Alltag, Elternfragen

Selbstständigkeit als Mutter: ein Weg aus dem Vereinbarkeitsdilemma? Ein Experteninterview

Heute dreht sich in den Elternfragen alles um das Thema Selbstständigkeit. Fünf Fragen, welche  sich Mütter vor dem Schritt in die neue Art der Vereinbarkeit stellen sollen und wo man Antworten finden kann, das erzählt Jasmin von Mama gründet.

 

Viele Frauen denken nach der Geburt eines Kindes über die Selbstständigkeit nach: Warum ist dieses Modell grad in dieser Phase des Lebens so reizvoll? 

 

Die Geburt eines Kindes ist vermutlich die größte Veränderung im Leben einer Frau. Während vor der Geburt sehr oft die Karriere im Vordergrund stand, stellen Mütter diese nach der Geburt eines Kindes sehr oft infrage. Die Sinnfrage wird gestellt. Biografisch finde ich es daher total nachvollziehbar, dass Frauen genau in dieser Lebensphase über eine Selbstständigkeit nachdenken.

 

Die Mehrheit der Mütter kann nach der Geburt eines Kindes auch nicht mehr nahtlos an die eigene berufliche Karriere anschließen. Die festgelegten Strukturen von Unternehmen sind oft zu unflexibel, um sich mit den Bedürfnissen der eigenen Familie kombinieren zu lassen. Und so landen viele Mütter auf Teilzeitstellen, die sie nicht ausfüllen und keine berufliche Entwicklung ermöglichen.

 

Auch mir erging bzw. ergeht es so. Denn ich bin nach wie vor fest angestellt in Teilzeit tätig. Ich mag mein Unternehmen und ich mag meine Aufgaben. Aber mein Unternehmen ist stark dienstleistungsorientiert. Das heißt ich arbeite zu einem hohen Grad fremd bestimmt, was immer wieder zu Vereinbarkeitsschwierigkeiten führt.

 

Und dann gibt es noch die Mütter, die sich aus der reinen Not heraus selbstständig machen, weil sie einfach keine Anstellung finden, die sich mit den Bedürfnissen der Familie vereinbaren lassen.

 

Eine Selbstständigkeit, basierend auf einem familienfreundlichen Geschäftsmodell, ermöglicht ein sehr viel selbstbestimmteres Arbeiten und lässt außerdem einen sehr flexiblen Umgang mit der eigenen Arbeitszeit zu. Beides ist immens wichtig, für Mütter.

 

 

Welche großen Fragen sollte sich eine Frau die übers Gründen nachdenkt auf jeden Fall stellen?

Top 1: Warum und wozu will ich mich selbstständig machen? Eine Antwort darauf gibt Motivation und stärkt für anstrengende Durststrecken.

 

Top 2: Wie sehen deine Rahmenbedingungen aus? Wie viel Zeit steht mir für die Gründung und die spätere Tätigkeit zur Verfügung? Wie viel Geld muss/will ich mit meiner Selbstständigkeit verdienen.

 

Top3 Lässt sich meine Gründungsidee mit meinen Rahmenbedingungen realisieren?

 

Top 4 Wie kann ich meine Selbstständigkeit mit möglichst einfachen Prozessen realisieren? Wir Mütter haben wenig Zeit, deshalb ist es wichtig, immer wieder die eigenen Prozesse anzuschauen. Was ist mein Kerngeschäft und wird von mir selbst ausgeführt? Was kann ich automatisieren? Was kann ich auslagern?

 

Top 5: Ermöglicht mir mein Geschäftsmodell Wachstum? Kinder werden groß und irgendwann tritt die berufliche Weiterentwicklung wieder stärker in den Vordergrund. Das wäre doch ziemlich blöd, wenn ich dann mit meiner Selbstständigkeit an Wachstumsgrenzen stoße.

Welches Angebot offerierst Du mit „mama gründet“ genau?

Ich helfe Müttern die raus aus ihrem Vereinbarkeitsdilemma wollen und in der Selbstständigkeit eine Möglichkeit dazu sehen.

 

Ein funktionierendes Geschäftsmodell ist die Basis jeder Existenzgründung. Ich unterstütze Mütter dabei ihr familienfreundliches Geschäftsmodell zu entwickeln, d. h. ein Geschäftsmodell, das zur Gründerin, den Anforderungen der Familie und zu den Bedürfnissen der Kunden passt.

Derzeit arbeite ich mit den Müttern im 1:1 Coaching. Aber ich entwickle auch andere Angebote und bin da selbst noch am Ausprobieren. Ich habe gerade eine kostenlose Geschäftsidee – Finder Challenge durchgeführt. Außerdem habe ich große Lust mal Online Halbtages Workshops zu erproben.

 

Wo kann man sich in Deutschland in der Gründungsphase gut beraten?

Die Gründungsberatungen bei den örtlichen Industrie- und Handelskammern und bei den Handwerkskammern sind größtenteils kostenlos. Auf den ersten Blick wirken diese Beratungsformen oft einschüchternd, denn Mütter sind oft Einzelgründerinnen und gründen mehrheitlich im Nebenerwerb. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Bei den Kammern können Mütter erste gute Infos und Kontaktadressen zu anderen Anlaufstellen für Gründerinnen erhalten.

Beraten lassen kann man sich aber natürlich auch bei mir 😊

 

Wo finden Gründerinnen Gleichgesinnte oder Mitstreiter: Wo kann man sich gut austauschen?

Das größte Online-Community sind sicherlich die Mompreneurs. Hier trifft man auch auf Frauen, die die Gründung bereits hinter sich haben.

 

Ich selbst baue gerade die Mama gründet Community auf und richte mich dazu an Mütter, die die Gründung noch vor sich haben oder mitten drin stecken.

 

Ich selbst wohne in Berlin und kann euch die Gründerinnenzentrale ans Herz legen. Dort gibt es Stammtische, Themenabende und Vernetzungsveranstaltungen.

 

Ganz wichtig ist natürlich auch der Verband der Gründer und Selbstständigen in Deutschland e.V. . Der Verband vertritt die Interessen von Gründer/-innen und Selbstständigen sowie kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern. Das schließt natürlich auch Freiberufler/-innen und Teilzeit-Selbstständige ein! Der Verband hat Regionalgruppen, die sich regelmäßig treffen und bietet Telkos zu verschiedenen Themen.

 

Zu Jasmins eigener Motivation:  Mutter eines dreijährigen Sohnes und alleinerziehend und mein Motto ist: „Dann schaffe ich mir meinen familienfreundlichen Job einfach selbst“. Mein harter Aufprall in der Realität der Arbeitswelt nach der Elternzeit hat mir gezeigt, nicht mein Familienalltag muss sich an meine Arbeit anpassen, sondern meine Arbeit an meinen Familienalltag. Und genau daran arbeite ich mit meinen Kundinnen. Denn ich möchte in einer Welt leben, in der es ganz normal ist, dass Eltern Zeit für ihre Kinder haben UND sich beruflich verwirklichen können.“

Nach wie vor arbeite ich fest angestellt in Teilzeit und baue mir nebenher meine Existenzgründungsberatung für Mütter auf. Außerdem bin ich Betriebswirtin und Erwachsenenpädagogin. In Form von Seminaren, Trainings und Einzelberatungen habe ich schon viele Existenzgründungen mitbegleitet.

 

 

Habt Ihr vielleicht auch den Gedanken Euch selbstständig zu machen, oder seid vielleicht sogar schon mittendrinnen: Welche Probleme und Ideen begleiten Euch?

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