Sie teilt sich mit ihrem Mann ein Büro und ist grad zum dritten Kind schwanger: Wie Vereinbarkeit für sie funktioniert, wie sie als Unternehmerin ihren Mitarbeitern entgegenkommt und was sie sich für die Zukunft wünscht, darüber habe ich mit Sarah von Librileo in den Familienrollen gesprochen.
Was machst Du beruflich, und was liebst Du daran?
Ich bin Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Librileo UG. Wir versorgen Familien, die sozial und finanziell benachteiligt sind, mit Bücherboxen und bieten regelmäßig Vorleseveranstaltungen in Kitas und Familienzentren an.
In unserem Team bin ich für Personal und Marketing zuständig. Wir sind noch ein kleines Team, deshalb vermischen sich die Aufgaben teilweise sehr stark. Am meisten liebe ich an meiner Arbeit, dass ich selber Verantwortung habe und nie das Gefühl von Langeweile aufkommt. Meine Arbeit ist anspruchsvoll, kreativ und sinnvoll – was will man mehr?
Du arbeitest gemeinsam mit Deinem Mann, ihr habt zwei Kinder und Du bist mit dem dritten Kind schwanger: Wie funktioniert Vereinbarkeit bei Euch?
Ich habe Librileo gemeinsam mit meinem Mann gegründet. Wir sitzen also täglich in einem Büro. Das macht Vereinbarkeit leichter, finde ich. Wir beide können uns gut absprechen und abwechseln. Auch für spontane Termine haben wir gegenseitig Verständnis. Schwierig wird es, wenn wir zusammen auf eine Veranstaltung gehen möchten und diese am Abend ist. Belastend ist auch das Gefühl, manchmal mit der Arbeit nicht hinterher zukommen und (gefühlt) nicht so viel geben zu können – wie vielleicht ohne Kinder. Wir müssen uns beide gegenseitig den Rücken frei halten, weil wir beide verantwortlich für den Erfolg unseres Unternehmens sind.
Welche Vorteile siehst Du im selbstständigen Arbeiten?
Ich habe bis auf kleinere Ausnahmen schon immer selbstständig gearbeitet. Deshalb kann ich es mir anders gar nicht vorstellen. Für mich ist es – mit oder ohne Kinder – eine Erfüllung, selbstständig zu arbeiten, weil man mehr Handlungsspielraum hat.
Ich habe vor zehn Jahren als Make-up Artistin begonnen. Nach ein paar Jahren habe ich mich aber entschlossen, noch einmal zu studieren. Unternehmensgründung und Nachfolge, hieß mein Studium – genau das richtige, um meine Leidenschaft zu ergänzen und auch einen wirtschaftlichen Background zu bekommen.
Während des Studiums wurde ich zweimal schwanger. Erst mit meiner Tochter und etwas später mit meinem Sohn. Zusammen mit meinem Mann, habe ich während der zweiten Schwangerschaft dann auch das erste Mal ein typisches Berliner Start-up gegründet. Inspiriert hat uns die Tatsache, dass wir sehr viele Mädchensachen aufgehoben hatten, diese dann jedoch nicht mehr brauchten, weil wir einen Sohn erwarteten.
Leider haben wir neben vielen guten Erfahrungen auch einige schlechte machen müssen. Nach nur vier Monaten wurden wir aus unserem Start-up „Kirondo“ herausgeworfen und konnten nichts dagegen tun.
Nachdem wir den Schock verkraftet hatten, gründeten wir unsere zweite Firma „Librileo„. Librileo ist ein Kinderbuch-Abo. Wir suchen monatlich die besten Kinderbücher zu einem Thema aus und versenden sie in einer Bücherbox. Schnell entstand daraus die Idee, Familien, die nur über sehr wenige Ressourcen verfügen, Bücherboxen kostenfrei zur Verfügung zu stellen und Kinder an Bücher und das Lesen heranzuführen. Wir begannen uns zu informieren, entwickelten ein Bildungskonzept für Familien in schwierigen Lebenslagen und gründeten eine gemeinnützige Organisation.
Die gemeinnützigen Bücherboxen (samt Kinderbuch, Spiel und Ratgeber für Eltern) begleiten Kinder aus sozial und finanziell benachteiligen Familien von der Geburt bis zum Schulstart. Wir haben einen Weg gefunden, um Familien unsere Bücherboxen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Somit bringen wir alle drei Monate neue Bildungsimpulse in bedürftige Familien. Das macht uns sehr stolz und die Arbeit macht großen Spaß. Unser Team wird langfristig von einer Stiftung unterstützt, sodass wir wirklich etwas bewegen können.
Diese kleine Geschichte habe ich erzählt, um zu zeigen, wie spannend und aufregend – mit vielen Höhen und Tiefen, selbstständige Arbeit ist. Das ist für mich ein echter Vorteil.
In wenigen Monaten kommt Dein drittes Kind zur Welt: Wie ist Deine Babyzeit geregelt, trittst Du kürzer oder für einige Monate ganz ab?
Ich gehe ganz normal in Mutterschutz und mache danach ein paar Monate Elternzeit. Ich freue mich schon sehr auf die Zeit mit dem Baby und möchte diese Zeit auch genießen können, deshalb habe ich mir eine Vertretung gesucht. Sobald mir dann aber zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, fange ich Teilzeit wieder an zu arbeiten.
Nach der Geburt meines zweiten Kindes, konnte ich leider nicht in Elternzeit gehen. Die Geburt unseres Sohnes und die Gründung von unserem Start-up sind fast auf den gleichen Zeitpunkt gefallen. Es wäre nicht möglich gewesen eine Pause einzulegen. Also hatten wir unseren Sohn jeden Tag mit im Büro – von Anfang an und als er anfing zu Krabbeln und länger wach zu sein, half uns ein Au Pair Mädchen. Noch einmal werde ich unser Baby nicht so früh abgeben. Ich habe wirklich viel verpasst – das wurde mir erst viel später klar.
Wie kommst Du als Unternehmerin anderen Eltern entgegen?
Unser Kollege hat auch einen kleinen Sohn. Regelmäßig holt er ihn aus der Kita ab. Das ist für uns selbstverständlich. Auch, dass die Kinder ab und an mal mit im Büro sind, kommt häufig vor. Außerdem haben alle im Team flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit Home Office zu machen. Wir verstehen uns wirklich als familienfreundlicher Arbeitgeber und leben das ja auch selber so vor.
Was wünscht Du Dir für Deine Zukunft: als Unternehmerin und als Mutter?
Ich wünsche mir, dass der Tag 28 Stunden hat. Nein, Quatsch!
Ich wünsche mir ein glückliches Team und eine glückliche Familie. Ich hoffe, dafür habe ich genügend Kraft und Fröhlichkeit in mir, um dafür zu sorgen.
Danke Dir für Deine Offenheit und alles Gute für die Zukunft.