Kaffeehauskultur, Kultur mit Kind

Samstagmittag zum Berliner „Würstlpuff“

Einmal am Wochenende auswärts essen: Das ist schön. Mit Imbissen hatte ich es bisher nicht so, der österreichische Touch vom „Mutzenbacher’s Würstlpuff“ hat mich dann doch überzeugt es mal wieder zu versuchen. In Friedrichshain mag ich das dazugehörige Sitzlokal mit den Sellerieschnitzel, und der Tiroler Kellnerin.

Nach dem sie schon beim Streetfood-Festival unterwegs waren, gibt es nun auch im Prenzlauer Berg einen festen Standort. Direkt unter dem Bahnhof Eberswalderstraße kann man nun in Stehambiente Vorbeieilende betrachten und österreichisch essen.
Das Würstelpuff hat auch zwei vegetarische Varianten dabei. Zum veganen Alpenburger kann ich nichts sagen, aber die Spinatknödel sind ganz gut. Mein Mann hat sich erbarmt, die Bosna, die sich als österreichische Currywurst ausgibt, zu versuchen. Sie hat wohl mit der Currywurst wenig gemein, schmecke aber, trotz viel Soße, ganz gut. Vor allem die hochwertige Wurst fand er super. 
Wenn sie jetzt noch das „Achtung, achtung, alpenländisch“ ein bisschen zurückfahren, ist das mit dem Imbiss mal wieder zu überdenken. 

Es ist: tolles Ambiente in Mitten vom Prenzlauer Berg. 
Es dauert: Imbissmässig kurz. 
Es hat mich fasziniert: Wie Döner und Co. immer mehr Alternativen kriegen. 
Es hakt: Stiegl-Werbung und Gösser-Bier im Kühlschrank beißen sich ein bisschen. Und beim Nachtisch geht auch mehr als Mannerwafferl. 
Empfehlung: An jeden, der vorbeikommt. Zumindest ein Almdudler lohnt sich meist. 

Alltag, Kultur mit Kind

Natur statt Kultur

Nach einem tollen Urlaub in Österreich, in Mitten von Erkältungen und einem Hund, der deutlich seine Bedürfnisse anmeldet, sind wir aktuell mehr mit Natur statt mit Kultur beschäftigt.

Keine Bahnfahrten, keine Menschenmengen und sogar nur wenig Kaffeehäuser, stattdessen: Morgens ein Spaziergang zu dritt durch das Viertel. Manchmal für einen Espresso zu einem völlig unspektakulären Laden. Schmeckt dort aber. Nachmittags öfter mal in das weitläufige, und an Wochentagen fast völlig leere, Hunde-Auslaufgebiet Arkenberge. Zum Klettensammeln, für den Hund, und im Tascherl abhängen, für das Kind.

Wird auch wieder anders. Aber: Wir haben Altweibersommmer in Berlin. Und der ist: zauberschön.

Kultur mit Kind, Schöne Dinge

Autobahn-Lektüre

Über 600 km Autobahn-Fahrt mit einem Kind das beschlossen hat, die umgedrehte Babyschale doof zu finden, sind eine Herausforderung. Dennoch, mit Hilfe von „Anne Kaffeekanne“ und etwas Müdigkeit lässt sich etwas Lesezeit finden.

Die Zeit gehörte Linda Castillos „Teuflisches Spiel“. Der fünfte Krimi mit der Ermittlerin Kate Burkholder ist wieder in  Mitten von Amisch-Kreisen angesiedelt. Der Ermittlerin sind die Kreise gut bekannt, war sie schließlich vor der Polizistenlaufbahn selbst amisch.

Wie bereits die vergangenen Bücher ist das nicht nur der Spannungsverlauf interessant, sondern vor allem die Darlegung der einfachen Lebensweise. Kein Telefon, wenig Kontakt zu den „Englischen“, strenge Regeln und ein Buggy als Transportmittel: In diesem Umfeld gibt es auch gleich zu Beginn die ersten Todesopfer. Dass hierbei zwei kleine Kinder sterben ist etwas arg dramatisch. Aus eigener Leseerfahrung lässt sich aber sagen, dass die Geschichte verständlich bleibt, wenn man die ausführlichen Schilderungen nur überfliegt.

Es ist: Auf alle Fälle empfehlenswert. Weil das Ende zwar zum Schluss vorhersehbar war, aber bis man soweit ist, fühlt man sich doch ziemlich überrascht.
Es dauert: Nicht sehr lange aus der Geschichte rein und raus zu finden. Ein Buch das Pausen verträgt, aber nicht zwingend braucht.
Es hat mich fasziniert: Wie kantig die Hauptfigur ist, ohne zum Klischee zu werden.
Empfehlung: Für jeden, der gerne in andere Welten wandert.

Schurkenbeardie: Kein Problem mit Autofahrten und Lesern im Umfeld. 

Alltag, Kaffeehauskultur, Kultur mit Kind

Ausflug in die alte City West

Einkaufszentren sind ja häufig nicht so beliebt. Das haben sie bei einigen Leuten mit der City Berlin West gemeinsam. Trotzdem reden grad viele von dieser Kombi. Am Kino Zoopalast gibt es nun ein neues Einkaufszentrum: das Bikini Berlin. 

Vom Norden aus war es für uns eine kleine Weltreise. Das Kino Zoopalast ist tagsüber ein perfekter Ruheort.
Das Bikini Haus selbst hat eine beeindruckende Architektur. Die breiten Treppen sind zwar nicht gerade Kinderwagen-geeignet, die Stimmung hingegen schon eher. Nicht jeder Laden ist besetzt, Montagnachmittag ist auch das Publikum sparsam und eine Ruhe setzt ein, die sich vermutlich nicht an einem Samstagnachmittag im Dezember halten lässt.

In der Mitte des Gebäudes bieten kleine temporäre Boxen Klimbim an, den man nicht braucht, aber zum Teil doch haben will, und es gibt in dem Haus viele Klamotten-Läden, die selten zu finden sind in Berliner Einkaufszentren.

Es ist: Dort alles ein bisschen teurer, ein bisschen ruhiger, die Gastro-Mitarbeiter sind zum Teil noch überfordert, aber der Blick auf das Affengehege lohnt sich alle Mal.
Mal wieder einer dieser Orte, die man den Touris zeigen sollte. Laut Elke von Meerblog ist auch das Hotel ganz gut.
Es dauert: Gar nicht so lange da durchzugehen, weil man auch ein bisschen aus der Zeit fällt.
Es hat mich fasziniert: Wie sehr das Gebäude im Vordergrund steht, und wie ruhig ein Einkaufszentrum sein kann. Und noch mehr: Die verliebten Blicke, die sich das frühe Vogerl und mein Halbberliner-Freundin vom ersten Moment an zu geworfen haben.
Empfehlung: Für jeden, der Einkaufszentren mag. Und auch für die, die es nicht mögen.

Alltag, Kultur mit Kind, Meinung

Körperkultur fürs Kind

Symbolbild

Unser erste Ausflug zur Animation unseres Kindes in Gruppe dauerte ganze 20 Minuten. Babyschwimmen. Unser Baby war noch zu klein. Das war eine Sache.
Bärtige, tätowierte und vor dem Wasser cool wirkende Männer waren kurz davor sich an den Händen zu fassen, um gemeinsam ein Liedchen zu trällern. Das war die andere Sache.

Dass die Schwimmlehrerin die Kinder zum Abschluss busselte, das war der Rest.
Wir waren bei einem Babytreff, wo eine Frau ihr Kind fast auf die Streckbank packen wollte, weil sie zeigen wollte, wie groß es ist und, ja, die Verdauung war dort ein großes Thema.

Seit dem habe ich vor solchen Dingen ein bisschen Angst. Dennoch, und weil das Treffen mit anderen Müttern auch sehr schön sein kann: Heute probieren wir es noch einmal mit einer Veranstaltung. Wir gehen zu unserem ersten Emmi Pikler-Kurs. Weil dort angeblich die Kinder das Tempo bestimmen und alles ein bisschen entspannter sein soll. Ich bin gespannt.

Kultur mit Kind, Nachgefragt

Der Vorteil von Schubladen

Wie es ihrem erotischen Debüt in der Fräulein-Schublade ergangen wäre, was ihr Kind über ihre Bücher weiß, wie sie zu Prenzlauer Berg steht und in welches Wespennest sie nicht stechen möchte, darüber habe ich mit Anna Blumbach gesprochen.

Selfie der Autorin

1.) Du schreibst schon erotische Romane noch bevor es en Vogue war, dass jeder sie liest, mit welchen Vorurteilen hast und hattest Du als Schreiberin zu kämpfen? Meine Erfahrung ist, dass meine Bücher wegen eben dieser Bezeichnung „erotischer Roman“ noch vor dem Lesen bereits in eine Schublade gesteckt werden, und dass es dem Leser dann kaum noch möglich ist, das Gelesene aus dieser Schublade wieder herauszuholen. Man stelle sich nur einmal vor, mein Debütroman mit dem Titel „Ficken in Mitte“ wäre Ende der 90er bei Suhrkamp erschienen, wahrscheinlich hätte man mich als Autorin damit in die damals frisch geöffnete Fräuleinwunder-Schublade gesteckt und meine Bücher wären mit völlig anderen Erwartungen rezipiert worden. Nicht? Im Klartext: „Erotische Literatur“ bewegt sich auf dem Level von Trivialliteratur. Als Autorin von Texten die unter dieses Label fallen können, wird man also nicht gerade für seine hervorragende Arbeit respektiert. Interesse wird mir als Autorin eher für meine vermeintliche Schamlosigkeit entgegengebracht. Zugegeben, dadurch entstehen manchmal interessantere Gespräche, als über den Untergang des Verlagswesens oder die Gesetzgebung eines neuen Urheberrechts ergebnislose Debatten zu führen. Also kann ich mich im Grunde gar nicht groß beschweren 2.) Dein Sohn ist mittlerweile im Teenageralter. Bei Deinem ersten Buch dürfte er noch nicht viel Ahnung davon gehabt haben, womit Du Dein Geld verdienst. Wie nimmt er es auf, oder wie erklärst Du es ihm? Seine Fragen versuche ich immer ehrlich zu beantworten – so ehrlich ich einem Kind gegenüber sein kann und mag. Ich habe ihm u.a. auch gesagt, dass ich nicht möchte, dass er meine Bücher liest, weil selbst Erwachsene/Bekannte glauben, meine Bücher seien völlig autobiografisch. Sicher werden wir wieder über dieses Thema sprechen, auch anders sprechen, wenn er älter ist. 3.) Du wohnst immer noch im Prenzlauer Berg. Deine Bücher zeigen, dass Du noch in einer Welt gelebt hast, die so ganz anders scheint als die heutige, wie gefällt es Dir mittlerweile? Meine Freunde, die vor Jahren weggezogen sind, kommen inzwischen wieder zurück, d.h. es scheint keine Alternative zu geben. Es zieht mich nicht weg aus Berlin, und ich will auch nicht nicht mehr darüber jammern, wie geil Berlin gewesen ist. Aber: Hey! Ich bin mitten drin gewesen!!! 4.) In Deinem Buch kommen die „Lattemacchiatomütter“ vor, beschreib doch mal das Vorurteil und warum die so nerven, oder eben nicht? Da gibt es doch so ein Sprichwort mit einem Wespennest … Ich werde mich hüten! 5.) Deine Protagonistin sieht ihre unterschiedlichen Rollen: die Geliebte, die Erfolgreiche, die ehemalige Hartz IV- Empfängerin. Wie geht es Dir beim Schreiben, blendest Du Deine Mutterrolle völlig aus? Beim Schreiben darf es gar nicht im Vordergrund stehen, dass ich Mutter, Tochter, Schwester, Tante oder mit jemandem zusammen bin, weil dann zu viele Fäden an mir zerren, die mich davon abhalten würden, erst einmal alles zu schreiben, was geschrieben werden will. Das spielt dann erst während der Überarbeitung eine Rolle. Obwohl es mir lieber wäre, ich wäre völlig frei davon. Bin ich aber nicht. (Noch nicht.)


Link zur Rezension.