Lisa ist alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Mädchen: Wie sie in ihren Alltag das Konzept der Nicht-Erziehung integriert und wie das mit dem Ex-Partner funktioniert, davon erzählt sie in den Familienrollen.
Du bloggst auf „Geborgen und Geliebt“ über „unerzogenes Leben“: Magst Du kurz vorstellen, was Du darunter verstehst.
Unerzogen Leben bedeutet für mich, dass von jedem die Grenzen gewahrt werden. Dass der Mensch nicht geformt wird, sondern so akzeptiert wird wie er ist. Dass Handlungen hinterfragt werden und nicht mit einer Strafe abgetan wird. Ich habe zwei Töchter, sie werden ein Jahr und zwei Jahre alt, daher noch sehr jung, aber ich lerne durch das „Unerzogen leben“ sehr viel von ihnen.
Du bist alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Töchtern. In wie weit hat die unterschiedliche Vorstellung von Erziehung zu Eurer Trennung geführt?
Um ganz ehrlich zu sein, weiß ich das bis heute nicht. Familienbett und auch Stillen war nie ein Streitthema , vielmehr denke ich, dass es ihn gestört hat, dass ich mich mit unseren Kindern bzw deren Nicht-Erziehung auseinander gesetzt habe. Letzten Endes bin ich halt ‚gewachsen‘ und er ist ‚in der Zeit stehen geblieben‘.
Wie läuft die gemeinsame Erziehung mit Deinem Ex-Partner und Vater Deiner Töchter heute?
Bisher hält er sich so ziemlich raus. Er kommt vorbei, spielt mit ihnen und das war’s eigentlich auch.
Deine Erziehung verläuft sehr selbstbestimmt, so dürfen Deine Kinder entscheiden, wann sie schlafen gehen. Wie sorgst Du für Dich und Deine Bedürfnisse?
Schwierige Frage, wirklich. Bisher dachte ich, dass ich meine Bedürfnisse super über den Tag, und dann auch wenn die Kinder schlafen, verteilt erfülle . Es kommt natürlich auch drauf an, was ich für Bedürfnisse habe – es gibt Grundbedürfnisse und Bedürfnisse, die nun mal nicht so wichtig sind.
Hilfe oder mal Ruhe (außer in der Nacht) habe ich nicht wirklich. Einmal die Woche fahre ich mit meiner Mutter einkaufen , aber natürlich passe ich auch in der Zeit auf meine Töchter auf.
Und das macht mir auch Spaß, so langsam merke ich aber, dass ich seit Monaten eine (postpartale) Depression mit mir rumschleppe und doch mehr Hilfe brauche als zur Zeit. Damit vielleicht auch mal die unwichtigeren Bedürfnisse erfüllt werden können.
Welche Vorurteile werden Deinem Erziehungsstil gegenüber gebracht, und wie begegnest Du ihnen?
Ach, da könnte ich so einiges erzählen. Vorurteile gibt es über all und gerade bei der Erziehung scheinen sich alle einig: ein Kind braucht Erziehung, ansonsten wird nichts draus!
Da frage ich mich natürlich: Ich habe an mein Kind eine Erwartungshaltung – es soll was werden? Es ist doch schon was: ein Mensch. Und auch die unerzogenen Kinder sind was: Menschen.
Es geht meist, um das Einfügen in die Gesellschaft, doch davon halte ich mittlerweile absolut nichts mehr. Das bedeutet nicht, dass ich und meine Kinder Egoisten sind, sondern viel mehr, dass wir nicht so sein müssen, wie es andere (die Gesellschaft) will.
Ich versuche den Menschen, mit diesen Vorurteilen , entweder aus dem Weg zu gehen oder bleibe einfach sachlich. Bleibe mir treu. Da gibt es auch nichts zu diskutieren dann.
Was wünscht Du Dir für Deine Töchter für die Zukunft?
Ganz klar: eine sichere und glückliche Zukunft. Dass sie so bleiben wie sie sind und selbstbewusste Menschen werden, die sich nicht anzupassen haben.
Danke Dir für Deine Offenheit und alles Gute für die Zukunft.
Ihr habt auch eine außergewöhnliche Familiengeschichte? Oder eine Idee, welches Thema unbedingt mal in den Familienrollen vorkommen sollte? Dann schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com.
Bella über das Familienleben mit Offener Beziehung
Christin’s Tochter sitzt im Rollstuhl: Sie erzählt was sie von ihren Kindern lernt und was sie sich zum Thema Inklusion wünscht.