Immer am Dienstag gibt es die Elternfragen: Heute mit Rike Drust, Autorin der unglaublich lustigen Bücher „Muttergefühle 1 und 2 “ und Meisterin dafür, warum man sich als Mutter nicht stressen lassen sollte.
Und zu gewinnen gibt es auch zwei Bücher: Viel Spaß.
Muttergefühle war eines der lustigsten Bücher, die ich je gelesen habe. Muttergefühle 2 scheint dem in nichts nachzustehen: Wächst Dein Humor proportional mit Deiner Familie?
Also, als der Mann die ersten neuen Kapitel aus Muttergefühle. Zwei gelesen hat, fand er das gar nicht so lustig. Und zwar nicht, weil er relativ viel kritisiert wird, sondern weil es es tatsächlich auf den ersten Blick nicht so lustig fand. Und im Vergleich ist das zweite vielleicht tatsächlich ein bisschen weniger holzhammerig, was den Humor angeht. Ich habe in den letzten Jahren immer mehr Menschen, Situationen und so weiter von meiner Lustigmachliste gestrichen und manchmal auch mal kurz gedacht „Darf man denn in diesem Land über gar nichts mehr lachen?“. Aber ich habe festgestellt, dass ich, nur weil ich über Äußerlichkeiten keine Witze mehr mache, mein Leben trotzdem noch sehr lustig ist. Weil ich selbst eine ziemlich gute Witzfigur abgebe und weil ich oft schaffe, auch über eher nervige Dinge zu lachen.
Du schreibst mit viel Humor vor allem aber auch davon, dass Du Dich beim zweiten Kind nicht mehr so stressen hast lassen, wie beim ersten: Was rätst Du all jenen, die sich noch stressen?
Ich lasse mich nicht mehr so sehr von Artikeln und Meinungen verunsichern, die hinterrücks rufen: „ABER DU BIST NICHT LIEBEVOLL GENUG“ oder „DEIN KIND WIRD VOLL DAS ARSCHLOCH, WENN DU JETZT NICHTS MACHST“. Genau genommen halte ich mich von allem fern, was irgendwie anfängt, mir zu konzeptionell oder sogar zu dogmatisch werden.
Und: Was ich irgendwann gemerkt habe, war, dass ich mich, wenn ich gestresst war, auch noch davon stressen ließ, DASS ich gestresst war. Das habe ich dann versucht zu verheimlichen, weil ich eben lieber die coole, souveräne Mutter sein wollte. Das war sehr anstrengend, das mach ich nicht mehr. Wenn ich zum Beispiel beim Stillen in der Öffentlichkeit hektisch wurde, weil das Kind brüllte, habe ich statt Pokerface lieber auf grinsend meine hektischen Schweisstropfen aufmerksam gemacht. Ehrlich mit meinen Gefühlen und meinen „Fehlern“ umzugehen, nimmt mir viel Stress und sorgt oft Situationen, in denen andere Eltern erleichtert sagen, dass es ihnen genauso geht.
Bereits im Vorwort weist Du darauf hin, dass in dem Buch auch eine Hämorrhoide vorkommen wird: Ich bin noch nicht ganz durch, habe sie aber noch nicht entdeckt. Warum glaubst Du, dass dieses Buch diese Art von Körperlichkeit braucht?
Dieses Kapitel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, weil ich es zuerst so peinlich fand. Aber dann bin ich während des Schreibens in die Offensive gegangen und habe das Kapitel meiner besten Freundin im Fussballstadion vorgelesen. Dabei habe ich erstens gemerkt, dass wir vorher nicht ein einziges Mal darüber gesprochen hatten, es aber wirklich Gesprächsbedarf gab. Wir waren beide erleichtert und haben sehr viel gelacht. Außerdem fehlte mir an den Texten, die ich zu Thema Körperliche Veränderungen ums Kinderkriegen hatte, die deutliche Aussage: „Ja, du pinkelst vielleicht in den Kreisssaal, aber das wirklich Schräge daran ist, dass es in dem Moment einfach passiert und ganz normal ist.“
Das Buch Muttergefühle handelt vom Leben mit einem Kind, Muttergefühle 2 vom Leben mit 2: Was sind die größten, schönsten und schwerwiegendesten Veränderungen für Dich?
Großartig war, dass wir zu viert einen so tollen Start hatten. Wir hatten zwei Monate zusammen, in denen ich mich körperlich erholen konnte, in denen wir den Großen behutsam vom Thron schubsen konnten, in denen wir uns an die neue Konstellation gewöhnen konnten. Am schlimmsten war in der ersten Zeit zu viert der Schlafentzug. Ich hätte nicht gedacht, dass noch weniger Schlafen möglich ist und dass ich das, bis auf ein paar Falten und Kilos mehr, überleben würde. Beeindrucken tut mich immer wieder, wie unterschiedlich meine Kinder sind, wie sie mich zum Nach- und Umdenken zwingen. Ich könnte jetzt sehr lange weiter schreiben, aber das Buch ist ja schon fertig 🙂
Neben der großen Unterhaltung scheint es, als möchtest Du Deine Leser dazu bringen sich zu versöhnen, so wie Du Dich mit Deinem ersten Kaiserschnitt versöhnt hast: Was ist Deine Botschaft an die Leser des Buches in drei Sätzen?
Letzte Woche beobachtete ich, wie Eltern ihre Kinder in eine Kita brachten. Und da fiel mir irgendwie noch mal ganz deutlich auf, was wir eigentlich leisten. Jeden Tag kümmern wir uns, und klar, haben wir uns das selber ausgesucht, aber dafür zu sorgen, dass unsere Kinder satt sind, halbwegs sauber und sehr geliebt und dass sie fröhlich groß werden, das ist eine wichtige, anstrengende und verdammt respektable Aufgabe. Ich würde mir wünschen, dass wir Eltern selbst das viel öfter sehen und uns und unser Elternsein feiern statt an uns (und anderen) Fehler zu suchen. Und dass wir mehr reden, fragen, dass wir ehrlich sind und privat und politisch fordern.
Vielen lieben Dank für Deine Antworten, Rike: Mir als Fangirl bedeutet das sehr viel.
Der Verlag war so nett mir zwei Bücher von „Muttergefühle 2“ für eine Verlosung zur Verfügung zu stellen.
Das Gewinnspiel ist beendet.
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Rike bloggt übrigens auf infemme.
Mehr Interviews im Bereich Elternfragen findet Ihr hier: So wie letzte Woche Jessi, eine Beleghebamme erzählt hat, wie es heute ist Hebamme zu sein und was Schwangere erwartet.
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