Kultur mit Kind, Meinung

Rutsche, Kind, rutsche! Über Frühförderung und die Übertreibung

An der einen oder anderen Stelle hatte ich es schon erwähnt: Ich bin eine bekennende Kindercafé-Geherin. Das Hauptargument dafür trifft sich mit dem Hauptargument dagegen: Es ist sehr laut, aber nirgendwo sonst können Kinder so entspannt spielen, während Eltern Kaffee trinken. Außer vielleicht Zuhause.

Nicht im Bild: Rutsche

Vor ein paar Tagen war es wieder soweit. Wir waren im Kindercafé. Da wir in der ganzen Formation, Vater, Mutter, Kind dort aufliefen, und Vater und Kind das Terrain erkundeten, hatte ich viel Zeit zu beobachten. Ein paar Stunden hatte ich den Indoor-Spielplatz, bestehend aus einem Holzklettergerüst und einer Rutsche, im Visier.

Drei bis vier Kinder, im Alter zwischen eins und zwei Jahre alt, wanderten im Laufe des Vormittags immer wieder über die Treppchen. Drei bis vier Elternteile waren involviert. Und nahezu alle wollten ihre Kinder dazu ermuntern, zu rutschen. Keines der Kinder schien sich dafür wirklich zu begeistern. Nicht desto trotz versuchte eine Mutter immer wieder ihre Tochter in die Richtung zu bugsieren. Und ein Vater rief seinem Sohn lauthals zu, es doch zu probieren. Ungefähr im Zwei-Minuten-Takt. Lediglich ein kleiner Niederländer, dessen entspannte Mutter meist im Nebenraum saß, rutschte nach Herzenslust.

Ich war und bin ein bisschen befremdet. Ist das Frühförderung? Ist das der Wunsch, dass sich das Kind etwas traut? Oder greift hier schon der Satz, dass man an dem Gras nicht ziehen soll? Ich will nicht urteilen. Ich will es einfach nur verstehen, und es scheint da in dem Kindercafé zumindest einen Konsens zu geben: Kinder sollten rutschen. Nur das warum, habe ich nicht ganz verstanden. Helft mir, eine Antwort zu finden. Dort zu fragen, hätte ich irgendwie komisch gefunden.

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