Familienrollen

Kinderwunschlos glücklich: „Meine innere Uhr ist wohl defekt.“

Familiär verwurzelt, freundschaftlich engagiert, aber kein Interesse an eigenen Kindern: Warum Jen ihre biologische Uhr nicht ticken hört und wie sie darauf reagiert, wenn sie andere darauf ansprechen, das erzählt sie in den Familienrollen

 

 

Seit Jahren folge ich Dir auf Instagram: Du bist einer meiner liebsten Accounts und die letzten Jahre durch viele Höhen und Tiefen gegangen. Vor Kurzem schriebst Du, dass das biologische Ticken sich bei Dir nicht einstellt: Was genau meinst Du damit? 

 

 

Zuerst Mal vielen lieben Dank für diese Bauchpinselei! Freut mich wahrlich zu hören, erst Recht, wenn dat von familienorientierten „Profilen“ kommt! Genau deshalb mag ich Insta, es bringt die verschiedensten Lebensläufe zusammen. So, genug schwadroniert, dann mal zu den Fragen!

 

Meine innere Uhr ist wohl defekt! Ich vernehme weder ein TickTackTickTack, noch schießt mir Milch ein, wenn ich in einen Kinderwagen linse. Reife Leistung, wenn man bedenkt, dass ich steil auf die 34 zugehe, seit 18 Jahren bei der selben Firma in Lohn und Brot stehe, eine erfüllende Beziehung führe und körperlich Alles okay wäre. Eigentlich stünden alle Zeichen auf Vermehrung, aber irgendwie möchte ich nicht. Oder mein Uterus! Bin mir noch nicht sicher, wer hier genau blockiert.

 

Kinder sind eine ganz wunderbare Entscheidung, aber ich sehe mich einfach nicht mit einem kleinen Menschen an der Hand. Vielleicht schlägt die innere Uhr noch wie eine Bombe ein und ich finde mich bald in Kerzenhaltung auf dem Schlafgemach liegen, um unterstützend zu wirken, aber bis dahin genieße ich einfach mein sorgloses Leben.

 

Du wirkst sehr familiär, bastelst für Schwester und Mutter: Gibt es nicht manchmal den Moment, wo Du diese Werte gerne weitergeben möchtest? 

 

 

Natürlich würde ich gerne kleine Patschehändchen an Ton und Ähnliches heran führen! Oder Tassen bemalen, Masken aus Pappmaché herstellen, mit Kartoffeln Karten bestempeln und noch Vieles mehr.

 

Aber wenn wir mal ehrlich sind, wären Dies nur die „guten“ Momente und blendet die tägliche Verantwortung komplett aus! Ich schaffe es ja nicht einmal, mir Selbst ein Pausenbrot zu schmieren. Wie soll ich so für einen kleinen Menschen sorgen? Natürlich wächst man mit seinen Aufgaben, aber wieso soll ich so eine unfassbar weit reichende Entscheidung treffen, nur weil ich mir einen Bastelbuddy wünschen würde?

 

Ich denke, es muss tief in mir „KLICK“ machen, um einem Kind gerecht zu werden. Um Seinetwillen soll es in die Welt gesetzt werden, nicht, weil ich etwas weitergeben will!

 

Dein Freund und Du seid viel in der Natur unterwegs und scheint auch sonst viel Spaß miteinander zu haben. Vor einigen Jahren hattest Du eine andere Beziehung über die Du vielleicht geteilt hast und die dann plötzlich nicht mehr war: Glaubst Du, dass diese negativen Erfahrungen Auswirkungen auf Deine Familienplanung hatten, oder ist das Küchenpsychologie? 

 

 

Du meinst meine Ehe? „Negative Erfahrung“ ist dabei noch nett umschrieben! Ich bin wirklich heil froh, dass daraus keine Kinder entstanden sind. Die Verhütung wurde ja abgesetzt, aber meine Gebärmutter wollte nicht so, wie der damalige Herr. Selbstverständlich würde ich die Kinder von Herzen lieben, aber ohne ging die Scheidung sehr viel unkomplizierter über die Bühne.

 

Ich denke, dieses Scheitern war gut für meine Entwicklung!

 

Natürlich ist verlassen werden, Eigenheim verlieren und entwurzelt werden nicht die lustigste Lebensphase. Erst Recht nicht, wenn man kurz vorm 30. Geburtstag wieder bei Muttern einziehen, eine eigene Wohnung in der nun fremden Stadt suchen muss, während man in der Firma wieder Fuß fasst und sich am Liebsten nur heulend vergraben möchte.

 

Klar hat mich diese Geschichte geprägt! Wie die Sau, um ehrlich zu sein. Aber mit meiner Kinderlosigkeit hat es tatsächlich wenig zu tun! Wäre schlimm, wenn es so wäre. Denn dann hätte ich dat Ganze wohl noch nicht verarbeitet.

 

Bevor ich selbst Mutter zweier Kinder wurde, haben sich die Fragen nach meiner biologischen Uhr in Grenzen gehalten. Wenn es doch mal vorkam, war ich recht genervt. Wie interessiert ist Dein Umfeld an Deinem Uterus?

 

Meine Familie ist wirklich Gold wert, da kommen keine Fragen. Das Muttertier nimmt die Situation so, wie sie ist und findet ihr Seelenheil darin, dass ich glücklich in meinem Leben bin. Wahrscheinlich wäre sie gerne Oma, aber noch lieber ist sie eine Mama, die ihre Kinder bedingungslos liebt und hinter den jeweiligen Lebensentscheidungen steht.

 

Kollegen! Die gehen mir wirklich auf die Eierstöcke.

So bald mein Gewicht schwankt, ich mich unwohl fühle, gehen die Tuschelein los, weil „Ich bin ja langsam mal an der Reihe“. Finde ich sehr übergriffig, da der Tratsch auch über drei Schichten verbreitet wird…

 

Was wäre, wenn es Probleme mit der Empfängnis gebe oder ich keine Kinder bekommen könnte? Wie schmerzhaft wären diese Spekulationen wohl? Darüber machen sich die wenigsten Gedanken! Und genau deshalb habe ich die Waschweiber, die allesamt Männer waren, zusammen gerufen, mich für dat rege Interesse an meinen Eizellen bedenkt und gefragt, ob sie ein monatliches Update zu meinem Zervixschleim samt Bildanhang aufs Handy benötigen, wenn sie schon so an mir interessiert sind. Seit dem ist Ruhe!

 

Ob Du irgendwann Mutter dreier Kinder bist, oder Dein Leben lang kinderlos: was willst Du denen auf den Weg mitgeben, die andere ungefragt nach ihrer Familienplanung fragen?

 

„Schnauze halten!“ trifft es sehr gut! Es geht einfach Niemanden an. Oder zumindest sachte und mit Feingefühl an die Sache ran gehen. Nicht jedes kinderlose Paar ist es gewollt!

 

Was wünscht Du Dir für die Zukunft?

 

 

Für uns als Paar wünsche ich mir einen neuen Lebensraum! Am Liebsten aufm Dorf. Natur zu Fuß erreichbar, Ruhe und Stille nach dem Schichtdienst und Nachbarn, die man mit Namen kennt.

 

Gesundheit für uns alle! Und vielleicht eine kleine Fellnase, die uns auf unseren Erkundungstouren begleitet. Mehr Wünsche habe ich gar nicht!

 

Vielen Dank, dass ich hier mitmachen durfte. Und für uns alle wünsche ich ein tolles 2018.

 

Vielen lieben Dank für Deine Offenheit, Jen. Ebenfalls Antworten zu Thema „Kinderlos“, gab es bereits von Eni und Helge über unerfüllte Kinderwünsche. 

 

Es gibt ein Thema worüber Ihr in den Familienrollen unbedingt mal lesen wollt? Dann schreibt mir eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com 

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