Fünf Schreibkurse habe ich gegeben, die andere Leute zum Schreiben bringen sollen und habe mir überlegt, was könnte helfen, was inspirieren, was soll raus, was muss verarbeitet werden und was kann man betexten. Tolle Dinge sind entstanden. Ein eigener kleiner Kosmos, der mir gezeigt hat: Schreiben verbindet. Aber auch: Wow, sind die gut. Natürlich sind die gut.
Wer etwas erzählen will, der findet oft auch Worte. Wer Worte über das eigene Mensch sein, findet, der findet oft Beschreibungen, die noch nie so da gewesen sind. Nicht zwingend in Form von außergewöhnlicher Poesie: Nein, in Form einer Geschichte, die einfach keiner genauso erlebt hat. Das fasziniert mich. Das trug mich von Kurs zu Kurs und brachte mich erneut zum Nachdenken.
Doch plötzlich hatte ich eine Erkenntnis, die mich ein bisschen hart auf den Boden der Tatsachen schmiß. Ich selbst hatte tatsächlich nahezu zu schreiben aufgehört. Beruflich natürlich noch ein bisschen, den einen oder anderen Blogtext, um zu zeigen, dass ich noch da bin, ein paar Corona-Lamenti und hin- und wieder längere Mails. Das wars. So geht das nicht. Nicht, weil ich meine Wort für so unglaublich unentbehrlich finde, sondern weil es mir fehlt, wie ich plötzlich merke.
Ich wühlte nach meinem Tagebuch, rosa, fast jungfräulich, den letzten Eintrag aus dem Jahr 2016. Ich gestehe, dass ich keine eifrige Tagebuchschreiberin bin und das eigentlich immer nur kurz nach einem Kauf war und schon des Öfteren sechs Monate oder gar ein Jahr zusammenfassend nachtragend musste. Bei fünf Jahren will ich das nicht: ein Tagebuch in das ich fünf Jahre nicht reinschrieb, wie soll ich da eine Nähe suggerieren? Das ist wie ein Mensch, der vorbei kommt und fragt, wie war es die letzten fünf Jahre: Wer fünf Jahre nie fragt, der will es doch vermutlich gar nicht wissen?
Ich will mir einfach wieder selber glauben, dass es wichtig ist, die Dinge aufzuschreiben, grad die guten Dinge. Damit man sie nicht vergisst. Aufzuschreiben, was wir an anderen Menschen besonders finden, welche Dinge wir vielleicht gelernt haben, woran wir uns gerne erinnern, weil dieser endlose Corona-Sumpf sonst den einen oder anderen auffrisst. Ich will endlich wieder anfangen zu schreiben und wenn ich das hier reinschreibe, dann mach ich es endlich mal.
Denn neben einem uralten leeren Tagebuch, habe ich auch alte Mails gefunden, die von anderen Bloggerinnen gezeigt haben, die ganz andere Wege gingen. Eine war dabei, die tatsächlich nicht mehr lebt, zwei haben sich total professionalisiert, einige dümpeln noch so ein bissl dahin, aber sehr, sehr viele sind einfach verstum,t. Vielleicht weil sie sich anderes erwartet hatten, vielleicht auch weil es ihnen langweilig wurde, oder sie einfach kein Mitteilungsbedürfnis mehr hatten.
Wie auch immer: Ich hab Bock wieder richtig viel zu schreiben und werde mir meine Fenster freischaufeln und verspreche Euch fürs Erste – das war vorerst der letzte Meta-Text übers Schreiben. Versprochen.
Seid Ihr noch da?
Lieben Gruß
Bettie