Elternfragen, Nachgefragt

Stillen: Die Veränderung vom Busen

Was macht eigentlich das Stillen mit dem Busen? Warum gibt es dieses Körbchen-Gewechsel? Und was passiert eigentlich beim Abstillen? Antworten gibt meine liebste Stillberaterin Anna Hofer in den Elternfragen.

 

Was verändert eigentlich die Brust: Schon die Schwangerschaft oder erst das Stillen? 

 

Die weibliche Brust besteht neben Muskeln, Bindegewebe, Nerven, Blut- und Lymphgefäßen aus Fettgewebe, Drüsen und Milchgängen. Tatsächlich durchläuft die Brust in ihrer Entwicklung drei Phasen:
Im Alter von 9 bis 13 Jahren (also kurz vor der ersten Periode) beginnt die Entwicklung der Drüsenanlage. Das Hormon FSH (follikelstimulierendes Hormon) regt die Follikelbildung im Eierstock an. Auf diese Weise wird das Östrogen in den Follikeln gebildet, Östrogen wiederum ist verantwortlich für das Längenwachstum der Milchgänge.

 

Darauf folgt dann In der zweiten Phase ist das Hormon Progesteron, das für das Wachstum der Drüsen verantwortlich ist. Ca. zwei Jahre nach Beginn der Menstruation ist das Wachstum der weiblichen Brustdrüsen tatsächlich abgeschlossen.

Während einer Schwangerschaft verändert sich die Brust erneut. Zu den Hormonen, die während und nach der Schwangerschaft vermehrt gebildet werden, zählen Östrogen und Progesteron, sowie Humanes Choriongonadotropin (HCG), Prolaktin und Oxytocin. Für die Veränderungen der Brust in der Schwangerschaft spielen vor allem Östrogen, Progesteron, Prolaktin und Oxytocin eine wichtige Rolle. Durch Östrogen und Progesteron kommt es zu einer Vermehrung der Milchdrüsengänge und somit zu einem verstärkten Brustwachstum. Prolaktin und Oxytocin bewirken den Milcheinschuss, die Milchproduktion und den Milchtransport während des Stillens.

 

Ich kenne die Geschichte von Frauen, die in der Stillzeit vom A-Körbchen zum C-Körbchen wechselten. Neulich hat mir jemand aber erzählt, dass er vor der Schwangerschaft ein E-Körbchen hatte und nun B. Was ist da passiert?

 

Abhängig vom weiblichen Zyklus und den unterschiedlichen Lebensabschnitten (Pubertät, Schwangerschaft, Stillzeit und Wechseljahre) ändern sich Gewicht- und Form der Brust.
Das kenne wir sicher alle:

 

In der Zyklusphase nach der Menstruation wird die Gebärmutterschleimhaut wieder aufgebaut. Das Hormon Progesteron bewirkt dann eine Wassereinlagerung und Gewebeauflockerung, weswegen es zu einer kurzfristigen Brustvergrößerung kommen kann.

 

Aufgrund der hormonellen Umstellung in der Schwangerschaft wachsen die Brustdrüsen und die Brust wird größer. Das Binde- und Fettgewebe wird verdrängt, deshalb können an der Haut Streifen (Dehnungsstreifen) entstehen. Am Anfang der Schwangerschaft können die Brüste anschwellen und sehr empfindlich sein. Nach Beendigung des Stillens wird ein großer Teil des milchbildenden Gewebes durch Bindegewebe ersetzt. Und da Bindegewebe in der Brust nicht anders funktioniert, als am Po oder den Oberschenkeln, erleben viele Frauen ihre Brüste nach der Stillzeit kleiner oder auch weniger straffer.

Abstillen: Was passiert da mit dem Körper?

 

Wie eben schon beschrieben, regeln Prolaktin und Oxytocin die Milchproduktion und den Milchtransport während des Stillens. Daher ist ein stufenweises Abstillen absolut sinnvoll. Nicht nur für Mutter und Kind, sondern auch zur Regulation der Hormone. Denn das Ende der Stillzeit bedeutet eine schrittweise Entwicklung der Prolaktinkonzentration auf ihren Normalwert. Und dies kann, von Frau zu Frau, unterschiedlich lange dauern.

 

Plötzlich abgestillt: Wie geht man mit möglichen Nebenwirkungen um?

 

Plötzliches Abstillen sollte natürlich, wenn möglich, vermieden werden, da es sowohl für Mutter als auch Kind körperlich und psychisch sehr belastend sein kann. Manchmal lässt sich dieser Schritt aber nicht vermeiden.

 

Der Mutter wird mit diesem Schritt das stimmungsaufhellende Prolaktin entzogen. Körperliche Beschwerden können durch das sogenannte Milchfieber entstehen, das durch die Resorption (also, ein Prozess, bei dem körpereigene oder -fremde Stoffe durch lebende Zellen oder Gewebe aufgenommen werden) der noch verbliebenen Muttermilch verursacht wird. Die Einnahme von entsprechenden Medikamenten geht natürlich mit Nebenwirkungen einher und muss in Absprache mit Ärzten, der Hebamme ggf. auch einer erfahrenen Stillberaterin abgewogen werden.

Natürliche Helfer im Abstillprozess können unter anderem das Hochbinden der Brüste sein, das Kühlen durch Quarkwickel und das Trinken von Salbei- und Pfefferminztee.

 

 

Was sind für Dich als Stillberaterin die eindeutigsten Nachwirkungen des Stillens? 

 

Stillen senkt nachweislich das Risiko der Mutter für Brust- und Eierstockkrebs sowie für Osteoporoseerkrankungen. Gleiches gilt auch für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ II und Übergewicht.

Darüber hinaus profitieren Frauen auch während der Stillzeit von weniger Wochenfluss, einem geringeren Anämierisiko, der schnelleren Rückbildung der Gebärmutter und weniger Blutverlust in der Menstruation in den Monaten nach der Geburt.

Eine schwedische Studie konnte 2007 unter anderem aufzeigen, dass Frauen, die mindestens ein Jahr stillen, nach den Wechseljahren ein geringeres Risiko für rheumatoide Arthritis aufweisen.

 

Vielen lieben Dank für Deine Antworten, Anna. 

Anna war bereits zwei Mal bei mir zu Gast: Einmal zum Thema „Stillmythen und ihr Wahrheitsgehalt“ und einmal über das „Langzeitstillen„. Mehr Infos über Anna findet Ihr auf Ihrer Stillberaterungs-Homepage

 

Ihr habt ein Thema, dass Ihr unbedingt mal in den Elternfragen behandelt haben möchtet? Oder Ihr seid Experte in einem Thema und wollt darüber reden? Dann schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com. 

 

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