolle spielt die Musik bei der Erziehung Deines Sohnes? 

Ich habe eigentlich von Anfang an viel gesungen, beim Wickeln oder Herumtragen, klassische Schlaflieder, Summertime, spontane Umdichtungen oder falsche Texte („Always look on the Brei side of life“), und das ist schon erstaunlich, welche Lieder da so auftauchen – in den letzten Tagen kommen „My Way“ und „New York. New York“ immer wieder in meinen Kopf, keine Ahnung, warum. Mit drei Monaten habe ich angefangen, ihm abends auf der Gitarre ein paar Lieder zu spielen. Am Anfang fand er das sehr faszinierend, inzwischen wird er ungeduldig und will vor allem selbst auf die Gitarre klopfen. Mit „Erziehung“ scheint mir in dem Alter aber noch nicht viel zu sein. Sein Lieblingslied ist „Wind of Change“ – kann man nichts machen.

Was wünscht Du Dir? 

Abgesehen von einem menschenwürdigen Leben für alle fällt mir nicht so viel ein, was ich mir noch besser wünschen wollte. Klar: dass alles gut geht mit dem Kleinen, mit uns, meinen Eltern, und diese anderen grundliegenden Dinge: Anerkennung, Zufriedenheit, Sicherheit, Freiheit. Vielleicht noch konkret: dass endlich jemand den plötzlichen Kindstod sinnvoll erklärt, denn dieses Verunsicherungsszenario mit zu warm, zu weich, Bauchlage… dieses Rumgeeier mit den statistischen Korrelationen nervt.

Was macht Dein Sohn, während Du diese Fragen beantwortest?

Schlafen, in verschiedenen Konstellationen (Wagen, Manduca, Elternbett, eigenes Bett…).

PEER auf Tour:

9.4. Leipzig, Beard Brothers
10.4. Hof, KulturKaufHaus
11.4. Wasserburg, Innsekt

17.4. PEER präsentieren: The Great Magic Songwriting Circus, Berlin, Laika

Hier ist PEER zu finden:

peerband.de
facebook.com/peerband
peerband.bandcamp.com
facebook.com/songwritingcircus

Ihr habt auch ein Kind, interessiert Euch für Kultur und möchtet darüber reden? Schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com.

Meine Interviewpartner über Kultur und Kind waren bereits:

Weltreisende und Autorin Heike: „Wir wollten zusammen Zeit verbringen“.  

Nicole vom Kinderbekleidungs-Label Emma und Käthe: „Mein Mann und ich sind ziemliche Spießer“
Alu und Konstantin vom Familienblog Grosseköpfe: „Wir partizipieren anders, aber nicht weniger“.
Andrea vom Runzelfüsschen-Blog: „Liebeserklärung an das Lesen“.
Susanna vom Babyplausch-Blog: „Interview mit einer Berliner Bloggerin“.
Erotik-Autorin Andrea Blumbach: „Der Vorteil von Schubladen“.
Alltag, Kultur mit Kind

Das Osterwochenende in Bildern / 2. bis 5.4.2015

Unser Osterwochenende beginnt schon am Donnerstag. Mit Besuch, viel Natur, viel Kultur und bunten Blumen. Eine schöne Sache, diese Feiertage.

Blau ist mein Outfit am Gründonnerstag. 
Das Mittagessen ist allerdings grün. 
Besuch kommt. Mit der Omi geht es zum ersten Mal ans Eierpecken. 
Das Kind wird zum ersten Mal gesittet. Die Eltern gehen aus. Auf ein Getränk. 
Und ins Kino. Irre. Und gut. 
Am Karfreitag ist Quatschen angesagt. So viel, dass ich erst am Nachmittag ans Fotografieren denke. Hier die Kinderjause. 
Am Abend gibt es Badespaß.

Abends geht es – noch mal ohne Kind – nach Friedrichshain. Ins Nachtleben. 
Den Laden mit dem Bierberg gibt es immer noch. 
Und auch unser Lieblingsclub ist noch vorhanden. 
Ein paar Stationen schaffen wir, aber so richtig alt werden wir nicht. 
Am Samstag geht es im Häschenoutfit in den Baumarkt. 
Wir finden ein Gemüse, das an ein Fußballspiel erinnert. 
Bei Sonnenschein gibt es dann Gartenarbeit. 
Ich mag Stiefmütterchen. 
Und mein erstes eigenes Beet. 
Am Sonntag ist endlich auch der Kalender mal wieder niedlich. 
Und es gibt gutes Frühstück. 
Bei einem ausführlichen Spaziergang entdecken wir unschöne Osterdeko. Und andere Peinlichkeiten. 
Mittags gibt es mein Lieblingsessen.
Nachmittags geht es in den – hier buntgeschmückten Prenzlauer Berg.

c

Mutter-Tochter-Kino. <3
Und dann zum Flughafen. 
Zuhause schlafen schon zwei Drittel und wir trinken noch etwas. 

Die gesammelten Wochenenden vieler Menschen gibt es wie immer bei Susanne von Geborgen Wachsen.

Und wie war Euer Osterwochenende bisher so?

Kultur mit Kind, Meinung, Schöne Dinge

Moderne-Mami-Mode

Als ich schwanger wurde, dachte ich, dass ich sicher niedlich aussehe. So in Latzhosen. Als ich entbunden hatte, dachte ich, dass ich nun wieder alles tragen kann. Sofort. Als mein Kind aufgehört hatte, ein Stillbaby zu sein, dachte ich, dass ich mir diesen Quatsch mit dem Extra-T-shirt nun sparen kann.

Ich habe mich in meinem Leben schon mehr als einmal getäuscht. Auch in so wichtigen Mode-Fragen. Deshalb hier meine fünf ultimativen Mode-Tipps für die Schwangerschaft, die Stillzeit und die lebhafte Beikostzeit, die mir im Vorfeld unglaublich geholfen hätten. Hätte ich sie gewusst. Für Mütter. Natürlich.

Ich habe eine persönliche Strumpfhosenlieferanterin.
Ich schätze sie unglaublich. Nicht nur dafür.

1.) Wenn ihr zu Beginn Eurer Schwangerschaft bunte Klamotten seht: Schlagt zu. Je dicker ihr werdet, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit etwas in Farbe zu finden. Wenn Ihr also im fünften Monat ein nettes Teil in bordeaux seht, kauft es. Dass Euch bordeaux eventuell nicht so gut steht, kann getrost ignoriert werden. Sehr viel farbenfroher ist Schwangerschaftsmode selten, und besser als grau ist es allemal. Und fast alles ist grau, oder gestreift. In gestreift geht es übrigens bei der Stillmode weiter.

2.) Männerhemden sind das Ding und lassen sich problemlos auch noch in den ersten Monaten gut zu allem tragen. Wenn der Mann nur ungleich schwerer ist, unbedingt im Verwandten- und Bekanntenkreis umschauen. Sowas könnte sonst unter Umständen frustrieren. An schlechten Tagen.

Bettie mit Hut
Dieser wunderbare Hut stammt von Helena Ahonen.

3.) Aller Wahrscheinlichkeit nach könnt ihr das nette kleine Teil vor der Schwangerschaft nicht gleich wieder tragen. Es könnte ein paar Monate dauern. Es könnte sogar Teile geben, in die ihr nie wieder hineinpasst. Aber, jetzt das Positive: Strumpfhosen sind es nicht. In allen möglichen Farben hat man daher bereits kurz nach Verlassen des Wochenbettes das Gefühl, ganz aktuell zu sein. Und bunt. Ein Hoch auf bunte Strumpfhosen. Sie geben jedem alten, weil noch aus der Schwangerschaft stammenden, Kleid, neuen Glanz.

4.) Mit pinken Beinchen und in einem neu gekauften Kleid in Größe 38 kam ich mir unglaublich
schick vor. Und ein bisschen entblösst, als ich dann nur mit pinkem Strümpfchen im Hinterzimmer eines Arztes rumturnte. Hochgeschlossen ist nicht immer gut. Deshalb: Die Stillzeit ist eine Knöpfchenzeit. Aber hey: Knöpfchenkleider gibt es in Farbe.

5.) Mittlerweile passt mir ein Großteil der Klamotten wieder. Die Breizeit war modisch einwandfrei. Nun sind wir beim freien Essen des Kindes angelangt. Klappt super. Allerdings muss meist einer von uns beiden hinterher etwas anderes anziehen. Nicht immer habe ich für uns beide etwas dabei. Meine absolute Empfehlung: Tragt Hut. Ist fast nie betroffen, und lenkt ab. Von möglichen Flecken.

Ach ja, und das ultimative modische Accessoire ist, und bleibt natürlich: ein feuchtes Tuch. Immer.

Habt Ihr noch andere Tipps auf Lager ?

Kultur mit Kind, Meinung

Unser Sohn ist wir und mehr

Vater und Sohn: Beide versunken ins Spiel

Als mein Sohn zur Welt kommt, sieht er seinem Vater sehr ähnlich. Das rührt mich. Schließlich habe ich den auch mit Bedacht gewählt. Wenn er lächelt, sieht er auch ein bisschen aus wie ich. Sagen einige. Die meisten Leute, die in den ersten Wochen sagen, dass mein Sohn auch mir recht ähnlich sieht, haben mich entweder sehr lieb, oder kennen meinen Mann nicht. Ich trage es mit Fassung. Fakt ist: Mein Mann ist toll. Mein Sohn ist toll. Warum wollen die Leute immer darüber reden, wem er ähnlich ist? Vor allem in so jungen Monaten?

Unter dem Schlagwort #dubistich ruft die wunderbare Mama on the rocks andere Mütter auf, sich Gedanken zu machen, wie das denn so ist mit der Ähnlichkeit. Mutter, Vater, Sohn – wer kommt nach wem, und überhaupt und außerdem?

Ich hab das schon als Kind gehasst. Du bist genau wie Tante Sowieso. Ich dachte, Du bist viel mehr wie Deine Cousine.  Mal ehrlich, was Positives kann doch aus diesen Satzkonstrukten nicht entspringen. Gratuliere, Du bist eine Kopie geworden. Will doch keiner hören. Sagt auch keiner.

Deshalb also: Nein. Keine Vergleiche. Großartige Menschen in meinem Umfeld haben in meiner Jugend früh gesagt: Du bist Du. Und nicht nicht wie XY. Und ganz anders als VZ.

Mag Bücher und trägt bunte Strumpfhosen. 

Auch bei unserem Sohn soll das so sein. Das frühe Vogerl hat meist gute Laune. Ich habe da eine ganz wunderbare Idee, von wem er das haben könnte. Er freut sich über Bücher. Das könnte von mir sein.
Er versteht schon, wie ein Kreisel funktioniert. Das muss vom Vater kommen. Er liebt Joghurt. Klar, der Vater. Findet Techno besser als klassische Musik. Überraschend ist das nicht. Hat überhaupt ein großes Faible für Musik. Für einzelne Menschen.

Einiges davon ist mit Sicherheit von uns. Weil er unser Kind ist. Und weil wir ihm Dinge zeigen, die uns wichtig sind. Weil wir ihm Menschen nahelegen, die wir mögen. Weil wir ihm Werte vermitteln. Einer davon soll ein gutes Selbstbild sein. Mit seinen 13 Monaten blitzt da schon sehr viel eigenes auf.

Sein Augen scheinen übrigens jetzt mehr in meine Richtung zu gehen. Jetzt sagen die Leute immer, „Wie schön, er hat Deine großen, braunen Augen“. Bis dahin wusste ich nicht mal, dass ich große Augen habe. Und so ganz sicher bin ich mir da immer noch nicht.

Dieser Text ist Teil der Blogparade von Mama on the rocks.

Kultur mit Kind, Nachgefragt

„Wir wollten zusammen Zeit verbringen“

Ein eigenes Haus, gute Jobs und Geld auf der Bank: Trotzdem wollten Heike Praschel und ihr Mann die kommenden zehn Jahre auf keinen Fall so verbringen wie die letzten. In die Mongolei sollte es gehen: Mit einem LKW und für mindestens ein Jahr. Was daraus wurde erzählt sie in ihrem Buch „Weltenbummler“. Wie sie das Reisen die Familie verändert hat, in diesem Interview. 

In „Weltenbummler“ erzählst Du von der Reise, die Euch 60 000 km weit führte und Euch fast drei Jahre hat unterwegs hat sein lassen. Ihr ward zu fünft.
Mit welcher Ausrüstung und welchen Plänen habt ihr Euch auf den Weg gemacht?
Der ursprüngliche Plan – unser Leben zu verändern: Vor allem nach der Geburt unserer zwei kleinsten Töchter begannen wir unser Leben neu zu überdenken und zu hinterfragen. Was wollen wir unseren Kindern bieten, oder leben wir das Leben, dass wir uns für uns und unsere Kinder wünschen? Wir hatten einen Punkt erreicht, an dem man seine Zukunft relativ klar vor sich liegen sieht, wir hatten ein eigenes Haus mit Garten, einen guten Job, Geld auf der Bank und doch wurde uns plötzlich klar, dass wir unsere nächsten zehn Jahre auf keinen Fall noch einmal so wie die letzten verbringen wollten.
Treffen unterwegs

Wir wollten unseren Kindern / uns etwas anderes bieten, als das enge Flusstal in der Oberpfalz. Wir wollten zusammen Zeit verbringen, zusammen mit den Kindern die Welt erfahren, sie mit allen Sinnen und hautnah erleben.

Der zweite Plan: in die Mongolei zu fahren und mindestens ein Jahr unterwegs zu sein.
Die Ausrüstung dazu: ein guter LKW ( Mercedes LA 710 mit nur 28.000 km auf dem Tacho), jede Menge Werkzeug (Ersatzteile haben wir im Iran besorgt), einen Medikamentenkoffer mit Verbandsmaterial, Antibiotika und den nötigsten Medikamenten (von denen wir kaum etwas gebraucht haben), Spielzeug, das für drinnen und draußen tauglich ist (Lego, Schleich Tiere,…), jede Menge Bücher, Kassetten und CD’s und all das, was man zum Leben braucht. Und natürlich die ersten Visa und ein Carnet de Passage (laut ADAC: ein Reisepass für das Fahrzeug)
Welche Momente, Orte und Menschen haben Euch als Familie besonders bewegt? 

Beeindruckt hat uns vor allem die unglaubliche Offenheit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen überall auf der Welt.

Typische Jurte in der Mongolei
Immer wurden wir ohne Vorbehalte aufgenommen und oft genug reich beschenkt, wir waren sprachlos anhand solcher Gastfreundschaft.
Bewegt hat mich hierbei vor allem der Iran, den ich als einen Schwerpunkt der Reise sehe. Gerade hier habe ich gelernt viele unbewusste Vorurteile zu begraben und mich auf die mir so fremde Kultur einzulassen und war begeistert von der Unbeschwertheit und der Leichtigkeit der Kinder, mit der sie auf alle fremden Menschen zugehen und die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten ohne Probleme in ihren Alltag einbauen.
Unvergesslich bleibt natürlich auch die wunderbare Weite der Mongolei, die Stille der Wüste oder die bunten Bergwiesen von Kirgistan.
Was habt Ihr gelernt?
Emma und ein usbekischer Hirtenjunge

Wir und vor allem die Kinder haben viel Grundsätzliches von der Reise mitgenommen.

Einerseits Toleranz und Respekt vor Menschen, Kulturen und Lebensweisen, egal wie unterschiedlich sie manchmal auch erscheinen mögen, andererseits die Wertschätzung von lebensnotwendigen Dingen wie zum Beispiel Wasser. Wasser war unterwegs lebensnotwendig und nur begrenzt vorrätig, vor allem in der Wüste musste sehr sparsam damit umgegangen werden.
Zusätzlich eine Beschränkung auf das Notwendigste: der Laster war klein, die Kinder lernten auf engstem Raum zu leben, sich mit wenig abzufinden.
Und natürlich ein Gehör für Fremdsprachen, inzwischen verstehen auch die Kinder einige Worte in den unterschiedlichsten Sprachen.
Außerdem lernten wir vor allem flexibel zu bleiben und ungewohnte oder auch aussichtslos erscheinende Situationen zu überstehen, haben die Familie zu unserem „Heimathafen“ gemacht, in dem man sicher geborgen überall auf der Welt glücklich sein kann.
 
Wie ging es Euch – und vor allem den Kindern – bei der Wiedereingewöhnung in Deutschland?
Einsamkeit

Hierbei ging es Erwachsenen und Kindern ganz unterschiedlich. Nach der Asienreise (während der drei Wochen, die unser Lkw brauchte um nach Halifax verschifft zu werden) hatten vor allem Tom und ich mit einem schweren Kulturschock zu kämpfen. Die Straßen in Deutschland schienen uns nach dem Trubel im Osten leer und steril, während die Kinder mit Begeisterung alles Neue in sich aufsogen; endlich konnten sie sich unterhalten, es gab wunderbar komfortable Badezimmer und für Sarah endlich wieder deutsche BRAVO’s.

Nach Amerika dann, war der Kulturschock zwar weniger ausgeprägt, aber einfach fiel uns das „Ankommen zu Hause“ dennoch nicht. Ich fühlte mich in den Mauern unseres Hauses eingepfercht, wie in einem Gefängnis, mir fehlten die Geräusche wie Wind oder der Regen, der auf das Blechdach unseres Lasters trommelt und das Gefühl, das Wetter schon zu kennen, bevor ich aus dem Fenster blicke. Uns fehlte das Reisen, das „Unterwegs sein“ und natürlich waren uns die 120 m² unseres Hause unendlich viel zu groß.
Inzwischen haben wir einen neuen Platz gefunden, mit viel Ausblick und jeder Menge Sonne. Hier fällt es uns leichter uns im Alltagstrubel zurecht zu finden.
Doch eines hat sich verändert: Jetzt haben wir einen Traum, einen Traum von der Fremde, von neuen Wegen und uneingeschränkten Möglichkeiten.
Was würdest Du anderen Eltern empfehlen?

Dazu einige Worte aus unserem Reiseführer der Mongolei, die mich die ganze Reise begleitet und inspiriert haben: „Es heißt ‚Nomaden‘ reisen nie ohne Grund, reisen Sie mit offenem Herzen und lassen Sie die Begegnung mit Andersartigem Grund ihrer Reise sein“,

Für uns war es sicher besser nicht zuviel zu planen und die Reiseführer zu wälzen, unsere Blauäugigkeit hat uns davor bewahrt, zu hohe oder falsche Erwartungen an ein Gebiet/Land zu stellen. Wir haben immer versucht allem offen zu begegnen und haben so Unglaubliches erlebt, und das meist fern ab von allen in den Reiseführern geplanten Routen und ganz ohne Vorbereitung.
Welche Reisen habt Ihr in Zukunft geplant?

Ende Februar 2016 werden wir uns wieder auf den Weg machen. Noch einmal ist Nordamerika das Ziel. Von Washington State aus werden wir in einem ausgebauten Schulbus nach Nordkanada und Alaska fahren. Geplant ist ein Jahr, die Kinder sind bereits von der Schule befreit und freuen sich auf die ungezähmte Natur Kanadas und den schon lange vermissten Reisealltag.

Ihr habt auch ein Kind, interessiert Euch für Kultur und möchtet darüber reden? Schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com.

Meine Interviewpartner über Kultur und Kind waren bereits:

Nicole vom Kinderbekleidungs-Label Emma und Käthe: „Mein Mann und ich sind ziemliche Spießer“.
Alu und Konstantin vom Familienblog Grosseköpfe: „Wir partizipieren anders, aber nicht weniger“.
Andrea vom Runzelfüsschen-Blog: „Liebeserklärung an das Lesen“.Susanna vom Babyplausch-Blog: „Interview mit einer Berliner Bloggerin“.

Erotik-Autorin Andrea Blumbach: „Der Vorteil von Schubladen“.

Alltag, Kultur mit Kind

Ein Wochenende in Bildern mit Besuch in der WIB-Zentrale / 28.-29.03.15

Ein bisschen erkältet, ein bisschen  spazieren und einer war auch in zwei anderen Stadtteilen Berlins: Das ist unser Wochenende in Bildern.

Der Samstagmorgen beginnt in dezenter Kleidung. 
Mutter und Sohn sind erkältet. Eine kriegt Hustensaft. Einer viel Ruhe. 
Es folgen Aufräumarbeiten.
Mützenanprobe.
Das Bücherregal weist nun Leerstellen auf und erscheint kleinkindsicher. 
Am Nachmittag geht es in den Prenzlauer Berg. 
Der Mac-Doktor, der hoffentlich Abhilfe verschaffen kann, ist super fröhlich und hat tolle Geräte da stehen. „Kennt man aus einer Serie“, sagt er. Wisst Ihr aus welcher?
Im Nachbarlädchen habe ich mir einen Hut gekauft. Ich liebe ihn. 
Toller Blumenladen. Leider war die Bedienung zu langsam, dass das an diesem Samstag noch etwas hätte werden können. 
Mit einem Alternativgeschenk geht es zu Frau Mierau und Tochter, die zum Geburtstag geladen hatten. Es gab ganz tolle Kuchen. 
Unglaublich viele Bilder wollte ich machen an dem Ort, an dem die Idee zu den Wochenenden in Bildern (Susanne Mierau sammelt diese) entstanden ist. 
Ich habe dann tatsächlich drauf vergessen, aber hier zum Beispiel eines: Andrea und das Runzelfüsschen waren auch da. 
Es war ein sehr, sehr gemütlicher Ort und für Kinder gab es unglaublich viel zu spielen. Meines war ja leider mit Erkältung daheim.  
Nach Hause brachte ich Sushi mit. 
Ein Vormittagsschlaferl am Sonntag ist toll. 
Der erste Kaffee auch. 
Morgens hat es in Berlin noch nicht geregnet, also machen wir einen Spaziergang. 
Beim Lieblingsbäcker.

Bereits im Ostermodus.
Zuhause wird einer zum Kuschelbeardie.
Der Abend ist geprägt von Problemen mit der Technik. 
Noch mehr Bilder von Wochenenden findet Ihr wie immer bei Susanne von Geborgen Wachsen.