Wann ist eigentlich die Happy Hour für Eltern? Wie schafft sie es – neben zwei kleinen Kindern – 100 Bücher pro Jahr zu lesen und wie überträgt sich ihre Leseliebe auf die Kinder? Das hat mir die Österreicherin Mareike, meine Lieblings-Buchbloggerin, verraten.
Stell Dich doch bitte mal kurz vor:
Hej, ich heiße Mareike, bin gerade 32 geworden, arbeite als Texterin und Lektorin, habe zwei kleine Kinder namens Felix (4,5 Jahre) und Alina (20 Monate) und auch einen Mann dazu. Ich lese an die 100 Bücher im Jahr und blogge darüber, nämlich im Bücherwurmloch und unter We read Indie.
Wie kulturell aktiv warst Du vor den Kindern?
Öh. Generell hab ich immer schon lieber gelesen, als anderes kulturelles Zeug zu machen wie ins Kino, in Konzerte oder Museen zu gehen. Ich habe zwei Jahre in München gewohnt, wo das Angebot natürlich wesentlich größer und vielfältiger war als hier im Salzburgerland. Das hab ich zu dieser Zeit auch ganz gut genutzt, zumindest so gut, wie es als kirchenmausarme Praktikantin möglich war. Ansonsten ist freilich klar, dass man diese unglaubliche Freiheit, die man ohne Kinder hat, erst dann schätzen kann, wenn man Kinder hat. Und dann ist es zu spät. Also kinderlose Menschen da draußen (lesen solche überhaupt diesen Blog?): Geht raus, schnell, geht ins Konzert, auf ein Festival, in ein Museum, überallhin, wo ihr euch Kultur reinziehen könnt, ohne eine Tasche voller Trinkflaschen und Salzstangen und Windeln und Feuchttücher mitzuschleppen und immer darauf zu achten, dass kein Kind was kaputtmacht und keiner das Kind kaputtmacht!
Beeindruckt hat mich, wie Du nach der Geburt Deines ersten Kindes über Dein Leseverhalten gebloggt hast. Und vor allem wie unglaublich viele Bücher Du gelesen hast. Wie ist es heute?
Kinderzimmer |
Ich lese immer noch extrem viel. Obwohl ich dafür gar keine Zeit habe. Das Geheimnis liegt darin, dass ich nicht oft lese, aber unheimlich schnell. Ich kann schon mal abends in der Happy Hour für Eltern (ihr wisst schon, wenn die Zwetschken endlich schlafen und man noch knapp 1,5 Stunden hat, bevor man selbst aus den Latschen kippt) ein halbes bis ein ganzes Buch auslesen. Kommt halt aufs Buch an. Aber ich übe das schon sehr, sehr lange, und jetzt bin ich Meister. Verändert hat sich etwas Kleines: Ich habe neuerdings ein Faible für Kurzgeschichten, das damit zu tun hat, dass meine Zeitfenster nun so klein sind. Dazugekommen ist natürlich auch ganz viel anderer Lesestoff: die Kinderbücher. Mein Sohn war von klein auf ein Sitzenbleiber und Zuhörer und liebt Bücher genauso wie ich. Er bekommt auch nur die Guten, gerade eben haben wir Michel aus Lönneberga fertiggelesen, Pflicht sind sowieso Räuber Hotzenplotz, Pipi Langstrumpf, Die kleine Hexe und viele andere. Ich gehe mit den Kindern auch alle vier Wochen in die Bücherei, wo er sich einen Stapel neue Bücher ausleihen darf.
Du liest und schreibst nicht nur zum Broterwerb. Was muss in Deiner Freizeit noch alles stattfinden?
Was hat Salzburg kulturell für junge Familien zu bieten?
Familie: Symbolbild |
Wie es mit größeren Kindern ist, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht, weil ich nur so kleine Kinder habe und meine Freunde haben gar keine. Wir sind oft im Spielzeugmuseum, das ist wahnsinnig toll, und auch im Haus der Natur. Da kann man viel lernen und erforschen, das taugt Felix total. Er war auch gerade an Ostern mit Opa und Oma im Salzburger Marionettentheater bei Peter und der Wolf. Im Sommer gibt es zum Beispiel in St. Gilgen am Wolfgangsee auch Konzerte für Kinder, beim Bilderbuchkino waren wir auch schon ein paar Mal. Einerseits ist das Angebot hier auf dem Land wie erwähnt nicht so groß, andererseits kommt uns zugute, dass Salzburg so wahnsinnig touristisch ist und natürlich auch den Familienurlaubern etwas bieten muss. Das nutzen wir dann einfach mit.
Meine Lieblingsfrage: Wie entspannst Du?
Sieht nicht unzufrieden aus |
Äh. Eigentlich gar nicht. Das hab ich mir bisher nicht mal überlegt … Meine Tage sind immer von der ersten bis zur letzten Minute durchgeplant und wenn sie abends aus sind, gehe ich ins Bett und das war’s. Wenn ich mal irgendwo einen Moment abzwacken kann, muss ich mir irgendeine Headline ausdenken oder was erledigen oder ein Buch fertiglesen … das zählt ja in meinem Fall auch nicht als Entspannung. Oh, aber da fällt mir ein, im Dezember war ich für einen ganzen Tag mit einem Gutschein in einem Wellnesshotel und habe mich massieren lassen, ohne Kinder, danach lag ich im Bademantel im Bett und habe NICHTS gemacht. Und keiner hat gerufen Mama, Mama, wobidduuu?! Das war herrlich. Das gilt, oder?
Das gilt, Mareike. Danke.
(Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Mareike)