Kultur mit Kind, Meinung

Fragebogen zum Langzeitstillen von Jenni (9)

Anlässlich der Weltstillwoche (28.9. – 4.10.2015) gibt es 5 Fragen an 10 Langzeitstillerinnen, Jenni von http://flaviusundbrutus.wordpress.com ist eine davon. 

Wie lange hast du gestillt? 

Ich habe meine Zwillinge 15 Monate lang gestillt, davon sieben bis acht so gut wie voll. Wir haben zwischendurch auch mal Mahlzeiten durch Flaschen ersetzt, um meinen Körper zu entlasten, aber sie wurden davon meistens nicht friedlich. Ich habe sie fast ausschließlich tandemgestillt, weil einer immer ausgerastet ist, wenn der andere gegessen hat. Vom Schreien wurde keiner wach, aber wehe, einer schmatzt genüsslich! Das ist heute immer noch so.

Wie hat dein Umfeld darauf reagiert? 

Mein Umfeld hat ganz unterschiedlich reagiert. Viele fanden einfach nichts dabei, so nach dem Motto: Babys kriegen halt Milch. Andere fragten, ob es überhaupt möglich sei, Zwillinge zu stillen, andere haben mich dafür bewundert. Mein Bruder fand es sehr interessant, genauso wie andere Kinder. Einige haben mir sehr schnell zum Abstillen geraten, wenn es mir wegen des Stillens mal schlecht ging. Und es gab auch welche, die fanden das blöd. Aber ganz ehrlich? Ich hab gestillt, damit die Babys zufrieden sind, egal, wie oft oder wie lange es dauerte.

Wie schwer fiel dir das Abstillen? 

Am schwersten fiel mir, dass so viele Leute diesbezüglich Erwartungen stellten, ab wann Kinder abgestillt werden oder welches Gemüse essen sollen. Dagegen  und für einen sanften, natürlichen Weg zu kämpfen, war anstrengend. Es gab eine Zeit, da hätte ich das Abstillen nicht erwarten können. Bei jedem Stresserchen bekam ich Milchstau und die Kinder mussten 20 Mal pro Nacht gestillt werden, am liebsten einzeln. Dann lief es wieder total rund und ich konnte mir ein Ende nicht vorstellen. Ich habe das immer so gehandhabt, dass ich guckte, was die Kinder gerade brauchen und versuchte, sie mitbestimmen zu lassen. Sie haben sich gegen Ende beim Einschlafstillen sehr viel geärgert und getreten und da war irgendwann klar, es muss ein anderes Ritual her. Heute, ein halbes Jahr nach dem Abstillen, reden die Zwillinge noch oft mit mir darüber: „Meina Bebi, Mama Milch!“ oder sie „stillen“ ihre Kuscheltiere.

Was mochtest du besonders am Stillen? 

Das Exklusive. Nur ich die Mama konnte die Zwillinge stillen. Und ich mochte es, dabei Serien zu gucken, das Internet durchzulesen und Schokolade zu essen. Dafür hatte ich sonst keine Zeit. Ich versuchte, mir die Stillrunden so gemütlich und schön wie möglich zu machen, um es auch als Auszeit zu sehen. Klar war es oft auch ätzend und tat schweineweh, häufig musste ich beim Stillen Essays für die Uni schreiben oder ich hatte einfach kein Nähebedürfnis mehr und wollte meinen Körper für ich allein, aber es war so unvergleichlich schön, wenn sie mit dem Milchrinnsal im Gesicht ins Milchkoma abdockten. Für die Gesichtsausdrücke lohnte sich das total.

Was hast du als stillende Mutter vermisst? 

Den Schlaf. Aber den vermisse ich jetzt immer noch 😉 Nach ein paar Monaten fühlte ich mich auch sehr an Zuhause gebunden, aber ich musste sowieso tagsüber zur Uni und genoss dann die Freiheit. Ich vermisste es auch, Freunde zu treffen, gerade abends, aber das konnte ich nach und nach wieder aufbauen. Ich hab es auch vermisst, in der Öffentlichkeit angezogen bleiben zu können. Zwei Kinder kann man, glaube ich, gar nicht dezent stillen. Weder im Zug, noch im Café, noch in der Uni und auch nicht auf einer Bank in der Innenstadt.

Die Zusammenfassung aller zehn Teilnehmerinnen der kleinen Blogparade gibt es hier.

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