Auf Kuba lernte Nadine einen Schauspieler kennen und lieben. Mit ihm und dem gemeinsamen Sohn Hugo lebt sie nun Mitten in Zürich. Über tolle Spielplätze, kurzen Mutterschutz und warum sie ihr Leben liebt, haben wir im „Kultur mit Kind“-Interview gesprochen.
Nadine mit Hugo am Strand von Kuba |
Stell Dich doch bitte kurz vor.
Ich bin Nadine, verheiratet und Hugo ist unser Sohn (3). Ich bin im Human Resources (eigentlich was mit Journalismus gelernt), mein Mann im Marketing (früher Schauspieler auf Kuba) tätig und Hugo ist Kitagänger, vier mal die Woche. Ich liebe meine Familie, ich liebe das Mutter sein, ich liebe mein Leben. Das Gefühl zu Hugo wird immer stärker und größer und manchmal weiß ich gar nicht wohin mit so viel Gefühl. Dennoch überrennt mich mein Leben als Mama mit Beruf, als Partnerin und Freundin hin und wieder. Sport als Ausgleich wäre toll, aber mein Studio sieht mich nur sporadisch und so bleibt dieser frustrierende Punkt unerfüllt.
Du lebst seit ein paar Jahren mit Deiner Familie in der Schweiz, was empfindest Du in dort für Familien anders als in Deutschland?
Hier kann ich nur aus Erfahrungsberichten von Bekannten und meinen Geschwistern aus Deutschland erzählen, habe ich doch nie mit meiner eignen kleinen Familie in Deutschland gelebt. Daher weiß ich, dass es in Deutschland folgendes gibt: Längeren Mutterschutz (Neid), Kindergärten sind noch keine Vorschule (wie schön), Kitaplätze sind Mangelwahre (schlecht) und die Betreuung ist günstiger, aber dafür stimmt der Betreuung-Schlüssel nicht (fragwürdig).
Zudem habe ich von Kita’s gehört die keine Kapazität haben alle Kinder mit Sonnencreme einzuschmieren, daher sollen das die Eltern am Vormittag schon machen, außerdem sollten Kinder mit zwei Jahren sich schon richtig selber anziehen können: Wo ist hier bitte der schnellste Weg zum Ausgang?
In der Schweiz: Arbeiten bis der Muttermund neun cm offen ist, heute 16 Wochen Mutterzeit (ich hatte 14 Wochen danach unbezahlten Urlaub bis Hugo sechs Monate alt war – danach pleite), Kita gibt es viele, tolle Betreuung, Kosten Faktor? (bitte fragt nicht). Sobald die Elternzeit rum ist, gilt es Familie, Liebe, Haushalt, schlechtes Gewissen, Freude, Stress, Streit, Sport, Kultur (was war das nochmal) unter einen Hut zu bekommen. Mal läuft das gut und wir nehmen es leicht, an anderen Tagen sieht man mir die Verzweiflung schon von weitem an – der ganz normale Wahnsinn und ein bisschen mehr.
Warum wir dennoch hier leben? Weil wir uns wohl fühlen, gute Jobs haben, unser Sohn hier geboren wurde und wir gute Freunde haben. Warum wir beide arbeiten? Für die Rente, weil keiner von uns beiden einen CEO-Posten hat und es auch gut tut und somit richtig für alle ist.
Wo bereitet Dir Vereinbarkeit im Alltag Schwierigkeiten?
Spielplatz mit Wasserlauf |
Die größte Schwierigkeit besteht wohl im Job und auch im Sport. Seit ich Mutter bin, denke ich für zwei und manchmal für uns alle drei. Ich weiß, wie ich und wie Hugo geschlafen haben, ich weiß, was ich am Tag vor habe und was Hugo in der Kita braucht (mal eine Badehose, dann neue Ersatzunterhosen etc.) und muss uns beide anziehen für den Tag, am Abend brauchen wir zu essen, am Abend wird noch gespielt und gekocht und zu Bett gebracht. Im Job muss ich funktionieren, viele verschiedene Bereiche abdecken, an Prozesse denken, Email, Telefon und direkt Ansprache gewährleisten und vieles mehr. Manchmal frage ich mich schon, wie viel Speicherkapazität ein Mensch hat und ich wundere mich schon lange nicht mehr, wenn ich noch zwei bis drei Mal zurück in die Wohnung muss, weil ich irgendwas habe liegen lassen.
Und ansonsten heißt das Motto: Inseln schaffen (zu dritt, zu zweit und alleine). Hugo’s Götti
(Patenonkel) wohnt ums Eck und er passt gerne mal auf Hugo auf und unser Kleiner ist ziemlich mutig und hat nun schon mal dort geschlafen. Meine Mutter nimmt Hugo hin du wieder zu sich, da sie in Konstanz wohnt und in der Nachbarschaft passen wir gegenseitig auf unsere Kinder auf. Ja, einen Babysitter (Luxus) haben wir auch noch. Hugo entwickelt sich prächtig und solange das so ist, scheint es richtig zu sein wie und was wir tun. Zu zweit machen wir ca. 1x im Monat was, aber auch unregelmäßig.
Welche Ausflüge kannst Du für junge Familien in Zürich und Umgebung empfehlen?
Max Frisch / Letzibad |
Es gibt viele GZ (Gemeinschaftszentren). Diese bieten tolle Aktivitäten an, haben Spielplätze und oft auch Tiere und ein Cafe gibt es auch. Der perfekte Mix, um sich mit Familien mit Kindern zu treffen: Kaffee für die Großen, Schaukeln für die Kleinen.
Zudem sind im Sommer die Bads (Schwimmbäder) richtig schön und super auf Familien abgestimmt. Es stimmt einfach alles, die Kinderbecken haben Sonnenschirme, kleine Rutschbahnen, Wasserläufe, die Toiletten sind sauber – es ist ein Traum.
Du bist Deutsche, Dein Mann kommt aus Kuba, ihr lebt in der Schweiz: Was bekommt Euer Sohn aus den unterschiedlichen Kulturen mit?
Ich finde das noch schwer zu beantworten und wenn ich darüber nachdenke, komm ich jetzt mit ziemlichen Klischees. Hugo ist sehr offen. Er tritt sofort mit Menschen in Kontakt und gewinnt sie für sich, wie mein Mann. Meinem Sohn ist schnell etwas zu laut und er braucht immer wieder seine Ruhe, genau wie ich. Er spricht vor allem Schwyzerdütsch, dann Hochdeutsch und er versteht alles auf Spanisch, spricht aber die Sprache seines Vaters noch nicht aktiv.
Und meine Lieblingsfrage: Wie entspannst Du?
Bisher hätte ich immer gesagt, entweder mit Mann oder alleine beim Wellness. Aber wir hatten jetzt ein paar Momente, in denen wir alle völlig groggy im Bett Abends lagen, Hugo in unserer Mitte, wir ihm zugewandt, Hände haltend und da dachte ich: Was für eine Ruhe, was für eine Entspannung!
Ihr habt auch ein Kind, interessiert Euch für Kultur und möchtet darüber reden? Schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com.
Eine Übersicht über alle bisher geführten Interviews findet Ihr hier.