Alltag, Kultur mit Kind

Schurkenzeit

Ein paar hundert Kilometer entfernt wohnt sie. Sie ist das weibliche Pendant unseres Schurkenbeardies. Zwei Mal im Jahr treffen sich die beiden. Gestern war es wieder so weit. 
Ein Erlebnis:

Kaffeehauskultur, Kultur mit Kind

Zu Besuch in einem der liebsten Schanigärten

An der einen oder anderen Stelle hatte ich schon mal erwähnt, wie sehr ich meine Stadt liebe. Mein Berlin. Und nun ist Frühling. Keine Jahreszeit kleidet meine Stadt so sehr wie diese. Und gestern Abend habe ich es zum ersten Mal in diesem Jahr wieder gemacht: Draußen sitzen. In einem Gastgarten. In Österreich sagen wir dazu ja Schanigarten. Im Prenzlauer Berg.

Fassade

Von außen sieht man gar nicht, wie riesig dieser zauberhafte Biergarten ist, der sich hinter Gemäuern an der Kastanienallee verbirgt. Vollgestopft war der Prater, so heißt der schöne Ort. Vollgestopft im positiven Sinne. Mit Touristen und Berlinern, Neuen und Zugezogenen, Jungen und Alten. Ich habe im Restaurantteil, nicht in der Imbissabteilung, eine Miniportion Käsespätzle gegessen, die überraschend satt gemacht hat, und mit meiner ältesten Berliner Freundin gequatscht.

Gut war das.

Auf den Straßen waren Leute mit Bierflaschen, Abends um zehn waren noch viele kleine Kinder unterwegs und ein paar Klischee-Medienhanseln habe ich natürlich auch gesehen. Allzu alt bin ich dann natürlich dort nicht geworden, so ohne Kind. Aber: Ich habe auch nur ein einziges Mal ein Foto davon hergezeigt, vom Kind daheim. Schanigarten-Zeit an einem Mittwochabend im frühlingshaften Berlin: Das hat was. Das nächste Mal dürfen die Daheimgeblieben aber mit. Zu etwas früherer Stunde.


Und Eure ersten Frühlingsmomente der Abendstunden?


Kultur mit Kind, Meinung, Nachgefragt

Von spanischen Bussis, der Vereinbarkeit von Klo und Karriere und Geburtserlebnissen

Über die Verleihung des Durschlaf-Abzeichens habe ich vor ein paar Wochen geschrieben. Für das Durchschlaf-Abzeichen sollte sich mein Kind qualifizieren. Ich war genervt. Immer und immer wieder kam die Frage, ob er denn schon durchschläft und ein paar gute Tipps gab es auch gleich noch mit auf den Weg. Bombensichere und solche, die 12 Stunden Schlaf garantieren.

Hier schlafe ich manchmal durch. Manchmal auch nicht. 

Ich war genervt. So genervt, dass ich zu meiner ersten Blogparade aufgerufen habe. Ich wollte wissen, was andere Mütter nervt und erhielt unter dem #meinenervfrage sieben Antworten von anderen Bloggerinnen. Texte vom genervt sein. Manche sehr berührend. Manche sehr lustig. Manche beides.

Dani von Glucke und So hat sogleich eine Liste erstellt. Ganze zehn Fragen sind es, die sie nicht mehr hören kann. Vom Töpfchen, über den Wortschatz und auch über die Fragerei nach dem Schlafverhalten berichtet sie. Aber auch indiskrete Menschen machen vor ihr keinen Halt. So hat sie auch schon Leute getroffen, die nach der Geburt gefragt haben und unbedingt wissen wollten, ob sie denn „geschnitten wurde“.

Die Andalusienmutti in Spanien ist von zwei Dingen genervt. Immer wieder fragen Menschen ihre Tochter, ob sie denn schön isst. Und die Sache mit dem Busselwahn ihrer Mitmenschen geht ihr auch auf den Geist.

Mama on the rocks erzählt auf gewohnt humorvolle Weise, wie sie Kind, Karriere und Klo miteinander verbindet. Und bittet zeitgleich auch ihre Mutter sich keine Sorgen, um sie zu machen.

Der männliche Teilnehmer Johnny vom Weddinger Berg kann die Frage nach dem Stillen nicht mehr hören. Er erzählt von Gummibrüsten und bittet inständig: „Was zwischen der Brust und dem Baby passiert, bleibt zwischen der Brust und dem Baby.“

Davon angesprochen fühlte sich Henrike von Nieselprim. Die offenbarte, was sie von Stillfragen hält, ungefähr so viel wie von dieser hier: „Und bei dir? Der Stuhlgang fest und regelmäßig?“

Die liebe Alu von Grosseköpfe wird gern nach ihrer Vereinbarkeit gefragt. Sie vermutet aber, dass es keiner so genau wissen will, und gesteht, dass sie eigentlich keine Ahnung hat und darüber nachdenken nicht immer etwas bringt.

Besonders gefreut habe ich mich, dass Sarah Emily, die ein noch wirklich sehr kleines Kind hat, Zeit gefunden hat, ihre Nerv-Fragen zu teilen. Es geht ihr um die Nachtruhe und um die Tagesbeschäftigung. Und um den interessanten Aspekt, ob nicht manch einer vor dem eigenen Kind manche Nervfrage auch gestellt hat.

Das bringt mich zum Nachdenken. Aber ich habe nie nach dem Schlafen gefragt. Hoffe ich. Und auf wundersame Weise haben die Nachfragen nach dem Schlafverhalten des frühen Vogerls in den vergangenen Wochen aufgehört.

In welchem der Texte findet Ihr Euch wieder? Oder habt Ihr noch andere Nervfragen, die hier nicht vorkommen? Dann verratet sie mir.

Kultur mit Kind, Nachgefragt

„Ich kann schon mal abends in der Happy Hour für Eltern ein halbes bis ein ganzes Buch auslesen.“

Wann ist eigentlich die Happy Hour für Eltern? Wie schafft sie es – neben zwei kleinen Kindern –  100 Bücher pro Jahr zu lesen und wie überträgt sich ihre Leseliebe auf die Kinder? Das hat mir die Österreicherin Mareike, meine Lieblings-Buchbloggerin, verraten.
Stell Dich doch bitte mal kurz vor: 

Mareike

Hej, ich heiße Mareike, bin gerade 32 geworden, arbeite als Texterin und Lektorin, habe zwei kleine Kinder namens Felix (4,5 Jahre) und Alina (20 Monate) und auch einen Mann dazu. Ich lese an die 100 Bücher im Jahr und blogge darüber, nämlich im Bücherwurmloch und unter We read Indie.

Wie kulturell aktiv warst Du vor den Kindern? 

Öh. Generell hab ich immer schon lieber gelesen, als anderes kulturelles Zeug zu machen wie ins Kino, in Konzerte oder Museen zu gehen. Ich habe zwei Jahre in München gewohnt, wo das Angebot natürlich wesentlich größer und vielfältiger war als hier im Salzburgerland. Das hab ich zu dieser Zeit auch ganz gut genutzt, zumindest so gut, wie es als kirchenmausarme Praktikantin möglich war. Ansonsten ist freilich klar, dass man diese unglaubliche Freiheit, die man ohne Kinder hat, erst dann schätzen kann, wenn man Kinder hat. Und dann ist es zu spät. Also kinderlose Menschen da draußen (lesen solche überhaupt diesen Blog?): Geht raus, schnell, geht ins Konzert, auf ein Festival, in ein Museum, überallhin, wo ihr euch Kultur reinziehen könnt, ohne eine Tasche voller Trinkflaschen und Salzstangen und Windeln und Feuchttücher mitzuschleppen und immer darauf zu achten, dass kein Kind was kaputtmacht und keiner das Kind kaputtmacht!

Beeindruckt hat mich, wie Du nach der Geburt Deines ersten Kindes über Dein Leseverhalten gebloggt hast. Und vor allem wie unglaublich viele Bücher Du gelesen hast. Wie ist es heute? 

Kinderzimmer

Ich lese immer noch extrem viel. Obwohl ich dafür gar keine Zeit habe. Das Geheimnis liegt darin, dass ich nicht oft lese, aber unheimlich schnell. Ich kann schon mal abends in der Happy Hour für Eltern (ihr wisst schon, wenn die Zwetschken endlich schlafen und man noch knapp 1,5 Stunden hat, bevor man selbst aus den Latschen kippt) ein halbes bis ein ganzes Buch auslesen. Kommt halt aufs Buch an. Aber ich übe das schon sehr, sehr lange, und jetzt bin ich Meister. Verändert hat sich etwas Kleines: Ich habe neuerdings ein Faible für Kurzgeschichten, das damit zu tun hat, dass meine Zeitfenster nun so klein sind. Dazugekommen ist natürlich auch ganz viel anderer Lesestoff: die Kinderbücher. Mein Sohn war von klein auf ein Sitzenbleiber und Zuhörer und liebt Bücher genauso wie ich. Er bekommt auch nur die Guten, gerade eben haben wir Michel aus Lönneberga fertiggelesen, Pflicht sind sowieso Räuber Hotzenplotz, Pipi Langstrumpf, Die kleine Hexe und viele andere. Ich gehe mit den Kindern auch alle vier Wochen in die Bücherei, wo er sich einen Stapel neue Bücher ausleihen darf.

Du liest und schreibst nicht nur zum Broterwerb. Was muss in Deiner Freizeit noch alles stattfinden? 

Freizeit, wie meinst du das? Ich erinnere mich dunkel an das Wort, aber ich kann ihm keine Bedeutung mehr zuordnen … Nein, im Ernst, ich hab wirklich keine Freizeit in dem Sinne, dass ich mal allein bin und nur das mache, was ich will. Vielleicht insgesamt drei, vier Stunden die Woche. Ich arbeite als Freelancer zwei volle Tage und immer, wenn es geht, ansonsten bin ich Tag und Nacht beschäftigt mit Spielplatz gehen, Bobfahren, Babyfreunde treffen, kochen, einkaufen, waschen, aufräumen, aufräumen, aufräumen, vorlesen, lesen, bloggen, Kinder baden, Familie und Freunde treffen. Wir zählen tatsächlich schon die Monate bis Herbst, wenn Alina hoffentlich einen Kindergartenplatz bekommt, und träumen von freien Vormittagen ohne Kinder. Aber mit Freizeit.



Was hat Salzburg kulturell für junge Familien zu bieten? 

Familie: Symbolbild

Wie es mit größeren Kindern ist, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht, weil ich nur so kleine Kinder habe und meine Freunde haben gar keine. Wir sind oft im Spielzeugmuseum, das ist wahnsinnig toll, und auch im Haus der Natur. Da kann man viel lernen und erforschen, das taugt Felix total. Er war auch gerade an Ostern mit Opa und Oma im Salzburger Marionettentheater bei Peter und der Wolf. Im Sommer gibt es zum Beispiel in St. Gilgen am Wolfgangsee auch Konzerte für Kinder, beim Bilderbuchkino waren wir auch schon ein paar Mal. Einerseits ist das Angebot hier auf dem Land wie erwähnt nicht so groß, andererseits kommt uns zugute, dass Salzburg so wahnsinnig touristisch ist und natürlich auch den Familienurlaubern etwas bieten muss. Das nutzen wir dann einfach mit.

Meine Lieblingsfrage: Wie entspannst Du? 

Sieht nicht unzufrieden aus

Äh. Eigentlich gar nicht. Das hab ich mir bisher nicht mal überlegt … Meine Tage sind immer von der ersten bis zur letzten Minute durchgeplant und wenn sie abends aus sind, gehe ich ins Bett und das war’s. Wenn ich mal irgendwo einen Moment abzwacken kann, muss ich mir irgendeine Headline ausdenken oder was erledigen oder ein Buch fertiglesen … das zählt ja in meinem Fall auch nicht als Entspannung. Oh, aber da fällt mir ein, im Dezember war ich für einen ganzen Tag mit einem Gutschein in einem Wellnesshotel und habe mich massieren lassen, ohne Kinder, danach lag ich im Bademantel im Bett und habe NICHTS gemacht. Und keiner hat gerufen Mama, Mama, wobidduuu?! Das war herrlich. Das gilt, oder?

Das gilt, Mareike. Danke. 

(Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Mareike)

Ihr habt auch ein Kind, interessiert Euch für Kultur und möchtet darüber reden? Schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com.
Meine Interviewpartner über Kultur und Kind waren bereits:

Nicole vom Kinderbekleidungs-Label Emma und Käthe: „Mein Mann und ich sind ziemliche Spießer“
Alu und Konstantin vom Familienblog Grosseköpfe: „Wir partizipieren anders, aber nicht weniger“.
Andrea vom Runzelfüsschen-Blog: „Liebeserklärung an das Lesen“.
Susanna vom Babyplausch-Blog: „Interview mit einer Berliner Bloggerin“.
Erotik-Autorin Andrea Blumbach: „Der Vorteil von Schubladen“.
Alltag, Kultur mit Kind

Blinddate, angrillen, sporteln und der Frühling (12v12 und Wochenende in Bildern:11.-12.4.15)

Wir hatten ein wirklich schönes Wochenende. Der Frühling ist nach Berlin gekommen.

Bereits am Samstagmorgen scheint die Sonne.
Schurkenbeardie verliert Fell. Gut, dass an diesem Wochenende ein Friseurebesuch ansteht. 
Während Herrchen und Hund beim Friseur sind, fahren Mutter und Sohn zu einem Blinddate. 
Wir treffen Familie Berlin: Ein sehr schöner Vormittag. 
Wir kommen knapp heim. Es gibt Nudeln. 
Und hinterher ein Eis. 
Nach dem Friseurbesuch hat jemand noch Klamotten für das Kind gekauft. Die Baby-Bodies sitzen schon ein wenig knapp. 
Die Männer widmen sich schnell der Gartenpflege. 
Bevor mit Besuch angegrillt wird. 
Der Schurkenbeardie kann nicht glauben, dass wirklich niemand etwas für ihn unter dem Tisch versteckt hat. 
Und hier startet der Sonntag, mit der Bilderreihe 12 von 12:
Das Frühstück ist uns am Sonntag immer sehr wichtig. 
Einer wartet indessen ungeduldig auf seine Runde. 
Der Schurkenbeardie trägt übrigens jetzt eine Sommerfrise. 
Im Prenzlauer Berg einen Parkplatz zu suchen dauert ewig. Dafür gibt es hübsche Nachbarn. 
Bei Mangosaft warte ich auf Sushi. 
Bei der Heimfahrt scheint die Sonne.

Das Mittagessen schmeckt ganz gut.

Wir machen alle Tätigkeiten mit „S“. Zwei schlafen, einer sportelt und ich schreibe. 
Das Sporteln erfreut den Schurkenbeardie. 
Am Nachmittag gibt es Birne und Schwarzbrot. 
Im Radio läuft ein Interview mit Herbert Grönemeyer. Ich bin seit zwanzig Jahren bekennender Fan. 
Die Jungs schauen in der Zwischenzeit im zweckentfremdeten Bücherregal Downhill-World-Cup der Herren und wir lassen den Sonntag ruhig ausklingen. 

Wir war Euer Wochenende so? Hattet Ihr auch so tolles Wetter?

Wie jedes Wochenende findet Ihr mehr Bilder von anderen Wochenenden bei Susanne von Geborgen Wachsen.
Wie jeden 12. des Monats findet Ihr eine Reihe der 12v12-Bilder-Aktion bei Draußen nur Kännchen
Dieser Text ist Teil von beidem.

Kultur mit Kind, Meinung

Auch außerhalb des Ponyhofes ist es schön

Immer wenn sich Menschen „endlich mal etwas sagen trauen“ kriege ich Angst. Selten kommt da Gutes bei raus. Als die SZ vor wenigen Tagen einen Artikel brachte, der von einigen Frauen erzählt, die ihre Mutterschaft bereuen, bricht unter #regrettingmotherhood scheinbar Unglaubliches los.

Symbolbild

Zahlreiche Artikel erscheinen von Frauen, die erzählen, an welchen Stellen sie Dinge bereuen. Und wie vieles vor den Kindern leichter war. Und wie gut es ist, dass endlich einmal darüber gesprochen wird. Mal abgesehen davon, dass der Hashtag #regrettingmotherhood super unglücklich gewählt ist, kann ich nicht verstehen, warum so viele in epischer Breite von verpassten Möglichkeiten schreiben müssen. Ich sehe das nicht so. Es ist traurig, wenn jemand das so empfindet. Sicher ist das auch legitim. Ich frag mich nur, warum das öffentlich ausgetragen werden muss?

Denn wie Die Anderl so schön gesagt hat, auch Kinder können googlen. Irgendwann liest ein Kind das und das kann dann für die Mutter, die mit ihrem Text den Befreiungsschlag erlebt, ganz schön unschön sein. Aufgabe einer Mutter ist doch auch ihr Kind zu schützen. Im Zweifel vor der eigenen Mitteilsamkeit. Sonst kann es die Persönlichkeit eines Kindes doch mehr treffen als ein unverpixeltes Gesicht.

Ich habe nicht viele dieser Texte gelesen. Aber einige, die ich wirklich sehr befremdlich fand. Vielleicht tue ich so auch manchen Unrecht. Und kein Mensch muss den ganzen Tag jubeln, wie toll alles ist. Aber trotzdem. Probleme kann man auch positiv thematisieren. Grandios über die Schwierigkeit von Vereinbarkeit ist zum Beispiel der Text von Susanne von Geborgen Wachsen. Oder von der Berlin Mitte Mom Anna, die manchmal eine Pausetaste möchte. Oder von Bella, deren Kind auch mal alles an die Wand pfeffert. Oder von Andrea von Runzelfüsschen über das veränderte Leben als Mutter. Hoffentlich entstehen noch viele solcher Texte. Voller Liebe. Denn ein gemeinsames in die Tüte kotzen hat noch niemanden geholfen. Das musste mal gesagt werden.