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Familienrollen, Kultur mit Kind

Patchwork-Familie: „Warum warten? Eine Garantie gibt es im Leben nie.“

Jeden Donnerstag erscheinen hier die Familienrollen, die eine andere Familie vorstellen. Da es das Format schon eine Weile gibt, kommen manche Interviewpartner wieder: Marie zum Beispiel, die nun nicht mehr Single ist, und viel zu berichten hat. 

Vor fast einem Jahr warst Du schon Mal zu Gast bei den Familienrollen: Link zum Interview.Damals ging es um das Thema Patchwork-Familie: Du erzähltest, dass Du mit dem Vater Deiner Tochter nicht mehr zusammen bist, aber noch zusammen wohnst. Ein neuer Partner war nicht in Sicht.

 

Paar mit KindMittlerweile bist Du frisch verheiratet und strahlst auf jedem Bild, dass von Dir zu sehen ist: Was ist da im letzten Jahr passiert?
Ja, was ist da passiert. Ich hab das schonmal aufgeschrieben, da wird aber wohl noch mehr folgen.
Also das war so: Ich hab mich irgendwann nicht mehr damit abfinden können, Single zu bleiben und habe mir nach einigen Rückschlägen eine PartnerApp auf dem Handy installiert. Mehrfach gelöscht und mich über viele Idioten geärgert. Und dann war da ein letzter Versuch und ein Match mit HerrnRaufuss.

 

Wir wohnten ziemlich weit auseinander, hatten beide eigentlich keine Kapazitäten für eine so komplizierte Sache, trafen uns dann aber doch. Und dieses Treffen hat alles verändert.

 

Jetzt sind wir gerade für ein paar Tage mit seiner Familie im Harz und genießen den Status als frisch verheiratetes Paar. Das wir heiraten und eine Familie gründen wollen war nämlich relativ schnell klar. Und warum dann warten? Wir waren uns beide sicher und sind es hoffentlich auch noch 😉 Für mich geht es gerade ganz tief aus meinem Loch wieder nach oben, Richtung Sonne oder so. Wir haben uns in meiner schlimmsten Phase im letzten Jahr kennen gelernt. Das war und ist nicht immer einfach.

 

Wir lernen viel über uns, gerade ich merke, dass mich noch sehr viel beschäftigt und ich anfangen muss, meine Themen zu bearbeiten. Aber es ist schön, nicht mehr alleine zu sein und wieder als „Wir“ denken zu können.

Deine Tochter lebte mit beiden Elternteilen in einer Wohnung, nun bist Du neu verheiratet: Wie ist die Umstellung für Vater und Kind? 
Wir haben ab Februar eine neue Wohnung, also Herr Raufuss und ich. Das Kalinchen hat ab dann zwei Kinderzimmer: Eins bei uns und eins bei ihrem Papa. Wie das wird wissen wir tatsächlich noch nicht. Mir bereitet die Umstellung oft Angst. Ich kann tatsächlich noch nicht sagen wie das wird, kommt Zeit kommt Rat oder so ähnlich.

 

Du nennst Dich im Internet Märry Raufuss, Dein neuer Partner Herr Raufuss und Deine Tochter ist das Kalinchen: Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Euch Dreien?
Da haben sich zwei gefunden: das Kalinchen und HerrRaufuss haben sich so gern, dass sie morgens lieber zu ihm ins Bett hüpft und mich links liegen lässt. Die beiden verstehen sich super und das Kalinchen hat ihn komplett akzeptiert. Auf der Hochzeit musste sie einen Anzug haben, denn Herr Raufuss hat ja auch einen an. Und das was er macht, macht sie auch. Mittlerweile übernimmt er immer mehr Aufgaben, bringt sie ins Bett, liest abends eine Geschichte vor oder putzt ihr die Zähne. Wir wachsen stetig zusammen. Das ist ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen. Der Start hat aber schonmal sehr gut funktioniert, die gegenseitige Sympathie macht vieles leichter.

Was sind die größten Herausforderungen und Freuden in der neuen Situation?

Ich muss mich wieder dran gewöhnen, nicht alleine zu sein. Viele Entscheidungen will ich nach wie vor alleine treffen, weil ich sie immer alleine getroffen habe. Jetzt muss ich das aber abstimmen und wir haben des öfteren kleine Streitigkeiten weil ich das noch nicht ganz in meinem Kopf habe. Unsere Freunde reagieren alle super cool und finden unsere Story super witzig. Viele fragen immer, ob das ein Scherz sei. Ne, ist es nicht. Wir haben das tatsächlich gemacht.

 

Warum warten? Eine Garantie gibt es im Leben nie. Für uns beide fühlt es sich richtig an.

PaarKürzlich las ich in einem Artikel von Dir, dass Deine Freundin Anna von Berlinmittemom denkt, dass Du eigentlich der Typ für viele Kinder bist. Du wirktest nicht abgeneigt. Was sind, nicht nur in dieser Hinsicht, Deine Pläne in nächster Zeit?
Haha. Wenn Herr Raufuss jetzt hier stehen würde ( und das tut er tatsächlich gerade) , würde er sagen, darüber machen wir uns Gedanken wenn es soweit ist. Es ist ja kein Geheimnis: ich bin mit der Kinderplanung noch nicht fertig. Da wir aber alles im Schnelldurchlauf machen, geben wir uns da Zeit. Wir müssen erstmal zur Ruhe kommen, die anderen Baustellen abarbeiten und uns als Paar und Eltern finden.

 

Und man darf ja nicht vergessen: ich studiere noch ein bisschen und das hat gerade für mich Priorität. Wir sind da aber beide nicht abgeneigt und auch das Kalinchen hat „Bedarf“ angemeldet 😉

Schon beim letzten Interview hatte ich das Gefühl, dass Du das Modell Patchwork für Euch alle sehr zufriedenstellend lebt. Nun unter neuen Voraussetzungen: Welche Tipps hast Du für Menschen bei denen das vielleicht nicht so gut klappt?
Mann und KindIch werde auch im realen Leben sehr oft gefragt, welche Tipps ich geben möchte. Ein Tipp aus dem Herzen einer Mutter: stellt euch als Eltern nicht an oberste Stelle. Das Kind muss mit der Situation klarkommen, denn nur so funktioniert es.

 

Als Pädagogin kann ich nur sagen: niemals vor dem Kind streiten. Ich kann gar nicht mehr zählen wie viele Eltern ich schon mit ultraschlimmen Auftritten erlebt habe. Beide sind nach einer Trennung gekränkt, das kann ich sehr gut nachvollziehen.

 

Streit gehört aber nicht zu Themen, die Kinder mitbekommen sollten. Natürlich sollte das Kind informiert werden, soweit es eben möglich ist.

Dabei sollte besonders auf eine altersentsprechende Thematisierung geachtet werden. Wir sind nicht perfekt, auch wir streiten, sind gekränkt, traurig und haben unterschiedliche Vorstellungen. Aber letzendlich respektieren wir uns alle und wollen am Ende das Beste für das Kalinchen.

 

Hier könnt ihr das Kalinchen und den Rest der Familie auf dem Blog besuchen.
Ihr habt auch eine außergewöhnliche Familiengeschichte? Oder eine Idee, welches Thema unbedingt mal in den Familienrollen vorkommen sollte? Dann schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com.

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