Kultur mit Kind, Meinung

Die Identität des frühen Vogerls

Der leichte Singsang der Wienerin am Nachbartisch in einem Lokal in Berlin Friedrichshain, der Austropop der Band Wanda auf meinem deutschen Lieblingsradiosender, Marillenknödel in Kreuzberg: Es gibt viele Dinge, die mich an Österreich erinnern und die ich sehr mag.

Kultur in der Botschaft

Nicht zuletzt natürlich der den Österreichern eigene Humor, die Liebe zu meiner Familie dort und meine Wurzeln: Ich bin mit Leib und Seele (Auslands-)Österreicherin. Das bedeutet, dass ich nie verstehe, warum mich die Leute so gerne fragen, wann ich denn endlich Deutsche werden möchte. Und sie fragen häufig. Nach acht Jahren Aufenthalt darf ich das angeblich hier. Dass ich mit einem Deutschen verheiratet bin, erlaubt das zusätzlich. Danke, aber nein. 

Das bedeutet, dass ich lange Zeit mit einer Freizügigkeitsbescheinigung (ein Zettel, der bescheinigte, dass es schon ok ist, dass ich mich hier aufhalte) durch die Gegend fuhr, und bei Anmeldungen wie Video- oder Bibliothek eine Extra-Meldebescheinigung brauche. Auch hat man sich mal geweigert mir im Media-Markt einen Telefonvertrag auszuhändigen, gab es da doch diese Probleme mit den Wienern (ernsthaft!). Aber nun gut, meistens klappt es ganz gut, diese Sache mit dem Alltag. 
Zwei Männer und drei Pässe

Einige Erlebnisse dieser Art wollte ich meinem Sohn aber ersparen. Deshalb war klar, dass er natürlich zuerst mal den Pass haben soll, von dem Land in dem er lebt. Wenn man den wählen müsste, gäbe es nur den deutschen Pass. Das Gute ist: Man muss nicht. Letzte Woche war es soweit. Wir haben einen Ausflug gemacht, mussten 100 Formulare ausfüllen. In der österreichischen Botschaft mussten wir 17 Mal hören: „Hier haben Sie noch kein Kreuzerl gemacht“. Aber dann war es soweit: Die nette Dame mit der bunten Strumpfhose (auch ein österreichischer Zug?) meinte: „In drei bis vier Wochen schicken wir Ihnen dann den österreichischen Pass Ihres Sohnes zu. Aber wussten Sie denn nicht, Österreicher ist er seit seiner Geburt automatisch. Den Staatsbürgerschaftsnachweis senden wir Ihnen auch zu. Und nein, das kostet nichts. Zumindest nicht bis das Kind zwei Jahre alt ist.“ 

Mein Mann bildet sich ein, dass sein Sohn, seitdem dieser Österreicher ist, schneller etwas gelangweilt schaut. Ich bin begeistert, vor allem von der Vorstellung, dass mein Sohn beides kann. Mein Sohn ist Deutscher wie sein Vater. Er ist Österreicher wie seine Mutter. Und ein echter Europäer. Und das ohne Entscheidungszwang. Und das in dem Alter. 
Alltag, Kultur mit Kind, Meinung

Die doppelte Elternzeit

Jeden 12. des Monats mache ich, nach einer Aktion vom Draußen nur Kännchen-Blog, Bilder, die meinen – und den von Hund und Kind – Alltag zeigen. Dieses Mal war es besonders lustig, wir sind nämlich immer noch in der doppelten Elternzeit.

Das kam so raus, bei dem Geknipse:

Ein bisschen Glamour kann nie schaden

Morgens kein geduldiger Typ: Schurkenbeardie

Abhängen: Angeblich ist das Gerät ein Betonmischer

Meine neue Haarfarbe ist angeblich lila: In der Sonne sogar ein bisschen wahr

Zweite Frühstücke schmecken immer besser

Mittagsschläfchen sind toll

Kaffeezeit

Traurig, so manche Anzeige bei Kaisers

Vater und Sohn machen Musik

Tanzmusik: Das frühe Vogerl hat gewählt

Wasserpause

Wenn fast alle schlafen
Kultur mit Kind, Meinung

Coole Eltern

Mit Folie auf dem Kopf sitze ich beim Friseur und warte. Neben mir ein Täschchen mit einem schlafenden Baby drinnen. Es ist nicht meines.

Auch recht frei in seiner Bewegung: Besuchshund

Der Mutter werden ein paar Meter weiter die Haare gewaschen. Das Baby schlummert. Auch als das Baby wach wird, kommt keiner. Ganze zehn Minuten überlege ich, ob ich gschaftig nach hinten laufen soll, um der Dame mitzuteilen, dass das Kind nun munter ist. Da es ruhig bleibt, entscheide ich mich dagegen. 

Nach einer viertel Stunde kommt die Mutter drückt dem Kind ein Plastikkettchen in die Hand und weiter geht es. Baby spielt, Mutter werden die Haare geschnitten.

Keine Ahnung, was passieren wird, sollte das Kind schreien. Zuerst reicht erstmal der Friseur den Schnuller. Ihre Ruhe scheint sich auf das Kind zu übertragen. Ich könnte das nicht. Bin aber ein bisschen beeindruckt.

In welchen Bereichen seid Ihr coole Eltern?

Alltag, Kultur mit Kind

Das kleine Glück in Woche Sechs

Eine Ansammlung der #gluecksmomentchen 2015, nach einer Aktion von  Super Mom Henriette. Darüber habe ich mich diese Woche gefreut, unter anderem:

Tolle Runden mit den Dreien

* das örtliche Kindercafé aufgesucht
*  Baby-Raclette, mit zwei Freundinnen – eine vom Vogerl, eine von mir
* eine frisch gemalterte Wand bestaunt
* erstmalig seit der Geburt des frühen Vogerls alleine weggewesen. Am Abend.
* Dabei: neue österreichische Berliner kennengelernt
* super kuschelige Mittagsschläfchen gehalten
* Eines der Lieblingslokale mit frühem Vogerl getestet
* Tatort durchgängig geschaut

* Wanderungen durch das nahe Naturschutzgebiet
* begeistert von der doppelten Elternzeit
* über Reisen nachgedacht
* kleine Dinge geplant
* festgehalten, dass ich es endlich kann: Bücher, die ich nicht mag, nicht zu Ende lesen
* mit Menschen gesprochen. Immer wieder.

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Kultur mit Kind, Meinung

Die Handtaschen-Frage

Als das frühe Vogerl ganz klein war, war ich eine große Freundin der Wickeltasche. Darin fanden sich Strumpfhosen, Söckchen, Bodies, Windeln, Unterlagen, Spielzeug und Schnuller. Später dann auch noch ein Wasserfläschen, ein Reisegläschen und ein Plastiklöffel. Irgendwas fehlte trotzdem nahezu immer. Irgendwann nahm ich sie dann seltener.

Ausrüstung für einen Abendausflug

Dann ging ich dazu über Stoffbeutel zu packen, mit den wichtigsten Dingen. Ist effizienter, dachte ich mir. Und leichter. Zumal immer deutlicher wurde: Die meisten Mütter tragen die Wickeltaschen nur am Anfang, dann scheint es zwei Trends zu geben.
Coole Muttis: Stopfen alles was unbedingt mit muss in klitzekleine Handtäschen mit denen sie problemlos in jeden Club könnten. Und improvisieren: Statt Holzauto wird der Löffel im Kaffeehaus zum Spielzeug und das Taschentuch zum Feuchttuch.
Nicht-so-coole-Muttis: Haben – passend zu den Outdoor-Klamotten –  nun auch Outdoor-Rucksäcke, wo alles reingeht. Irgendwie scheint darin aber  auch ein Stückchen Weiblichkeit zu verschwinden. Das mit den Beuteln erscheint mir eine gute Zwischenlösung.

Neulich waren ich und meine Handtasche erstmals alleine aus. Kein Stoffbeutel, sondern eine richtige Tasche durfte mit. Mit im Gepäck jede Menge Zeugs. Dazwischen: zwei kleine graue Handschuhe. Hab sofort Heimweh gekriegt. Und die Erkenntnis, dass das mit den Stoffbeuteln doch am besten funktioniert. Muss wohl aus der Zeit sein, als ich noch in der Taschen-Findungs-Phase war.

In welcher Handtasche verpackt Ihr Krempel von Kind und Mutter?

Dieser Text geht zurück auf eine Umfrage von Geborgen Wachsen.

Kaffeehauskultur, Kultur mit Kind

Selfmade-Menü in Berlin Kreuzberg

Jeder Österreicher, den ich bisher in Berlin getroffen habe, hat eine kleine Schwäche. Mindestens eine. Eine kleine Schwäche für österreichische Lokale, oder solche die sich dafür ausgeben.

Ich gestehe: ich auch. Seit ein paar Jahren gehe ich regelmässig ins Felix Austria. Einem kleinen niedlichen Lokal in Kreuzberg. Das über eine gute Karte verfügt, und ein auch für Berlin nicht gänzlich unfreundliches Personal. Es ist nicht ganz klar, ob das Lokal tatsächlich von Österreichern betrieben ist. Dass das Lokal als „Caféhaus“ bezeichnet und Schweizer Schokolade zum Kaffee serviert wird, macht skeptisch.

Bonbons heißt Zuckerl

Aber einiges spricht doch dafür: Ein großes Porträt von Hans Moser hängt an der Wand, wer will findet einen geräumigen Raucherraum und es gibt eine illustre Ansammlung an Gästen von  Einheimischen, Touristen, vereinzelter Promis und immer mindestens eine Handvoll: Österreichern.

Vor allem das Essen überzeugt: Käsespätzle, die Marillenknödel (hier versagt manch‘ Österreicher mit breitestem Dialekt), angeblich sehr gutes Schnitzel, Almdudler und Kaffee, der ohne Latte und -chino auskommt.


Kindermenü
Am Sonntag waren wir das erste Mal mit dem frühen Vogerl da. Man brachte uns ein Kindersitzerl, das sehr stabil war. Nebenan wurden zwei Kinder, die in breitestem Pfälzisch Strudel-Cola bestellen wollten (wirklich!), mit Stiften und Malbüchern versorgt. Kindergerichte gab es nicht. Die Kellnerin irritierte mich etwas, weil sie einen riesengroßen Kerzenständer, in der Größe des Vogerls (Übertreibung veranschaulicht!) vor eben diesen platzierte. Auch ein babybadewannen-großes Glas (auch hier Ü.v.) voller Wasser bot man uns an.
Wir bestellten schließlich für das Kind: Ein Würstchen, bitte selber pellen, zwei Butterbrote, und ein Semmerl – extra blass. Das frühe Vogerl wirkte sehr zufrieden. Wir auch. Das fehlende Kindermenü, das auch in Kindercafés selten wirklich toll ist, macht an diesem Sonntag die Atmosphäre wett. 
 Was bestellt Ihr für Eure (Klein)Kinder, wenn die Karte keine Vorschläge bietet?