Elternfragen, Kultur mit Kind

Burn Out bei Müttern? Tipps für die „Rushhour des Lebens“

Achtung, Achtung: am Ende gibt es zwei Bücher zu gewinnen von dem Buch, das am 25. April erscheint.

 

Immer wieder liest man von Müttern, die nahe ans Burn Out kommen: Was man dagegen tun kann, wie vorbeugen und welche Dinge man am besten unterlassen sollte, darüber hat Journalistin Nathalie Klüver ein Buch geschrieben. In den Elternfragen gibt sie Tipps, wie man sich selbst schon früh helfen kann. 

 

Immer wieder hört man von Müttern, die ein Burn Out haben: Warum glaubst Du, dass es so häufig dazu kommt? 

 

Das auf ein paar Sätze herunterzubrechen, ist nicht einfach – denn die Gründe sind vielschichtig. Zum einen hat sich vieles in unserer Gesellschaft verändert: Früher lebten die Großeltern und auch der Rest der Familie in der näheren Umgebung und konnten so den Müttern viel abnehmen. Diese räumliche Nähe ist heute bei vielen nicht mehr so – viele Mütter sind auf sich gestellt.

 

Und statt Tipps von der eigenen Mutter gibt es Unmengen von Tipps im Internet – leider nicht immer erkennbar, ob sie seriösen Quellen stammen oder nicht.

 

Kein Wunder, dass die Mütter von heute verunsichert sind! Die Erziehung scheint ein Minenfeld mit vielen Dogmen zu sein und setzt viele Mütter unter Druck, möglichst perfekt irgendwelchen Idealen zu entsprechen. Und wenn wir schon beim Internet sind: Die scheinbar perfekten Haushalte mit den scheinbar immer aufgeräumten Kinderzimmern und Küchen, dazu die Kinder, die scheinbar nie vollgesabberte Klamotten haben – diese perfekten Welten in den sozialen Medien bauen zusätzlichen Druck auf.

 

Was hat sich Deiner Meinung nach in der klassischen Mutterrolle in den letzten Jahren geändert und was ist dabei mit den Vätern? 

 

Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass sich das Kinderbekommen immer weiter nach hinten verschoben hat. Früher bekam man die Kinder in den 20ern, heute ist man oft Ende 30. Da fällt das Kinderkriegen genau in die Lebensphase, in der man auch beruflich Karriere macht, ein Haus bauen und abbezahlen will – und nicht wenige Eltern müssen dazu auch noch die eigenen Eltern pflegen. Man nennt das auch „Rushhour des Lebens“.
Und nicht zuletzt sind immer mehr Mütter berufstätig und haben zur Kindererziehung noch den Beruf an der Backe. Aber leider hat das nicht zur Folge, dass die Hausarbeit partnerschaftlich aufgeteilt wird. Es nehmen sich die meisten Paare vor der Geburt ihres ersten Kindes vor, die Hausarbeit partnerschaftlich aufzuteilen. Doch kaum ist das Kind da, gibt es einen Rückfall in alte Rollenmodelle.

 

Wir Frauen haben heutzutage mehr Wahlmöglichkeiten als unsere Mütter – aber die machen es nicht gerade einfacher und setzen uns unter Entscheidungsdruck. Früher hatte der Kindergarten zum Beispiel nun mal nur bis 1 Uhr auf, da konnte man nur halbtags arbeiten und musste sich dann auch nicht rechtfertigen, wieso man keine Karriere macht. Und meistens gab es auch erst einen Platz ab 3 Jahren, was einem die Entscheidung abnahm, ob es gut ist, ein Kind mit 1 in die Krippe zu schicken. Diese vielen Entscheidungen kosten einfach Energie.

 

Du hast „Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter„(Amazon Link: zum Vorbestellen) geschrieben: Warum glaubst Du ist so ein Buch notwendig?

 

Durch meinen Blog ganznormalemama.com treibe ich mich viel in den sozialen Medien rum und stellte einen in den letzten Jahren immer härteren Ton unter Müttern fest. Da giften sich Mütter an, dass man mit Wegwerfwindeln statt mit Stoffwindeln wickelt oder Plastikspielzeug für sein Kind kauft. Andere streiten über die richtige Form der Beikost und darum, ob man sein Kind nun mit 1 oder 3 oder gar nicht in den Kindergarten schicken soll. Man kann es als Mutter einfach niemanden recht machen, wie man es macht, macht man es falsch. Ich hab da für mich persönlich draus abgeleitet: Dann sollte man es einfach gar nicht erst versuchen, allen recht zu machen sondern sein eigenes Ding drehen. Ich habe nun drei Kinder und arbeite nebenher in der Elternzeit als Journalistin und Autorin – das geht nur, in dem ich Prioritäten setze. Und unperfekt bin.

 

Mein Buch, das Ende April erscheint und jetzt schon vorbestellt werden kann, setzt sich mit der Frage auseinander, wieso Frauen so unter Druck stehen und es gibt ganz praktische Tipps, wie man kleine Auszeiten in den Alltag integrieren kann. Denn ich habe festgestellt, dass man keine großen Auszeiten braucht, um wieder Energie zu tanken. Es geht um die vielen kleinen Auszeiten, die man sich einfach in Tagesablauf einbauen kann.

 

Bei Überforderung wird Müttern oft geraten, dass sie sich mal Zeit für sich nehmen. Für manch alleinerziehende Mutter mit drei Kindern oder anderweitig volleingespannte Frau mag das wie blanker Hohn klingen: Welche drei schnell umsetzbare Tipps bei Überforderung hast Du? 

 

Zwei Dinge müssen wir als erstes lernen: Egoistisch sein. Und nein sagen. Und dann: Hilfe anderer annehmen. Wir müssen auch an uns denken. Denn keinem hilft es, wenn wir zusammenbrechen. Uns nicht, den Kindern nicht und auch unserem Chef nicht. Deshalb kann man auch ohne schlechtes Gewissen nein sagen. Nein, ich kann das heute nicht mehr erledigen – denn ich will pünktlich Feierabend machen, um vor dem Kinder abholen noch ganz in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Nein, ich kann beim Kindergartenfest keinen Kuchen packen. Und nein, auch nicht beim Aufbauen helfen.

Kleine Auszeiten muss man sich suchen. Und die Lücken im Alltag erkennen. Die in Ruhe getrunkene Tasse Kaffee zum Feierabend vorm Kinderabholen ist so ein Ritual zum Kraft tanken, durchatmen und umswitchen vom Arbeitsmodus zum Mamamodus. Oder ohne schlechtes Gewissen an einem Tag in der Woche die Kinder eine Stunde länger in der Betreuung lassen und stattdessen zum Sport gehen. Yoga oder Auspowern, je nach Typ. Wie wäre es auch damit, Netzwerke ins Leben zu rufen? Freundinnen mal die Kinder abholen zu lassen und einfach mal in Ruhe shoppen gehen. Und ja, es ist auch völlig legitim, die Kinder mal eine halbe Stunde vorm Fernseher zu parken und in Ruhe eine Zeitschrift zu lesen. Ohne schlechtes Gewissen. Daran geht kein Kind zugrunde. Ich meine damit nicht, das Kind 5 Stunden am Fernseher sitzen zu lassen – aber mein Gott, eine halbe Stunde Sesamstraße oder so? ! Das darf ja wohl mal drin sein.

 

Und einer meiner Lieblingstipps ist die Verlangsamung von allem, was man tut. Da geht der Puls sofort runter. Einfach alles mit Bedacht machen. Auch und gerade, wenn es stressig ist! Statt Multitasking, was eh kontraproduktiv ist, sich auf das konzentrieren, was man gerade macht. Das Telefon bewusst viermal klingeln lassen, bevor man abhebt. Den Tee nicht nebenbei trinken sondern ganz bewusst, das Mittagessen bewusst essen und nicht nebenher weiterarbeiten. Wenn man im Supermarkt mal wieder länger warten muss, nicht hektisch nach der kürzesten Schlange suchen oder sinnlos aufs Handy zu starren, sich einfach zu freuen, dass man grad nichts tun muss. Einfach nur dastehen und nichts tun. Ist doch herrlich! Einfach mal das Tempo rausnehmen und nicht alles gleichzeitig machen zu wollen, hilft, runterzukommen und sich weniger gestresst zu fühlen.

Und noch was: Setzt Prioritäten. Fragt Euch, was wirklich wichtig ist. Bei mir ist der Haushalt am unteren Ende der Prioritätenliste. Denn ganz ehrlich: An was möchtet Ihr Euch mit 80 erinnern? An den blitzsauberen Fußboden oder an die schönen Stunden mit Euren Liebsten?! An den perfekt gedeckten Frühstückstisch oder an das gemütlich vertrödelte Frühstück im Schlafanzug?

 

Nicht perfekt sein zu müssen, klingt so einfach und ist doch oft so schwer: Welches einfach Mantra hilft Dir?

 

Es gibt zwei Sätze, die ich mir immer wieder sage. Zum einen das oben erwähnte:

Man kann es eh nie allen recht machen ,also sollte man es gar nicht versuchen,  sondern sein eigenes Ding drehen. Schaut weniger nach links und rechts, sondern in Euch rein!

 

Und zum anderen hilft es ganz oft einfach abzuwarten. Denn viele Probleme lösen sich ganz von allein und man stellt fest, dass man sich all die Gedanken umsonst gemacht hat. Deshalb ist es manchmal tatsächlich die beste Lösung, nichts zu tun. Und, was man sich immer vor Augen halten sollte: Perfekt sein ist auch keine Lösung!Gut genug reicht. Und was gut genug ist, bestimme ich selbst!

 

Vielen lieben Dank, Nathalie.

 

Und Ihr: Gebt Ihr schon immer gut auf Euch Acht, oder ist da noch Spielraum?

 

Beantwortet die Frage – direkt am Blog oder auf Facebook – und gewinnt eins von zwei Exemplaren von Nathalie Klüvers Buch. Die Gewinner werden am 20. April um 18 Uhr gezogen. 

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