Kultur mit Kind, Meinung

Die Wanderschaft und das Wochenbett

Heute habe ich beim Einkaufen ein Gespräch belauscht. Eine Frau erzählte, dass ihr Baby nun da sei. Gestern sei sie aus dem Krankenhaus entlassen worden, vor drei Tagen habe sie einen Kaiserschnitt gehabt und, auch wenn die Hebamme das gerne so haben wolle, sie wolle sich nicht übertrieben schonen. 

Wir wollten es eher ruhiger in der Anfangszeit. 
Nebenan stand der Vater mit dem Kinderwagen. Oben drauf ein Paket. In der Buchhandlung war es laut. Kurze Zeit später sah ich sie wieder, im Supermarkt. Es war noch ein bisschen lauter. 
Das Paket ist nach unten gewandert. Das Licht war ein bisschen greller. Das Kind schien zu schlafen, Köpfe wurden reingesteckt. 
Ich weiß nichts über diese Frau. Ich mag nicht urteilen, ob sie sich übernimmt, ob das für sie und das Kind gut ist. Wie könnte ich? Ich weiß nur, dass es für mich schrecklich gewesen wäre. 
Denn mein Wochenbett war vor allem eines: Heimelig und ruhig. Im Krankenhaus waren wir alleine. In den ersten beiden Wochen bekamen wir drei Mal Besuch. Freunde empfingen wir erst in Woche drei. Und unsere Ausflüge gingen im ersten Monat nicht weiter, als die paar Straßen, die um unser Haus rum führten. Der erste größere Ausflug führte nach Wochen in ein Kulturkaufhaus. Ganze zehn Minuten, und wir hatten das Gefühl, damit lieber noch ein bisschen zu warten. Der Sohn schien es ähnlich zu sehen. 
Im Geburtsvorbereitungskurs sagte man uns, dass Wochenbett ist eine Woche im Bett, eine ums Bett und erst dann soll man langsam raus. Das hat sich für uns sehr richtig angefühlt. Und im Nachhinein denke ich so gerne an die Zeit zurück in der alles so beschaulich war, und oft tagelang außer der Hebamme keiner vorbei kam. Ich bin dankbar, dass ich nicht das Gefühl hatte, raus zu müssen und wir uns diese Ruhe gegönnt haben. 
Aber vielleicht bin ich ja die Ausnahme und die Frau im Supermarkt ist eher die Regel: Wie umtriebig ward Ihr im Wochenbett?
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