Familienrollen, Kultur mit Kind

„Mein Mann und ich sind nicht gerade Hunde-Fans und daher kommt es uns ganz gelegen, dass die Kinder mit dem Hund der Großeltern aufwachsen.“ / Familienrollen Interview aus dem Mehrgenerationenhaus

Jeden Freitag gibt es die #Familienrollen. Diese Woche erzählt Katharina (Mamasmäuse), wie es sich in einem Mehrgenerationenhaus lebt, warum sie sich dafür entschieden haben und was sie zu hören bekommt, weil sie ihre Kinder bereits sehr früh in die Kita gegeben hat. 


In Eurem Haus wohnen die Schwiegereltern, die Schwägerin, der Schwager und Eure vierköpfige Familie. Wie viel Berührungspunkte gibt es tatsächlich in Eurem Mehrgenerationenhaus?

Wir wohnen in einem Mehrgenerationenhaus, haben aber jeder seine eigene Wohnung.
Das heißt, effektiv laufen wir uns im Hausflur über den Weg und mehr (in der Regel) nicht. Natürlich auch in der Waschküche, aber das ist eher seltener. Wenn wir nicht bei den Großeltern oder der Schwägerin und dem Schwager an die Wohnungstür klopfen, könnte es also durchaus passieren, dass man sich mal ein paar Tage nicht sieht.

In der Regel ist es allerdings so, dass ich mit den Mäusen, wenn sie aus der Schule beziehungsweise aus der KiTa kommen, erst mal bei den Schwiegereltern einen Zwischenstopp einlege. Die Mäuse freuen sich, dass sie dann meistens ein paar Plätzchen bekommen und ich freue mich über einen Kaffee. Man tauscht sich über aktuelle Geschehnisse aus und geht danach wieder seines Weges. Natürlich ist es sehr praktisch, dass wir so viele unter einem Dach sind. Wenn man zum Beispiel mal etwas unternehmen möchte, die Kinder aber zum Beispiel nicht mit möchten oder schon im Bett sind, dann hat man fast immer einen Babysitter. Es kommt auch des Öfteren vor, dass man sich untereinander intern anruft und fragt, ob jemand mal Taxi spielen kann. Falls man beim Einkaufen etwas vergessen hat und fragt, ob zufällig noch jemand etwas einkaufen muss und einem dann das Vergessene noch mitbringen kann, kann das auch sehr praktisch sein.

Natürlich bleiben auch Unstimmigkeiten nicht aus und dann kann es schon nervig sein, dass man zwar eine räumliche/ wohnungsmäßige Trennung hat, aber nicht ein paar Straßen weiter wohnt. Wenn man Gäste hat, weiß in der Regel auch immer jeder, wer gerade so da ist.

Die Mäuse finden es toll, dass sie zum Beispiel jederzeit bei den Großeltern mit essen können, falls ich mal etwas zubereite, was sie nicht mögen. Die beiden gehen auch gerne mit den Großeltern und deren Hund spazieren. Mein Mann und ich sind nicht gerade Hunde-Fans und daher kommt es uns ganz gelegen, dass die Kinder mit dem Hund der Großeltern aufwachsen. Im Groben haben wir aber mehr Vorteile mit dem Mehrgenerationenhaus.

Was würdest Du anderen empfehlen, die über dieses Modell nachdenken?

Wir finden das Modell wie bereits erwähnt, eigentlich ganz gut. Man hat beinahe täglich Unterstützung von der Familie, wenn man diese einfordert. Man hat ein sehr gutes soziales Geflecht. Die Mäuse haben sehr viel Kontakt mit Ihren Großeltern und wachsen mit Ihnen gemeinsam auf. Bereits mein Mann ist in diesem Modell groß geworden und weiß nur Positives darüber zu berichten. Ich glaube das ist auch der Grund, warum wir heute so leben.

Dennoch haben wir die Möglichkeit uns auch mal abzugrenzen. Zwar nicht in dem Ausmaße, wie es wahrscheinlich andere können, aber es funktioniert. Im Großen und Ganzen kann ich dieses  Modell empfehlen, so lange man mit allen Parteien in dem Haus gut zurecht kommt.

Ihr habt beide Kinder bereits mit fünf Monaten in die Kita gegeben, warum habt Ihr Euch dafür entschieden und wie geht es Euch damit?

Wir haben die Große damals mit fünf Monaten in die Kita gegeben, weil ich noch in der Ausbildung, zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, und mein Mann im Studium steckten. Alle Großeltern waren zu der Zeit noch voll berufstätig. Man darf nicht vergessen, dass ich gerade mal 22 war, als die Große kam. Daher brauchten wir eine Lösung, da ich unbedingt meine Ausbildung beenden wollte. Ich hatte aber nicht unbedingt ein gutes Gefühl bei einer Tagesmutter und so haben wir einen U1 Platz gesucht. Natürlich fiel es mir nicht unbedingt leicht, dass ich mein Baby so früh abgeben musste, aber es war rückblickend betrachtet das Beste was wir uns und dem Kind antun konnten.

Ihr hat es nicht geschadet und der Mutter/Eltern – Kind Beziehung hat es auch nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Die Große hat eine unheimlich hohe Sozialkompetenz entwickelt. Sie hat sich unglaublich viel von den älteren Kindern abgesehen und sich immer sehr wohl gefühlt. Sie ist ein wundervolles kleines Mädchen geworden. Durch diese ganzen Vorteile haben wir uns dann bei der MiniMaus auch für dieses Modell U1 entscheiden. Da war ich zwar schon aus der Ausbildung raus und stand feste im Beruf und dennoch ist auch sie mit zarten fünf Monaten in die KiTa gekommen.

Wir wollten Ihr die Möglichkeit bieten auch so viele Vorteile, wie Ihre Schwester, aus diesem Model zu ziehen. Ich glaube auch, dass es geglückt ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich schnell wieder arbeiten gehen konnte und wir so nicht auf das Elterngeld angewiesen waren. Ich fehlte also nicht lange der Arbeitswelt. Ich persönlich benötige aber auch meine Arbeit als Ausgleich zum Familienalltag und zum Haushalt.

Genaueres dazu habe ich aber auch mal hier verbloggt.

Welchen Vorurteilen begegnest Du deshalb manchmal?

Oh da gibt es schon ein paar. Einige sind zum Beispiel:“Wozu bekommt man eigentlich Kinder, wenn man keine Zeit mit ihnen verbringen möchte?”

Wer sagt, das ich keine Zeit mit Ihnen verbringen möchte? Natürlich möchte ich das. Angenommen ich wäre nicht arbeiten und die Mäuse zu Hause, dann würde ich ja dennoch arbeiten. Also: Haushalt, einkaufen, kochen etc. Wer sagt, dass ich dann wesentlich mehr Zeit mit ihnen hätte? Jetzt habe ich den Haushalt erledigt, also kein großes Putzen mehr, wenn die Kinder da sind. Ich habe die Einkäufe fertig oder nehme die Mäuse mit. Ich habe vorgekocht oder binde die Kinder mir ins kochen ein. Ich habe jetzt die Zeit mit den Mäusen in aller Ruhe zu basteln/malen/spielen etc. wenn ich alles erledigt habe. Also wo habe ich weniger Zeit? Eine “non-working-mom” muss sich Ihren Alltag auch strukturieren um Zeit für die/das Kind zu haben.

Auch ein beliebtes Vorurteil ist: „Du bist ja nie da.“
In meinem Fall bin ich nur Nachts nicht da, da ich zur Zeit als Dauernachtwache arbeite. Ich bringe die Mäuse abends zu Bett. Wir vollziehen unser Zu-Bett-geh-Ritual und wenn die Mäuse liegen fahre ich arbeiten. Der MäusePapa muss dann ran, falls die Mäuse etwas haben. Das ist okay so. Wenn ich von der Arbeit komme schlafen die Mäuse noch oder erwarten mich bereits. Dann frühstücken wir gemeinsam bevor wir zur KiTa/ Schule aufbrechen und der MäusePapa zur Arbeit fährt. Nachmittags wird gewettet, wer eher zu Hause ist, die Mäuse oder der MäusePapa.
Wir sind beide da! Nicht immer und zu jederzeit gemeinsam, aber immer mindestens einer von uns.

Wir schlagen uns auch mit der Aussage : ” Du verpasst so viel”.
Aber dem ist nicht so! Ich habe zum Beispiel bei beiden Mäusen die ersten Schritte miterlebt. Sie haben erste Schritte in der KiTa gemacht, aber für mich waren es die ersten Schritte, die ich selbst gesehen habe auch wenn es nicht mit der “Timeline” zusammenfällt.

Die Aussage: “Meinst Du nicht, dass Du mit 2 Kindern schon genug zu tun hast? Dein Mann verdient doch genug Geld!” bringt mich auch häufig in Rage.
Ich hatte nicht die Wahl: “Arbeit- „Ja oder Nein”. Hätte ich nicht schnell das arbeiten wieder angefangen, hätte ich ohne Ausbildung dagestanden. Und ob ich das gewollt hätte? NEIN! Ich habe Verantwortung und möchte meinen Mäusen etwas bieten können. Arbeit ist etwas ganz normales und gehört zum Alltag dazu. Zumindest für uns. Wer sagt denn, dass immer nur der Mann der alleinige Ernährer sein muss? Wir haben das 20. Jahrhundert! Ich verwirklichte mich in meinem Job und ich empfinde es als Auszeit vom Mama sein, so wie ich es als Auszeit vom Job empfinde , wenn ich zu Hause bin.

Was wünscht du Dir?

Ich wünsche mir eigentlich einen Tag, der mehr als nur 24 Stunden hat.  Dann könnte ich wahrscheinlich und wirklich absolut allem gerecht werden.  Ich wünsche mir manchmal mehr Urlaub mit meinen Lieben. Aber eigentlich fühlen wir uns alle wohl! So lange wir uns haben uns gesund und glücklich sind,  kann man sich nicht mehr wünschen!        
                 
Ich habe auch mal zu dem Thema, ob man sich dafür rechtfertigen muss, eine berufstätige Mutter zu sein, einen Artikel verfasst.

Danke für die Antworten und die Bilder, Katharina. 

Ihr habt auch eine außergewöhnliche Familiengeschichte? Oder eine Idee, welches Thema unbedingt mal in den Familienrollen vorkommen sollte? Dann schreibt mir eine Mal an fruehesvogerl@gmail.com. 

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