Beim ersten Kind bekommt man in Berlin ein Schreiben, dass eine Sozialarbeiterin vorbeikommen will: Für mich war das irritierend. Drei Jahre nach dem Brief habe ich nachgefragt, was es damit eigentlich auf sich hat: Die Sozialarbeiterin Ricarda Stark hat mir in den wöchentlichen Elternfragen verraten, was bei so einem Besuch passiert und welche Hilfestellungen Eltern eigentlich erwarten können.
Als mein Sohn zur Welt kam, bekam ich ein Schreiben vom Gesundheitsamt, das mich nun gerne eine Sozialarbeiterin besuchen würde. Was bestimmt als Hilfestellung gedacht war, fand ich vor allem eines: Befremdlich. Und habe dankend abgesagt. Was passiert bei diesem Erstbesuch bei jungen Eltern?
Der Ersthausbesuch ist an alle Eltern gerichtet, die ihr erstes Kind bekommen haben. Zu diesem Angebot sind wir als Kinder- und Jugendgesundheitsdienst berlinweit gesetzlich verpflichtet, wohingegen es für die Eltern freiwillig ist. In der Regel sind es einmalige Termine, es sei denn, die Eltern haben zu einem späteren Zeitpunkt noch mal einen Beratungsbedarf.
Ich bringe eine Mappe mit, die folgendes enthält:
• einen Flyer zu den U-Untersuchungen,
• einen Flyer zum verbindlichen Einladewesen (Kontrolle der U-Untersuchungen
durch die Charite),
• einen Flyer zu den Impfungen,
• eine aktuelle Liste der Pankower Kitas,
• einen Flyer zur Beantragung des Kita-Gutscheins,
• Informationen zur Tagespflege,
…
• eine Übersicht über ausgewählte Abteilungen,
• eine Liste der Pankower Kinderärzte,
• eine Übersicht über Kinderrettungsstellen in Berlin sowie den Giftnotruf,
• Informationen zu kostenfreien Verhütungsmitteln,
• eine Übersicht über Angebote im Bezirk wie z. B. Babyschwimmen und das
Kinderwagenkino im Babylon,
• den Elternbrief für den ersten Monat und
• eine Information zur Sprachentwicklung.
Darüber hinaus habe ich von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) ein Heft zum Thema Unfallverhütung.
Zudem werden Fragen- sofern vorhanden- zum Elterngeld/Kindergeld und falls
benötigt finanzielle staatliche Leistungen oder familienunterstützende Hilfen
besprochen.
Außerdem schaue ich mir das U-Heft an.
Welche Hilfestellungen können junge Eltern erwarten?
Neben einer umfangreichen Beratung können meine KollegInnen und ich je nach Bedarf Eltern bei der Stellung von Anträgen unterstützen, Befürwortungen schreiben, Kontakte z. B. zu anderen Fachdiensten herstellen und „Frühe Hilfen“ einzusetzen. Das sind niedrigschwellige Angebote beispielsweise in Form einer Familienhebamme
(http://www.frühe-hilfen-pankow.de/). Das Besondere an dieser Tätigkeit ist, dass wir für alle Eltern Ansprechpartner sind. Es gibt bis auf die Tatsache, dass ein Kind da ist, keine weiteren Voraussetzung, um
sich an den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst zu wenden.
Mit der Geburt kommt das Schreiben, dass sie gerne auf einen Besuch vorbeikommen würden. Wer nimmt das Angebot wahr, und wem würden sie es vielleicht besonders empfehlen?
Alle Eltern, die das erste Kind bekommen haben, erhalten das Angebot zu einem Hausbesuch. Darüber hinaus bieten wird das auch für Familie mit Kindern unter einem Jahr an, die von außerhalb Berlins zugezogen sind.
Bei den weiteren Kindern gibt es wenigstens einen Glückwunsch mit der Option der Eltern, sich bei Bedarf zu melden. Insgesamt wird dieses Angebot gut angenommen.
Wenn ich der Meinung bin, jemand anderes sollte Ihre Dienste in Anspruch nehmen: Wie ist da in Berlin der gangbare Weg?
Wenn Sie sich Sorgen um ein Kind machen, ist in erster Linie der Regionale Sozialpädagogische Dienst des Jugendamtes (von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr; Tel.: 90295-5555) oder der Kindernotdienst (von 18:00 Uhr bis 08:00 Uhr; Tel.: 610061) einzubeziehen.
Die KollegInnen des Jugendamtes werden uns hinzuziehen, wenn es notwendig ist.
Welche Aspekte Ihrer Arbeit haben Sie besonders beeindruckt?
Die Arbeit findet überwiegend im freiwilligen Bereich statt. Daher sind die Eltern sehr offen und auch dankbar. Außerdem ist das Klientel sehr facettenreich. Ich bin Sozialarbeiterin, arbeite seit zwei Jahren im Kinder- und
Jugendgesundheitsdienst in Pankow. Ich habe 11 Kolleginnen, wobei jede ein festes Gebiet hat und bei Bedarf auch mal in anderen Sozialräumen tätig ist.
Vielen lieben Dank für die Auskunft.