Janina mit den Töchtern
Familienrollen, Kultur mit Kind

Zwei Kinder von zwei Vätern: „Ich habe keine großen Erwartungen mehr und verlasse mich lieber auf mich selber.“

Jeden Donnerstag erscheinen hier die Familienrollen, die eine andere Familie vorstellen. Diese Woche ist Janina (vom  Blog Perlenmama) zu Gast.

 

Mit einem Freund hat sie eine Tochter und schon mal in den Familienrollen davon erzählt. Nun ist sie wieder Mutter eines kleinen Mädchens geworden: Wieder alleinerziehend. Woher sie die Kraft dazu nimmt und was sie sich für ihre Mädchen wünscht: Das erzählt sie in den Familienrollen. 

 

In Deinem ersten Interview hast Du erzählt, dass Du mit einem guten Freund eine Tochter hast und auf der Suche nach der Liebe bist. Was hat sich seit dem getan? 
Seither hat sich einiges verändert. Nun habe ich zwei Töchter, bin jedoch noch immer Alleinerziehend. Im Februar lernte ich über’s Internet einen Mann kennen und wir dateten eine Weile. Das war erstmal nichts Besonderes, ich war damals auf einer Online-Dating-Plattform aktiv und ging des Öfteren mal auf Dates. Dieses Mal entwickelte sich aber relativ schnell eine intensive, aber relativ unverfängliche Romanze. Es war schnell klar, dass ich wohl etwas mehr darin investierte als er, doch irgendwie schreckte mich das nicht ab. Es fühlte sich gut an, war ganz anders als die Stories davor (er war ganz anders als alle Männer mit denen ich davor je zu tun hatte) und irgendwie ein Ausbruch aus meiner damaligen Situation. Aber eigentlich war das wohl auch eher ungesund. Nunja, irgendwann hatte diese Geschichte ein jähes Ende, ich fuhr mit meiner Perle und meiner Besten an’s Meer um den Kopf frei zu kriegen und danach mit frischem Elan weiterzumachen. Nunja, doch dann hielt ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand und da stand erstmal alles wieder Kopf. Ich fing mich relativ schnell wieder, begann mein/unser Leben auf den Neuankömmling vorzubereiten. Das Verhältnis zum Miniperlen-Papa war teils eher sporadisch, aber immer freundlich. Natürlich stehen wir hier noch komplett am Anfang und keiner weiß wie sich das mal entwickelt, aber ich nehme es einfach Tag für Tag und hoffe, dass wir ein gutes Verhältnis beibehalten können.
Das Verhältnis zum Vater Deiner großen Tochter erschien im ersten Interview gut: Gab es durch die veränderte Situation auch hier Veränderungen? 
Janina mit Baby im TragetuchIn der Zwischenzeit haben wir durch einige Veränderungen die ein oder andere Bodenwelle in unserem Verhältnis gehabt. Das war mitunter sehr schwierig für mich und auch für die Perle. Seit der Geburt der Miniperle ist hier aber wieder etwas Ruhe eingekehrt, obgleich ich aber natürlich nicht sagen kann, ob das nur eine Art „Wochenbett-Waffenruhe“ ist oder ob wir da wirklich wieder auf einen grünen Zweig kommen.

 

Letzteres würde ich mir natürlich wünschen. Er ist neun Tage nach der Geburt der Miniperle auch noch einmal Papa geworden, vielleicht hat sich der Fokus (von uns beiden) auch einfach etwas verlagert. Es bleibt also auch hier abzuwarten wie sich das Ganze entwickelt.
Deine kleine Tochter, die Du auf dem Blog Miniperle nennst, ist erst wenige Wochen alt. Mit dem Vater bist Du nicht mehr zusammen, habt Ihr Eure Elternrollen schon gefunden?
Nein, gefunden haben wir uns sicher noch nicht. Ich noch nicht als Mama von zwei kleinen Mädchen, er noch nicht als Papa von zwei kleinen Mädchen (er hat schon eine Tochter im Alter der Perle) und wir uns noch nicht als Elternteam. Aber wir arbeiten daran. Romantische Gefühle gibt es bei uns nicht mehr, nein. Aber dafür zum Glück ein sehr freundlicher und respektvoller Umgang. Es ist manchmal etwas schwierig unsere Erwartungen jeweils anzupassen (ich glaube jedenfalls, dass dies ein Problem ist), aber ich denke, das lernen wir auch noch. Es gibt noch einige weitere Faktoren, die da mit hineinspielen, die ich aber nicht weiter ausführen kann und möchte, aber ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Noch ist alles neu, aber ich bin guter Dinge, dass sich alles finden wird. Ich glaube aber auch, dass ich dieses Mal etwas relaxter an die Sache herangehe, dass ich in meinem „Erwartungs-Management“ etwas schlauer bin und ich einfach weniger Energie dort hinein investiere (einfach, weil ich sie anderweitig, nämlich im Alltag, für die Kids und für mich selber brauche).
Du hast zwei kleine Töchter, möchtest im Herbst wieder arbeiten gehen und auch sonst geht es mitunter turbulent bei Dir zu: Bei alledem wirkst Du unglaublich tough, woran liegt das?
Janina mit beiden KindernDanke erstmal für das „tough“. Das freut mich zu hören. Ich weiß nicht woran es liegt. Vielleicht, weil ich das Ganze schon einmal durch habe und ich daraus viel gelernt habe. Ich habe keine großen Erwartungen mehr und verlasse mich lieber auf mich selber. Das hört sich vielleicht desillusioniert an, aber ich fühle mich gar nicht so. Ich fühle mich eher „empowered“. Es gibt einige Leute in meinem Umfeld, die warten quasi darauf, dass ich es nicht hinbekomme und sie mit einem Kopfschütteln und einem Seufzer sagen können „ja, aber das war ja abzusehen…“. Das ist einerseits traurig, spornt mich persönlich aber auch an. Es ist aber einfach auch unglaublich wichtig ein Netzwerk zu haben. Ich habe einen unglaublich tollen Clan. Auf meine Eltern, Familie und Freunde kann ich mich stets verlassen und das gibt mir sehr viel Kraft. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich würde das alles „alleine“ hinkriegen. Ich wünsche jedem/jeder Alleinerziehenden ein Netzwerk, dass sie auffängt. An schlimmen Tagen und in schlimmen Jahren. Ohne ist es einfach fast unmöglich.
Außerdem hilft es mir unglaublich mich mit anderen Alleinerziehenden zu vernetzen und gemeinsam für unsere Familienform einzustehen. Damit meine ich nicht die typischen „Der KV meiner Tochter ist so schrecklich“-Jammerrunden-Kaffeekränze (die meide ich, auch wenn ich mich auch gern mal aufrege), sondern eher die gesellschaftlichen und politischen Aspekte. Es gibt noch viel zu tun, Alleinerziehende haben, obgleich sie so zahlreich vertreten sind, noch immer mit Stigmata und allzu konservativen gesellschaftlichen Ansichten zu kämpfen. Das gehört geändert, für die Alleinerziehenden selbst aber auch für unsere Kinder. Wir sind so viele, aber oft zu geschlaucht vom alltäglichen Leben um uns noch für unsere Interessen einzusetzen. Daher müssen wir uns zusammen tun. Ich glaube, dass dies nicht nur gesellschaftlich und politisch wichtig ist, sondern auch jedem einzelnen von uns persönlich gut tut.
Was wünscht Du Dir für Deine Töchter für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass sie zu starken und unabhängigen Frauen heranwachsen. Ich möchte, dass sie wissen, dass sie alles schaffen können und ich hoffe, dass ich ihnen alle Möglichkeiten bieten kann, die sie brauchen und wollen. Ich möchte, dass sie sich allzeit geliebt fühlen und dass sie wissen, dass obgleich sie beide ziemlich chaotisch in mein Leben purzelten, dass sie dennoch erwünscht und genau richtig sind. Sie sollen wissen, dass sie das Beste sind, was mir je passiert ist und ich diesbezüglich nichts bereue. Außerdem wünsche ich mir für sie eine offene und tolerante Gesellschaft, in der sie die Lebensform leben können, die sie für sich wählen. Ob als Single, Hausfrau, arbeitende Frau, lesbische Frau, hetero Frau (oder sogar als Mann, sollte eine von ihnen sich als solcher fühlen) kinderreiche Frau, kinderlose Frau, alleinerziehende oder verheiratete Frau oder oder oder…es soll egal sein und keinen Unterschied mehr machen, gesellschaftlich, rechtlich, finanziell, steuerlich, etc. Diese Freiheit wünsche ich mir für die zwei…und auch für unsere Gesellschaft.

 

Vielen lieben Dank für Deine Antworten, Janina.

 

Noch mehr Interviews mit alleinerziehenden Müttern findet Ihr zum Beispiel hier.

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