Kultur mit Kind, Meinung

„Wann ist eine Frau, eine Frau?“ / Frauenrollen

Sehr, sehr langsam habe ich das Blogstöckchen aufgefangen, das mir Fräulein Julia zugeworfen hat, wie es denn wäre ein Mann zu sein. Und natürlich an Herbert Grönemeyers wunderbares Lied „Männer“ gedacht. Und sogar ein uraltes Youtube-Video dazu geschaut. Hier das Ergebnis:

Was wäre anders in Deinem Leben, wenn du ein Mann wärst?
Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich nie drüber nachgedacht habe, dass ich lieber ein Junge geworden wäre. Es muss unglaublich hart sein, wenn man im falschen Körper steckt. Oder wenn man sich für Dinge interessiert, die irgendjemand so sehr für Jungs vorgesehen hat, dass es Mädchen einschränkt.

Blau mag ich aber auch.

Als Kind mochte ich rosa, spielte gerne mit Puppen und machte mir Stellen, wo ich mich demnächst hinsetzen wollte, sauber. Und ja, ich mochte das.
Aber auch fernab von solchen Klischees. Wie mein Leben als Mann abgelaufen wäre, kann ich unmöglich beantworten. Was wäre ich denn für ein Mann? Der gleiche Mensch wie jetzt, nur mit anderen Geschlechtsteilen und kürzeren Haaren? Wäre ich plötzlich sportlich und super stark? Ich glaube nicht. Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich in Südafrika geboren, sehr musikalisch, hochbegabt oder sehr dick wäre? Ich habe keine Ahnung. Denn selbst wenn ich mir jetzt ein komisches Bild davon zurecht zurre, besteht Leben ja immer noch aus Interaktionen und Reaktionen und die wären sicher anders als auf mich als Frau.

Was tust du nur deshalb, weil du eine Frau bist?
Ich trage Kleider und ich trage Strumpfhosen. Vielleicht würde ich das auch tun, wenn ich ein Mann wäre. Wenn ich in Berlin wäre, könnte ich das. Am Land hätte ich es wohl ziemlich schwer damit. Was ich sonst noch mache: Ich bitte andere Menschen um Hilfe. Das Klischee sagt, dass sich Männer damit schwer tun. Ob ich eine schwere Tasche habe, oder meine Cola-Flasche nicht aufkriege: Ich mühe mich nicht stundenlang ab, ich frage jemanden, der so aussieht, als könnte er das. Mag sein, dass mir eher mal jemand eine Flasche aufschraubt, weil ich eine Frau bin. Aber dann ist das halt so. Damit kann ich leben.

Welche Dinge lässt du lieber, weil du eine Frau bist?
Wenn ich mit kurzem Röckchen nachts an einer leeren U-Bahn-Station stehe, komme ich mir etwas blöd vor. Wobei ich dann nicht so genau weiß, ob ich mir blöd vorkomme, weil ich mich so angezogen habe, und der Typ am anderen Eck so komisch schaut. Oder weil ich darüber nachdenke, dass das etwas mit meinem kurzen Rock zu tun hat.

Durch welches Klischee fühlst du dich persönlich beeinträchtigt?
Wenn jemand irritiert ist, dass mein Mann unseren Sohn wickelt, oder mich fragt, was ich heute mittag koche, dann fühl ich mich immer ein bisschen in eine fremde Zeit zurückversetzt. Und wenn mich wildfremde Menschen „Mama“ nennen, find ich das auch komisch. Und glaube, dass das den „Papas“ dieser Erde eher nicht passiert. Sehr schlimm fand ich es in Istanbul als ich mich vor der Hagia Sophia erst einmal verschleiern musste, um überhaupt in die Kirche zu kommen. Während mein Bruder einfach reinspazierte. Und ja, natürlich ist diese „Vereinbarkeit“ schon in Vorstellungsgesprächen bei Frauen ein ganz anderes Thema. Aber das würde jetzt zu weit führen.

In welcher Situation ist es von Vorteil, zur Gruppe der Frauen zu gehören?
Ehrlich gesagt verspüre ich diese starke Frauensolidarität, von der da immer mal wieder die Rede ist, nicht. Ich fühle mich nicht automatisch total stark zur Gruppe aller Frauen zugehörig. Ich fühle mich mit Menschen verbunden. Der Vorteil am Frau-sein ist natürlich der, dass sie emotional mehr zeigen und das ist natürlich zeitgleich auch der Nachteil, dass da schnell eine Schublade aufgeht.

Gibt es Situationen, in denen das Geschlecht keine Rolle spielt?
Schwierige Frage. Ich würde sagen: Nein, weil es dazu gehört. Und Männer und Frauen einfach nicht gleich sind. Und das ist auch gut so. Meistens.

Wie es sich für ein Blogstöckchen gehört, gebe ich es weiter: “#WasWaereWenn – ich ein Mann wäre und keine Frau?” frage ich das Bella von familieberlin, Susanne von AndalusienMutti und Mara von Wortpiratin. Natürlich dürfen auch alle anderen gerne mitmachen bei diesem interessanten Gedankenexperiment!

Und im Nachgang noch ein kleines Stöckchen an die liebe Béa von tollabea, die das gerne möchte.

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