Alltag, Kultur mit Kind, Meinung

Nach der Blogpause: Wie es nun hier weiter geht

„Weißt Du schon, dass die Firma XY vorher nach den Besucherzahlen der einzelnen Blogs gefragt hat? „Oh, bei mir geht dieses Rezept total, seit ich es für Pinterest optimiert habe.“ „Artikel XY wurde wunderbar geklickt“. Es sind Sätze wie diese, die mich nach der Blogfamilia zu einer Blogpause bringen.

Ich hab tolle Menschen getroffen: Wunderbare, unterhaltsame und nette. Aber ich hab auch festgestellt: Vieles mag ich nicht. Viele Themen sind mir fremd. Ich will nicht optimieren, nicht zwanghaft das Beste aus allem rausholen und wenn mich ein Kooperationspartner nicht will, weil ich nicht 1000000 Seitenaufrufe am Tage habe, lässt mich das relativ kalt. Ich will um Gottes Willen nicht darüber urteilen, wen das jemanden total beschäftigt, aber im Grunde ist das wie mit Extremsportlern und mir: Wir haben da nicht so viel gemein. Ich will mich nicht darüber unterhalten und da ist mir einiges echt fremd. Wie passt mein Blog dann rein in diese Elternblogger-Filterblase, in die das – wenn sicher nicht für alle – für so viele von Bedeutung ist? Gar nicht? Nur am Rande? Muss er nicht? Wen interessiert das?

Das wollte ich wissen und bin erst mal in Blogurlaub gegangen. Keine neuen Interviews, wenn mich grad keine Antworten interessieren. Keine neuen Beiträge, wenn ich selbst grad nicht hundertprozentig dahinterstehe. Statt dessen: Sommer, Sonne – ein bisschen zu viel Sonne – und viel abhängen. In erster Linie offline, ein bisschen auch online: Und dann?

Erkenntnisse

Auf einer Wiese nahe dem See kommen die Erkenntnisse, dachte ich: Wie schaut es aus mit mir und dem Internet? Die Erkenntnisse waren nicht so tiefschürfend wie gedacht. Manchmal gräult es mir von diesem Internet, das Dir das Gefühl gibt alle sind sich ganz nah und sind es mitunter dann doch nicht. Jeder hat eine Meinung und tut die ganz schnell kund und pass auf: Wehe sie ist anders.

Manchmal macht es mich auch echt irre, dass sich die Wertigkeiten so verschieben. Dass auf Twitter eine Polizei ist, die schnell aufschreit, wenn etwas nicht ganz korrekt abgehandelt wird, die auf Freundlichkeit aber auch oft scheißt. Dass Texte geschrieben werden, wo Du vorab genau siehst: Ah, die Suchmaschinenoptimierung funktioniert gut, der Artikel will gefunden werden, lesen kann ihn dafür keiner.

Und oft bin ich so irritiert, weil Menschen schreiben, woher sie all ihre Kleider haben, damit andere sie nachkaufen können – und das ganz ohne Kooperation – , wo mich schon alleine der Gedanke, dass jemand mit meinem Kleid um die Ecke kommt, nervös macht.

Da ist es schwierig: mit mir und dem Internet.

Bloggen

Soll ich also zu bloggen aufhören, weil ich feststelle, dass ich so vieles nicht mag? Das hab ich mich oft gefragt in den letzten Wochen. Weil: Eigentlich wollte ich ja schauen, wie viel Spaß mir das Schreiben eigentlich noch macht. Damals vor fast vier Jahren. Und ich wollte nicht schauen, wie meine Texte so pastellig wie möglich werden, damit sie auch jeder findet und sich Leute identifizieren. Und das will ich auch jetzt nicht und das hat mich dann auch irgendwie befreit. Und ich hab mich daran erinnert, wie viele tolle wertvolle Menschen ich durch dieses Internet schon gefunden habe und dass ich die Freiheit habe viele Texte zu ignorieren, und mich auch aus Diskussionen rauszuhalten. Und manchmal dann eben doch nicht.

Ich blogge weiter: Weil ich weiter Menschen befragen will, weil ich weiter Geschichten erzählen will, die mich bewegen und weil ich den Austausch mag. Weil ich den wirklich brauche. Und weil es auch eine Erkenntnis ist, dass man Dinge doof finden darf und in so einer Elternbloggerblase ja jeder so sein Nischchen hat.

Warum ich Euch das überhaupt erzähle?

Weil ich aufhören will mit „Genervt sein“. Na ja nicht ganz. Ganz geht ja nie. Aber weil ich mich wieder aufs Wesentliche konzentrieren will. Weil ich wieder gelernt habe, worum es mir beim Bloggen geht: Um was loszuwerden. Um sich was von der Seele zu schreiben. Und das will ich weiterhin tun: Darüber schreiben, was mich bewegt. Tolle Menschen im Internet finden, die mir ihre Geschichte erzählen. Es aushalten, wenn ihnen meine Fragen zu nahe sind. Produkte vorstellen, die ich gut finde und von Orten erzählen, die ich mag.

Und nebenbei natürlich draußen sein – vielleicht noch mehr als bisher – und darüber zu schreiben, wie sich manche Dinge ein bisschen verändern. Die Vereinbarkeit. Und das Leben und überhaupt.

Der Blog geht also weiter. Wenn Ihr bis hierhin durchgehalten habt: Frag ich Euch, bleibt Ihr als Leser dabei?

 

Und so war es kurz vor der Pause.

Alltag, Kultur mit Kind

Der Kater nach der Blogfamilia und der Wunsch nach Ruhe

Wer mir auch nur auf einem Kanal folgt, der weiß dass ich vergangenes Wochenende bei der Blogfamilia war.

 

Fast 200 Blogger kamen zusammen und es war wunderbar: Blogger, die seit zehn Jahren bloggen und die ich ganz und gar großartig finde. Blogger, die erst seit Kurzem dabei sind und die grad nach dem idealen Business-Modell suchen. Blogger, die ich schon fast vier Jahre kenne und auch einige Blogger mit denen ich nicht geredet habe, die mir aber online sehr vertraut sind: Blogger von denen ich vorher wenig gehört habe, die ich aber ganz toll finde und ein paar wenige andere, die natürlich auch.

 

Alles ein bisschen wie eine Riesenparty inklusive Kater, die bei mir nun nach ein bisschen Pause schreit. Was bedeutet das? Die nächsten zwei Wochen gibt es keine neuen Beiträge hier. Vielleicht wäre es Euch gar nicht aufgefallen, vielleicht schaut der eine oder andere tatsächlich regelmässig  am Dienstag und Donnerstag nach den Elternfragen oder Familienrollen (Man beachte den dezenten Archiv-Link.), deshalb wollte ich es loswerden.

 

Spätestens Ende Mai ist hier also wieder mehr los: Bis dahin stelle ich aber weiter auf Twitter meine tägliche #lernedeinetimelinekennen-Frage und bin außerdem auf Insta. Ganz weg bin ich also nicht. Wer unbedingt viele neue tolle Sachen entdecken will, hier mein Empfehlungen durch die Blogfamilia neu wiederentdeckt: Nullpunktzwo, Frischebrise, Vorstadtzauber, Quirlimum und viele, viele andere. Nicht zuletzt unser Zweitblog Radfamilie, der sich immer über Besucher freut.

Alltag, Familienrollen

Leben in der Sekte: „Als sie meine Tochter als Bastard-Kind bezeichneten, war die Geschichte für mich gelaufen.“

Auf meinem Twitter-Account stelle ich jeden Morgen eine Frage: Bei einer Diskussion über Religion hat Tanja erzählt, dass sie „Mitglied einer Sekte“ war, welche Geschichte sich dahinter verbirgt, das hat sie mir in den Familienrollen verraten. 

Auf Twitter hast Du erzählt, dass Du Deine Kindheit in einer Sekte verbracht hast: Wie genau kann man sich das vorstellen? 

 

Die Sekte heißt „Freie Evangeliums Christengemeinde“ und ist eigentlich alles Andere, nur eben überhaupt nicht frei. Zumindest nicht die Gemeindemitglieder.

Im Grunde genommen widmet jedeR sein gesamtes Leben der Gemeinde bzw. Gott. Ich selbst bin da quasi reingewachsen, von Anfang an. Jeden Sonntag und Freitag gab es eine Messe, samstags fand zusätzlich etwas für Kinder, Jugendliche und Unverheiratete statt. Mit steigendem Alter und der vollen Aufnahme in der Gemeinde wurden es 6 Tage die Woche.

Zunächst hatte ich nur die erwähnten 3 Termine, aber das wurde zunehmend mehr, je älter ich wurde. Die Einbindung von Jugendlichen war intensiver, sie durften nur sehr wenig mit Außenstehenden zu tun haben.

 

Die Schule war schon ein Problem, überall war direkt klar „Die sind anders“. Mädchen mussten Röcke tragen, durften sich nicht die Haare schneiden oder gar schminken. Jungs hatten nur lange Hosen an, durften keine langen Haare haben. Klassenfahrten waren Tabu, dafür gab es Fahrten innerhalb der Gemeinde, wo dann in den jeweiligen Gruppen zusammen die Bibel tiefer ergründet wurde.

 

Kontakt nach außen gab es in diesen 14 Tagen nicht, alle saßen auf irgendeiner Alm zusammen und paukten Bibelgeschichten. Alleine diese Punkte reichten aus, um „in der Welt“ stigmatisiert zu sein und es schwerer zu haben.

 

Doch das ist nicht alles: Niemand darf einen Fernseher oder ein Radio besitzen, Musik wird nur kirchliche konsumiert, die es dort auch zu kaufen gab. Mit 18 kann man sich taufen lassen, von da an tragen Frauen ein Kopftuch. Kommuniziert als freiwillige Handlung, tatsächlich aber gehört es dazu.

Im Idealfall befasste man sich ausschließlich mit Gott, dem Studium der Bibel oder Gemeindemitgliedern.

Eine Beziehung ist strengstens untersagt, Paare heiraten direkt, ohne sich vorher näher kennen zu lernen. Der Mann fragt die Eltern der Frau, wenn diese einverstanden sind, kommt die Frau dazu und wird ebenfalls gefragt. Ist sie einverstanden, geht es direkt an die Hochzeitsplanung. Wobei hier die standesamtliche Hochzeit keine Bedeutung hat, erst die kirchliche ist bindend.

 

Im Anschluss geht es ziemlich zügig an die Familienplanung. In den alten Familien sind es sehr, sehr viele Kinder (22 hat die größte Familie!), weil Verhütung nicht erlaubt und Sex ausschließlich der Fortpflanzung vorbehalten ist. In den Familien meiner eigenen Generation sind es deutlich weniger Kinder.

 

Frauen sind von da an für die Kindererziehung und den Haushalt zuständig. Haben sie vorher eine Ausbildung gemacht, so gibt sie ihren Beruf auf. Die wenigsten Frauen haben eine abgeschlossene Ausbildung, meistens wird irgendwann zwischen Ausbildungsbeginn und -ende geheiratet. Da der Mann das Familienoberhaupt ist, hat er das Sagen und sein Wort ist Gesetz.

 

Es ist insgesamt eine sehr patriarchalische Familienkonstellation, überhaupt nicht dem heutigen Zeitgeist entsprechend.

Du hast erzählt, dass Du nach dem Tod Deiner Mutter angefangen hast, das Leben dort zu hinterfragen: Was genau ist da passiert?

 

Ja, der Tod meiner Mutter war ein Schnitt mit dieser Religion. Habe ich vorher Dinge hinterfragt oder komisch gefunden, so gab ich mich mit den Antworten zufrieden.

Als ich aber den Tod meiner Mutter realisiert hatte und zu fragen begann, waren die Antworten zerschmetternd. Um das zu erläutern muss ich ein wenig weiter ausholen: Ich kenne meine Mutter nicht wirklich, mein Vater nahm mich mit, als ich 2,5 Jahre alt war und hielt mich vor ihr versteckt, drohte ihr, auch meinen Bruder zu holen, wenn sie sich auflehnt. Sie hielt still, versteckte sich.

 

Als ich ungefähr 12 Jahre alt war, starb sie eines gewaltsamen Todes. Im Grunde war es eine Verkettung unglücklicher Zufälle, doch am Ende traf es sie. Während mein Bruder (10 Jahre) sich retten konnte, starb sie.

Ich wusste aus Erzählungen, dass sie ihr ganzes Leben lang nur eingesteckt hatte, immer für andere da, immer um das Wohl anderer besorgt war. Ich hinterfragte. Wollte wissen, wie ein gütiger Gott das vereinbaren kann. Wieso eine Frau, die so lebte, in Demut und gottesfürchtig, so ein Ende finden musste. Wie es sein konnte, dass Gott sowas zuließ. Wo da die Gerechtigkeit ist. Wo Gottes Güte ist, die doch im neuen Testament so offensichtlich propagiert wird.

Die Antwort machte ich wütend, traurig und nahm mir meinen Glauben: Sie hätte in der Zukunft sicherlich etwas getan, was anderen Schaden würde oder wäre abtrünnig geworden, weshalb sie schon vorher bestraft wurde.

Solche Antworten häuften sich. Eine Familie verlor ihr jüngstes Kind bei einem tragischen Unfall im Urlaub, dazu hieß es, Gott hätte sie bestraft, weil das Geld für den Urlaub in der Gemeinde gebraucht würde und die Familie sich einen egoistischen Urlaub gönnte.

 

Mit der Religionsgemeinschaft mit der Du als Kind zu tun hattest, hast Du heute keinen Kontakt mehr. Wie hat sich das auf Deine Ursprungsfamilie ausgewirkt?

 

 

Tanja heute: Ihr Bildnis als Bloggerin.

Der Bruch mit der Religion bedeutete auch ziemlich schnell einen Bruch mit meiner Familie. Auch wenn nicht alle gläubig sind – wenn ich es mir recht überlege, ist es sogar der kleinste Teil, der tatsächlich in die Kirche geht – so haben durchaus alle eine Meinung, wie die Anderen zu leben haben. Ich war schnell abgestempelt als das schwarze Schaf, mit dem sich meine Cousinen und Cousins möglichst wenig abgeben sollten, weil mein Verhalten auf sie abfärben könnte. Als ich mit 15 auch noch ins Heim ging, war das ein sehr abrupter Bruch, der anhielt.

 

Erst später stellte sich Kontakt zu meinen (Halb-)Geschwistern ein, in diesem Zusammenhang auch zu meiner Stiefmutter und meinem Vater.

 

Endgültig Schluss war aber, als meine älteste Tochter auf die Welt kam. Unehelich, der Kindsvater nicht abgesegnet, völlig „falsch“ und nicht passend. Ich weiß noch, wie sie mich im Krankenhaus besuchten, ganz viele Verwandte, die mein Baby sehen wollten, mir dann aber erzählten, wie Babys seien (blind, taub, haben keine Gefühle, etc. pp) und wie ich mich zu verhalten habe. Als sie meine Tochter als Bastard-Kind bezeichneten, war die Geschichte für mich gelaufen. Seitdem gibt es keinen Kontakt mehr.
Mittlerweile wohne ich 150 km weit weg, ich traf meine Familie noch einmal zur Beerdigung meines Bruders vor 4 Jahren und habe seitdem Kontakt zu einer meiner Tanten, die mein Leben zwar nicht gutheißt, mich aber auch machen lässt und froh ist, dass wir wieder Kontakt haben.

 

Der Rest der Familie hat keine Kontaktdaten. Wenn Kontakt nötig ist, melde ich mich so, dass es nicht zurück verfolgbar ist. Heute hätten sie wohl gerne mehr von meinem Leben, aber das auch nur aus egozentrischen Gründen. Sie sehen, was ich mir mit meinem Mann aufgebaut habe und würden gerne einen Teil davon abhaben, doch dazu bin ich nicht bereit.

 

Was aus dieser Zeit hat Dich am meisten geprägt?

 

Eigentlich alles. Auch wenn ich jetzt ein völlig anderes Leben lebe, so sind die Grundsätze doch tiefer verankert, als ich es mir gern eingestehe. Ich muss mir meine Meinung und meine Gefühle zu bestimmten Themen immer wieder neu vor Augen führen und reflektieren, ob das nun tatsächlich das ist, was ICH für richtig halte.

 

Das fällt mir momentan besonders im Zusammenhang mit meiner ältesten Tochter auf. Wie oft mein erster Impuls ist, sie zu maßregeln, weil sie sich geschminkt hat, freizügige Kleidung trägt oder ähnliches. Oder auch das Leben mit Kleinkind und Baby. In meiner Familie zählt so ein kleiner Mensch nicht, er hat zu funktionieren, zu gehorchen. Das ein oder andere Mal rutscht mir im Stress ein Satz heraus, den ich selbst hörte und der überhaupt nicht meinem Denken entspricht.

Umgekehrt gibt es aber auch positives, glaube ich. Die zehn Gebote, zum Beispiel, finde ich nicht nur auf die Religion bezogen wichtig, sondern auch aus moralisch-ethischen Gründen. Im Prinzip baut ja auch unsere Judikative darauf auf, zumindest auf den meisten.

In einem anderen Interview in den Familienrollen hast Du von Deiner Zeit als junge Mutter berichtet: Woher hattest Du dann die Unterstützung so gänzlich ohne familiären Rahmen?

Oft alleine auf weiter Flur.

Mit aus diesem Grund war diese Zeit für mich so hart, weil es überhaupt gar keine Unterstützung gab. Freunde hatte ich kaum bis gar nicht, meine Familie war ja auch kein Thema. Daher musste ich mich überall alleine durchbeißen und alles alleine schaffen.

 

Manchmal dachte ich daran, mich bei meiner Familie zu melden und um Hilfe zu bitten, aber ich wusste auch, dass mir niemand geholfen hätte. Nicht bei meinem Lebensweg, nicht unter diesen Umständen. Ich weiß noch, dass ich eine Zeit lang heimlichen Kontakt mit meiner gleichaltrigen Cousine hatte, die mir immer wieder sagte, dass ich doch selbst schuld sei. Ich hätte ja den Vater meiner Tochter heiraten sollen und ich wäre die schrecklichste Rabenmutter, weil meine Tochter in einen Kindergarten ging und ich meine Ausbildung machte.

 

Kindergärten sind nämlich auch so eine Sache, die zu vermeiden ist. Immerhin sind sie für diese Familien ja auch nicht nötig, weil die Betreuung ausschließlich von der Mutter, in Ausnahmen von der erweiterten Familie, übernommen wird.

 

Was bedeutet Religion heute für Dich und was vermittelst Du Deinen Kindern?

Tatsächlich wurde Religion erst mit den Kindern wieder Thema für mich. Lange wollte ich damit überhaupt nichts zu tun haben. Meine Kinder sind nicht getauft oder sonst irgendwie in eine Kirchengemeinde aufgenommen, diese Entscheidung möchte ich ihnen selbst überlassen.

 

Aber sie bekommen kirchliche Feste natürlich dennoch mit, ich erzähle ihnen auch die Geschichte dahinter, nur eben nicht dogmatisch, sondern nur als Geschichte. Ich erzähle ihnen auch von Gott, Jesus, etc., aber sie wissen, dass es Menschen gibt, die daran glauben und Menschen, die daran nicht glauben.

Meine älteste Tochter hat in der Grundschule am Religionsunterricht teilgenommen, vor allem um sich eine vollumfängliche Meinung zum Christentum bilden zu können. Auch wenn sie oft fluchte, weil ihre Klassenkameraden, durch die sehr starke religiöse Bindung hier auf dem Land, immer einen Vorteil hatten, so lernte sie dennoch die wichtigsten Themen kennen.

Heute ist sie 13 Jahre alt und hat für sich entschieden, dass sie nicht an Gott glaubt. In der weiterführenden Schule besucht sie den Kurs für praktische Philosophie und ist damit ganz zufrieden. Die beiden Jüngsten haben davon noch keine Vorstellung, das wird sich erst in den nächsten Jahren ergeben.

 

Danke für Deine Geschichte, Tanja. 

 

Ihr habt auch ein Thema über das Ihr in den Familienrollen mal sprechen wollt? Dann schreibt mir doch eine Email an fruehesvogerl@gmail.com.

Elternfragen, Kultur mit Kind, Unterwegs

Hamburg: Highlights mit Kindern

Ich habe eine Lieblingsbloggerin: Es ist die wunderbare Carola von Frische Brise, deren Zuhause ist in Hamburg. In den Elternfragen verrät sie mir, welche Orte man in Hamburg unbedingt kennen sollte: einige kenne ich bereits, einige andere möchte ich unbedingt noch besuchen. 

 

Eine vierköpfige Familie ist für 24 Stunden in Hamburg: Welche touristischen Stationen müssen sein? 

 

24 Stunden sind ziemlich kurz. Mal überlegen… Ich finde, am schönsten ist Hamburg da, wo Wasser ist. Also am Hafen, an der Alster, im Stadtpark, bei Planten un Bloomen und in der Hafencity. Ein Geheimtipp ist es wahrscheinlich nicht mehr, dass man den Hafen mit einer Hafenfähre vom Wasser aus erleben kann. Die Hafenfähren fahren ziemlich oft, sind richtig schnell und man kann sich eine frische Brise um die Nase wehen lassen. Und das Beste: die Fahrt kostet nur so viel wie eine normale Busfahrkarte. Beim Anblick von
riesigen Kränen und Schiffen kriegt man automatisch Fernweh.

 

Kaffee und Kuchen, oder Nudeln für die ganze Familie: Welche kulinarischen Highlights in der Hansestadt kannst Du empfehlen? 

 

Mit Kindern ist vor allem das Café Sternchance sehr empfehlenswert. Es liegt im Grünen aber mitten in der Stadt. Es gibt eine Spielecke und einen Spielplatz draußen. Das Frühstücksbuffet am Wochenende bietet eine sehr reichhaltige leckere Auswahl.

Sehr hübsch ist das schwedische Café Karlsons. Es ist sehr sympathisch ganz im schwedischen Stil eingerichtet und es gibt leckere nordische Speisen. In einer kleinen Verkaufsecke kann man sich gleich mit skandinavischen Lebensmitteln oder schönen Dingen eindecken.

 

Hamburg hat so viele Museen: Welches ist mit Kindern besonders toll? 

Ich mag das Museum für Kunst und Gewerbe. Da gibt es wechselnde aktuelle Ausstellungen und eine große Sammlung aus 4000 Jahren Menschheitsgeschichte. Das können Möbel sein, Geschirr oder Kleidungsstücke. Im Untergeschoss gibt es ein Kinderreich, in dem Kinder am Wochenende spielen und
gestalten können. Alle unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Im wunderschönen Museumsrestaurant gibt es ein Buffet mit leckeren kalten und warmen Speisen.

Ansonsten mögen wir als Familie das Museumsdorf Volksdorf sehr. Das liegt etwas außerhalb, ist aber sehr gut mit der U-Bahn zu erreichen. Im Museumsdorf kann man historische norddeutsche Bauernhäuser besichtigen und viele Tiere beobachten. Der Besuch des Geländes ist kostenlos. An einigen Tagen in der Woche ist „Emmis Krämerladen“ geöffnet. Dort gibt es selbstgebackenen Kuchen und allerlei Handgemachtes zu kaufen.

 

Shoppen als Familie: Wo lohnt sich ein Besuch? 

 

Shoppen gehört nicht unbedingt zu unseren Freizeitbeschäftigungen. Die Innenstadt mit der riesigen Shoppingmeile Mönckebergstraße und der Europapassage meiden wir. Neulich war ich in Altona, da gibt es direkt am Bahnhof auch eine Fußgängerzone, die ist etwas charmanter. Um die Ecke gibt es den Bonscheladen, wo man bei der Herstellung von Bonbons zusehen kann und noch warme Bonbons probieren darf. Und dann gibt es gleich nebenan die weltbesten Macarons! Das Eissandwich, köstliches Eis zwischen zwei großen Macarons, gehört zum Besten, was ich je in meinem Leben gegessen habe.

Die schönste Buchhandlung, die ich kenne, ist stories!. Da könnte ich stundenlang stöbern. Auch im Kinderbuchregal.

 

Pst, und nun: Wie kinderfreundlich ist Hamburg wirklich? 

Es gibt schon schöne Ecken in Hamburg. Es ist für alle etwas dabei. Allerdings ist die Stadt noch etwas hinterher in punkto Barrierefreiheit. Es wird im Moment viel gebaut, aber das Angebot an Rolltreppen und Fahrstühlen sollte unbedingt noch erweitert werden. Darauf sollten sich Besucherinnen und Besucher einstellen.

 

Vielen lieben Dank, Carola. 

 

Vor Kurzem hat mir Saskia ihre Geheimtipps von Hannover verraten: Hier könnt Ihr nachlesen.

 

Es gibt eine Stadt die unbedingt mal vorkommen sollte? Dann schreibt doch eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com. 

Kultur mit Kind

Eine Ex-Mrs-Germany: „Der Körper einer Mutter hat wertvolle Arbeit geleistet.“

Model Elischeba (bloggt auf model-und-mama.de) ist ehemalige Mrs Germany und Zweifachmutter: In den Familienrollen erzählt sie, wie sich ihr Schönheitsideal durch die Schwangerschaftenverändert hat und welches Körpergefühl sie ihren Kindern vermitteln möchte. 

Fotograf Martin Helmers.

Du warst Miss Germany: Was bedeutet Schönheit für Dich?

Ich finde es toll, wenn Menschen von innen heraus strahlen: Wenn das Lachen die Augen erreicht und jemand zufrieden mit sich ist.

 

Hat sich Dein Schönheitsideal als Mutter verändert?

 

Foto Elischeba WildeDer Körper einer Mutter hat wertvolle Arbeit geleistet. Natürlich ist es wichtig auf sich zu achten. Aber ohne Perfektion anzustreben. Denn das ist frustrierend.

 

Ich habe fast die gleiche Figur wie vor meinen Schwangerschaften. Trotzdem sieht man bei Bikinibildern einen Unterschied. Aber es ist in Ordnung, denn dafür habe ich wunderbare Kinder.

 

Ich achte bei meiner Ernährung auf gesunde Zutaten, aber hungern ist nichts für mich.

 

Als Model war ich vor meiner Zeit als Mama mal bei einem Casting, wo gefühlte hundert blonde 1,80 Meter große Frauen gegeneinander angetreten sind. Ich habe mich noch nie so austauschbar gefühlt.

 

Du denkst du musst von allen die beste sein. Meine Kinder lieben mich so wie ich bin – egal, ob die Haare frisch gewaschen sind oder die Kleidung perfekt sitzt. Das ist ein tolles Gefühl und wichtiger als Äußerlichkeiten. Es gibt immer Frauen die jünger, blonder, schlanker oder schöner sind. Aber für unsere Kinder sind wir die wichtigsten Menschen der Welt!

Milchflecken, Übergewicht und Joggingshosen: Nicht jede hat immer die Optik so stark im Blick. Wie kritisch bist Du anderen Müttern gegenüber?

 

Fotograf Martin Helmers. Thailand.

Ich bin anderen Müttern gegenüber gar nicht kritisch. In der Stillzeit bin ich selbst mit Milchflecken rumgelaufen. Ich hatte mich gerade umgezogen und dann war ich schon wieder vollgesabbert. Zu Hause habe ich bequeme und unempfindlich Kleidung getragen.

 

Ich kenne auch stark übergewichtige Mütter. Es steht mir nicht zu darüber zu urteilen. Mit Müttern die sagen, dass es ihnen egal ist wie aussehen, kann ich mich allerdings nicht identifizieren.

 

Welches Schönheitsbild vermittelst Du Deinen Kindern?

Für meine Kinder habe ich schicke Kleidung, wenn wir zum Beispiel eingeladen sind, in Restaurants gehen oder für Fotos. Trotzdem lasse ich sie bewusst im Dreck spielen, weil ich das wichtig finde.

Das stärkt die Abwehrkräfte und macht Kindern Spaß: Dafür habe ich Buddelhosen, Gummistiefel und alte Kleidung.

Ohrringe, Tüllkleider und Co.: Welche Schönheitsdinge machst Du schon mit Deiner Tochter?

 

Fotograf Pierre Wilde.

Meine Tochter liebt Ketten und Armreifen. Ich mache ihr auch gern Zöpfe und habe schöne Schleifen für ihr Haar. Allerdings bin ich gegen Ohrlöcher bei Kleinkindern. Das tut verdammt weh und muss mit zwei Jahren noch nicht sein. Wenn Emily von sich aus Ohrlöcher haben möchte, dann stechen wir welche.

Was rätst Du Frauen, die nicht so im Einklang mit ihrem Körper stehen?

 

Sie sollten sich bewusst machen, dass Äußerlichkeiten nicht alles sind. Manchmal brauchen Mütter nur ein bisschen Zeit für sich, um sich wohler in ihrer Haut zu fühlen. Ich bin persönlich im Sportverein und besuche zweimal wöchentlich Kurse. In den Schulferien finden sie diese nicht statt. Ich spüre, dass ich dann unausgeglichen bin. Das zeigt mir, wie wichtig es ist, etwas für sich zu tun. Sich komplett für die Kinder aufzuopfern und sich selbst zu vergessen hilft langfristig niemanden.

 

Die Kinder wollen glückliche Eltern – keine perfekten.

 

Vielen lieben Dank, Elischeba.

 

Ihr habt auch eine Geschichte, die Ihr gerne mal in den Familienrollen erzählen wollt? Dann schreibt mir doch eine Mail an fruehesvogerl@gmail.com.

Elternfragen, Kultur mit Kind, Nachgefragt, Unterwegs

Reisen mit Kleinkind: „Frau wächst halt mit ihren Aufgaben – das gilt auch fürs Backpacking mit Kind.“

Was machen eigentlich die Backpacker, wenn sie Kinder bekommen? Das wollte ich wissen und habe Gabriela (Mami bloggt) gefragt, die mit ihrem Kleinkind genau diese Art des Reisen regelmässig macht. Sie verrät in den Elternfragen, welche Länder sie für Einsteiger empfehlen kann und gibt ein paar Tipps. 

 „Backpacking mit Kleinkind“: Das klingt für mich sehr anstrengend, scheint aber für Dich Alltag. Wie war Deine Art zu reisen, bevor Dein Kind zur Welt kam? 

 

Ganz ehrlich? Genauso wie jetzt mit Kleinkind.

 

Ich bin absolut kein Freund von Pauschalurlaub und tagelang faul am Strand liegen. Vielmehr liebe ich es, mit dem Rucksack von einem spannenden Ort zum nächsten zu ziehen.

 

Allerdings war es mir vorher nicht zwingend klar, dass ich meine Art des Reisens auch mit Kind so weiterführen könnte. Als ich schwanger wurde, dachte ich, dass jetzt meine Backpacking-Reisen für viele Jahre vorbei wären, aber da habe ich allerdings die Rechnung ohne meinen keinen Weltenbummler gemacht.

 

Als er acht Monate alt war, haben wir uns mal rangetastet und gemeinsam mit meinem Mann die erste Reise gemacht, nach Bali. Und da habe ich gemerkt, dass das Reisen mit einem Baby eigentlich gar nicht so ein Hexenwerk ist. Kurz danach bin ich mit meinem Sohn alleine nach Malaysia geflogen, um das „Alleine-Reisen“ einfach mal auszuprobieren. Und wir haben es tatsächlich überlebt. Mittlerweile sind mein Sohn und ich ein super eingespieltes Reise-Team und ich empfinde es als total normal, mit ihm durch die Welt zu reisen. Frau wächst halt mit ihren Aufgaben – das gilt auch fürs Backpacking mit Kind.

Dein Kind ist noch im Kleinkindalter aber ihr habt schon gemeinsam viele Orte besucht: Was habt Ihr schon alles gesehen? 

 

Mein Sohn und ich waren jetzt gemeinsam in 20 Ländern. Wir sind natürlich viel in Europa rumgereist, haben aber auch viele Länder in Südostasien aber auch Mittelamerika und Südamerika besucht. Unsere absoluten Länder-Highlights waren definitiv Kambodscha, El Salvador und Kolumbien. Generell sind wir mehrmals im Jahr unterwegs. Meistens im Winter für mindestens zwei Monate und dann noch ein paar mehrwöchige Reisen. Diesen Sommer zum Beispiel geht es für meinen Sohn und mich für fünf Wochen nach Osteuropa. Wir beginnen in Bulgarien und wollen uns dann bis nach Prag mit Bussen und Zügen vorarbeiten.

Meist reisen Du und Dein Kind ganz alleine: Was sind Deine Tipps fürs Backpacking mit Kleinkind?

 

Mein Sohn und ich sind meistens alleine unterwegs, da mein Mann selbstständig ist und ungern seine Firma für längere Zeit alleine lässt. So mache wir meistens gemeinsam einen dreiwöchigen Familienurlaub über Weihnachten – vergangenen Winter waren wir zum Beispiel in Guatemala – und dann noch einige verlängerte Wochenend-Trips. Die restlichen Reisevorhaben ziehen mein Sohn und ich dann alleine durch.

Meine Tipps zum Backpacking mit Kind sind vor allem:

 

– unbedingt mit so wenig Gepäck wie möglich reisen
– nach Hilfe fragen, wenn man Hilfe benötigt
– die Reise vorab nicht planen – und dementsprechend viel Zeit und Raum für spontane Entscheidungen und Eventualitäten lassen
– nicht das Bedürfnis haben, alle Attraktionen und Sehenswürdigkeiten unbedingt besuchen zu müssen
– immer auf sein Bauchgefühl hören. Ist es nicht gut, dann sollte man etwas ändern

 

Was sind die schönsten Momente an Euren Reisen zu Zweit?

Puh, das ist eine sehr schwierige Frage, da wir mittlerweile gemeinsam schon so viele Orte besucht haben. Im Allgemeinen ist es immer sehr schön, dass wir zu zweit sehr leicht Einheimische kennenlernen. Egal, wo wir sind. Das ist mit meinem Mann zusammen anders, da ich glaube, dass die Menschen dann immer sich ein bisschen mehr scheuen, uns anzusprechen. Wenn ich mit meinem Sohn alleine unterwegs bin, dann kommen wir praktisch an jeder Ecke mit Jemandem ins Gespräch – vor allem natürlich in den Ländern, in denen mein Sohn mit seinen blonden Haaren sehr exotisch wirkt.

Wenn du mich jetzt aber festnageln würdest, dass ich dir fünf Orte nenne, die uns am allerbesten gefallen haben, dann wäre es wohl Battambang in Kambodscha, das kleine Bergdorf Monguí und die Tatacoa Wüste in Kolumbien, das kleine Dorf Alegría in El Salvador und natürlich der wunderschöne See Lago Atitlán in Guatemala. Glaube mir, dass ich dir jetzt im gleichen Atemzug aber noch mindestens 20 weitere Orte nennen könnte.

Welche Länder kannst Du für Backpack-Einsteiger empfehlen?

Ach, es gibt sehr viele Reiseziele mit Kindern, die ich Eltern empfehlen kann. Für Einsteiger mit etwas weniger Reiseerfahrungen kann ich absolut Bali, Malaysia und auch Kambodscha empfehlen. Vor allem Kambodscha ist sehr vielseitig, lässt sich gut individuell bereisen und bietet auch für Kinder einen tollen abwechslungsreichen Mix.

Außerdem bin ich ja gerade ein ganz, ganz großer Fan von Mittelamerika mit Kindern. Meine Empfehlungen für Eltern sind Nicaragua, Guatemala und vor allem El Salvador. Ich weiß, dass jetzt El Salvador als Reiseziel sehr ungewöhnlich klingen mag. Aber für mich gehört El Salvador mit zu den schönsten Ländern auf der ganzen Welt. Auch mit Kindern.

Weiterführende Link zu den Reisen:

Bali 

Kambodscha

El Salvador 

Kolumbien

Reiseziele mit Kind

Mittelamerika mit Kindern 

 

Mehr zum Thema Reisen findet Ihr noch hier: Ein Interview über Couchsurfing und ein Plädoyer von Bea, warum Fernreisen mit Kind so schön sind.